Die Gedenkstätte auf dem ehemaligen KZ-Gelände wird erweitert, um mehr Gruppen Platz zu bieten. Dafür investieren der Kreis Ludwigsburg und die Stadt Vaihingen an der Enz 120 000 Euro. Das Gedenken sei nötiger denn je – darin sind sich alle einig.

Vaihingen/Enz - So viel Einigkeit ist selten: Einstimmig hatten sowohl der Kulturausschuss des Ludwigsburger Kreistags wie auch das Gesamtgremium im Herbst beschlossen, die Erweiterung der KZ-Gedenkstätte in Vaihingen finanziell zu unterstützen. „Wir sollten mit der Förderung ein Zeichen setzen“, sagte der Landrat Rainer Haas und war entsprechend erfreut, als die Räte 60 000 Euro bewilligten.

 

Nun soll aus dem Zeichen gezimmerte Realität werden. Am 9. Januar werden auf dem Gelände im Glattbachtal die Bauarbeiter anrücken, in der vergangenen Woche erfolgte bereits der symbolische Spatenstich. Laut Jörg Becker, dem Vorsitzenden des Trägervereins, soll bis zum Sommer ein neuer Mehrzweckraum gebaut werden, in dem künftig auch größere Besuchergruppen empfangen werden können. Bislang habe man vor allem mit Schulklassen draußen arbeiten müssen, in dem neuen Raum finden aber bis zu 35 Personen Platz. Rund 150 000 Euro kostet der Anbau, der Jörg Becker zufolge schon bei der Eröffnung der Gedenkstätte im Jahr 2005 geplant war, aus Kostengründen aber verschoben werden musste.

„Wertvolle pädagogische Arbeit“

Neben dem Kreis beteiligt sich auch die Stadt Vaihingen in gleicher Höhe an der Investition, den Rest übernimmt eine Stiftung der Kreissparkasse. „Wir haben kein derartiges Vermögen, dass wir uns das selbst leisten können“, sagt Jörg Becker. Man könne als Trägerverein zwar die laufenden Kosten decken, darüber hinaus sei man aber auf Spender angewiesen.

Neben Schulklassen besuchen viele Gruppen die Gedenkstätte, auch Delegationen aus dem Oberen Galiläa, der Partnerregion des Landkreises in Israel, waren da. Die Einrichtung habe „überregionale Bedeutung“, sagt der Landrat Rainer Haas. Sie leiste „wertvolle pädagogische Arbeit“. Die Notwendigkeit der Erweiterung steht für den Kreischef daher „außer Frage“.

Vor allem Vorträge und Projekttage können in dem dritten Gebäude, das wie die bereits bestehenden aus Holz ist, stattfinden. Die Gedenkstätte kooperiert mit Schulen und arbeitet zudem mit der Landeszentrale für politische Bildung zusammen. „In der postfaktischen Zeit ist es wichtig, sich eine Meinung zu bilden“, sagt Jörg Becker. „Es ist sogar nötiger denn je.“

Im August 1944 wurde das Konzentrationslager Vaihingen als Außenlager des Standortes Natzweiler im Elsass gebaut. Zuvor bestand an der Stelle bereits ein Zwangsarbeiterlager. Von mehr als 5000 Häftlingen, die unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit verrichten mussten, starben bis zum April 1945 rund 1700. Die französischen Befreier trafen auf etwa 650 Überlebende.

2005 wurde die Gedenkstätte in Anwesenheit von Überlebenden eingeweiht. Jährlich kommen mehr als 3000 Besucher. Der Trägerverein hat rund 100 Mitglieder.