Seit 22 Jahren wird über den Rückbau der Landesstraße 600 bei Sandhausen gerungen  - jetzt geht der Streit in die letzte Runde.

Sandhausen - Mitte 1989, vor gut 22 Jahren also, wurde der Bau der neuen Bundesstraße 535 zwischen Heidelberg und Leimen im Rhein-Neckar-Kreis beschlossen. Zum Ausgleich für die einschneidende Maßnahme sollte ein 1,3 Kilometer langes Stück der Landesstraße 600 nördlich der Gemeinde Sandhausen zum Feldweg zurückgebaut werden. Die B 535 ist 2000 in Betrieb gegangen, doch auf der alten L 600 in Richtung Schwetzingen rollt der Verkehr noch immer.

 

Einer der Gründe liegt darin, dass die Landstraße bis 2007 mehrfach als Umleitungsstrecke gebraucht wurde. Seither spricht nach Auskunft des Regierungspräsidiums Karlsruhe nichts mehr gegen den Vollzug des gültigen Beschlusses.

Drohender Verkehrskollaps

Die Gemeinde Sandhausen hingegen, die der Ausgleichsmaßnahme einst zugestimmt hat, will davon nichts mehr wissen, sondern die durchgängige L600 behalten. 2009 hat sie eine entsprechende Änderung des Bebauungsplans beantragt. Angesichts des gestiegenen Verkehrsaufkommens brauche man sie weiter, erklärte der Gemeinderat damals. Ohne sie drohe dem Ort der Verkehrskollaps, sagte der Bürgermeister der Gemeinde, Georg Kletti.

Das Regierungspräsidium signalisierte Entgegenkommen und forderte die Gemeinde auf, andere Ausgleichsvorschläge für den Rückbau zu machen. Doch da kam nicht sehr viel. Erst eine Arbeitsgruppe, die die Behörde ins Leben rief, präsentierte vor einem Jahr Vorschläge für Ersatzmaßnahmen. Das Kernstück war dabei der Zusammenschluss der weithin einmaligen Sanddünen im Süden der Gemeinde, die zum Landesprojekt "Badische Binnendüne" gehören. Eine Entsiegelung von 2000 Quadratmetern einer kleineren Straße soll dort die Voraussetzungen schaffen, damit ein bisher getrennter Dünenzug wieder zusammenwachsen kann.

Am besten wäre es, wenn alles so bliebe

Doch auch dagegen wehrt sich die Gemeinde. Am besten wäre es, wenn alles so bliebe, wie es ist, findet man dort. Jetzt soll der Petitionsausschuss des Landtags entscheiden, was gilt. Etwa zeitgleich haben die Naturschutzverbände und Sandhäuser Bürger vor einem Jahr drei Petitionen nach Stuttgart geschickt. Die Verbände haben die Abgeordneten aufgefordert, "endlich geltendes Recht umzusetzen", die Sandhäuser verlangten, auf den Rückbau der L 600 endgültig zu verzichten - unterstützt von 5000 Unterschriften und der CDU-Fraktion des Gemeinderats.

 Vor Kurzem hat sich der Ausschuss die Antragsteller vor Ort angehört. Einmal mehr versicherte Bürgermeister Kletti bei der Gelegenheit, der Verzicht auf das Stück der L 600 werde "unzumutbare Belastungen" für die Einwohner bringen. "Die Idee ist in den 70er Jahren entstanden, da war ich gerade vier Jahr alt ", sagte er. Dem hielt der Sprecher des BUND entgegen, 22 Jahre Wartezeit seien genug. "Dieser absurde Skandal muss endlich ein Ende finden", sagte er. Obwohl das Treffen wenig Konkretes brachte, zeigte sich der Berichterstatter des Ausschusses Georg Nelius (SPD) zuversichtlich, den gordischen Knoten durchschlagen zu können. Er verwies auf die Vorschläge, eine Düne zu entwalden oder zu Gunsten der Natur auf die Bebauung bereits ausgewiesener Gewerbegebiete zu verzichten. "Das sind Vorschläge, die man ernsthaft prüfen muss", sagte er. Wie es ausgehe, werde dann vor allem vom Umweltministerium abhängen. Im März 2012 solle die Entscheidung fallen.