Alte Liebe darf doch rosten – vor allem wenn der danach als schickes Design auf einem T-Shirt landet. Zwei junge Designer aus Stuttgart machen Drucke mit dem Rost ausrangierter Objekte.

S-Mitte - Wenn Matthias Gottwald und Tobias Kruschhausen Urlaub machen, dann begeben sie sich auf die Suche nach ganz besonderen Souvenirs, an ganz besonderen Orten, wie Schrottplätzen und Autofriedhöfen. Ihre liebsten Souvenirs bestehen aus Rost – von einem Boot aus Tallinn, einem alten Mercedes aus Schweden oder dem Flaschenzug eines Brunnens aus Uruguay. In Stuttgart landen diese Objekte dann auf T-Shirts.

 

Vor einiger Zeit haben die Produktdesigner, die sich im Studium in Pforzheim kennengelernt haben, das Label Roststoff gegründet, unter dem sie T-Shirts mit einer speziellen Rostfarbe bedrucken. Die Idee kam ihnen 2011, als sie einen Beitrag im Radio hörten. Darin war von einem jahrhundertealten Textildruckverfahren mit Rost berichtet worden. Das Verfahren stammt aus Norditalien, ist aber auch dort heute so gut wie ausgestorben. „Wir wollten uns schon lange mit einer Idee selbstständig machen“, erzählt Matthias Gottwald. Bisher hatte ihnen diese Idee gefehlt, deshalb waren sie von der norditalienischen Tradition begeistert. Nach dem Radiobeitrag begannen die beiden zu experimentieren. Von Textildruck hatten sie bis dahin keine Ahnung, geschweige denn von der speziellen Rostfarbe.

„Wir möchten möglichst viel über das Objekt erzählen“

Die richtige Mischung war nach einem knappen Jahr gefunden, das kleine Büro in der Kriegsbergstraße bezogen. Auf Regalen stehen dort Gläser mit abgeschabtem Rost, Kartons mit den bedruckten T-Shirts, eine Schale mit einem Mörser steht auf dem Tisch. Das kleine Büro ist gleichzeitig die Werkstatt von Roststoff. Hier arbeiten sie meist abends, denn ihr Label betreiben sie neben ihren normalen Jobs. In der Werkstatt bearbeiten sie den Rost so lange, bis aus den Partikeln eine zähflüssige Masse wird. Auch die Designs machen sie selbst, sie zeigen in abstrakter Form, wo der Rost herkommt. „Wir suchen Dinge, die Leute abgelegt haben und lassen sie weiterleben“, sagt Matthias Gottwald.

Jedes T-Shirt gibt es in limitierter Auflage – je nachdem, wie viel Rost das Objekt hergibt. Außerdem liegen jedem Shirt Flyer mit Informationen bei. „Wir nehmen uns immer sehr viel Zeit, um Videoaufnahmen und Fotos zu machen. Wir möchten möglichst viel über das Objekt erzählen“, sagt Tobias Kruschhausen.

Material für die Drucke findet sich aber nicht nur an exotischen Orten. Die beiden haben sich jetzt auch am Hauptbahnhof auf die Suche nach Rost begeben und dabei unter anderem alte Schienen gefunden. Die Grafik ist gerade fertig geworden. Sie ist abstrakt, denn ein politisches Statement möchten sie damit nicht abgeben. „Wir möchten uns frei machen von der Diskussion und einfach dem Bahnhof die letzte Ehre erweisen“, sagt Tobias Kruschhausen.