Wand an Wand zur Renitenzbühne werden die würzigen Speisen quasi im Theaterfoyer aufgetischt.

Stuttgart - Die Erwartungen sind groß an die Küche von Diego Cala und Luigi Aracri, der außer dem La Commedia das Fellini im Bollwerk betreibt und sich auch als Wirt des Primafila am Fuß des Fernsehturms einen Namen machte. Schon von draußen sieht man das schicke Interieur durch die große Fensterfront, asymmetrische Deckenlampen kontrastieren kahle Betonwände, lilafarbene Polstermöbel stehen schlichten Lederstühlen gegenüber. Diese sind wechselweise schwarz und weiß bezogen, wie Pfeffer und Salz, und besonders von Letzterem bekommen wir noch viel ab an diesem Abend. Deswegen wurden unsere Erwartungen auch nicht ganz erfüllt. Doch von vorne.

Schon hinter der Glastheke der separaten Bar, an der nicht nur gegessen, sondern auch geraucht werden darf, machen Pizzaecken und süße Pasticcini Appetit auf mehr. Durch eine Schiebetür geht es von da weiter zu den schlicht, aber elegant gedeckten Tischen des Restaurants. An einem machen wir es uns gemütlich mit Avocado und Shrimps an Kirschtomaten und Sellerie auf Feldsalat (11,50 Euro). Merkwürdig nur, dass sich unsere Shrimps auf Rucola betten statt auf dem angekündigten Feldsalat, was dazu führt, dass eine bittere Note vor allem die Avocado überlagert. Dabei passt die Rauke viel besser in den gemischten Salat (4,80 Euro), der leider großzügig mit Öl übergossen auf den Tisch kommt. Dazu gibt es so gutes Weißbrot mit herrlich krosser Kruste, dass wir gerne erst mal ein Päuschen in der Raucherlounge einlegen.

Die Portion ist dem Preis nicht angemessen


Schade, dass die Hauptspeisen schon auf dem Tisch stehen, als wir zurückkommen. Immerhin ist der sonst durch Zurückhaltung auffallende Kellner so nett, uns darauf hinzuweisen. Das Saltimbocca à la Romana mit Rosmarinkartoffeln und Gemüse (21,50 Euro) ist in Ordnung, die Portion dem Preis aber nicht angemessen. Die spärliche Gemüseration ist wie die Sauce offenbar in die Hände eines verliebten Kochs geraten: beides hat er gut mit Salz bedacht. Ebenfalls würzig, aber lecker kommen die hausgemachten Spaghetti im Parmesannest mit Trüffelcreme (13,50 Euro) daher. Die dicken Nudeln sind schön bissfest, der geschmelzte und dann in Schalenform erkaltete Parmesan ist eine gekonnte Alternative zum ewig geraspelten. Einzig die Sauce hätte trüffellastiger, dafür weniger mächtig ausfallen dürfen. Das hält uns aber nicht davon ab, auch eine Ecke der bilderbuchreifen Pizza aus der Theke zu probieren. Der Boden der mit Artischocken und Oliven belegten Carciofi (3,50 Euro das Stück, die ganze kostet 8 Euro) ist leider zu dick und die Pizza hätte, wir ahnen es bereits, eine Prise weniger Salz vertragen.

Für den Durst, der sich hernach einstellt, ist der dunkelrote Negroamaro (6,50 Euro das Glas) eigentlich zu schade: Das feine Tröpfchen Wein mundet uns ausgezeichnet. Ebenso wie die Pasticcini misti (mit 5,50 Euro angegeben, aber nur 4,50 Euro wurden abgerechnet), fünf weichteigige Plätzchen, deren Hälften dank Crème aufeinanderkleben. Das Panna cotta (5,50 Euro) rundet unaufgeregt ab. Und so lautet unser Fazit: das La Commedia ist mehr als ein Pausenfüller für Theaterbesucher - und wir kommen gern zum Mittagstisch wieder her, der bei 6,90 Euro losgeht.

La Commedia, Büchsenstr. 26, 70174 Stuttgart


Die Bewertung


Küche: ***

Service: ***

Ambiente: ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.