Lackieranlagenbauer Dürr Dürr mischt bei Batteriezellen für E-Autos mit

Mit dieser Technologie hofft Dürr auf gute Geschäfte mit den Zellenherstellern von Elektroautos. Foto: Dürr

Der Anlagenbauer Dürr ist für Lackieranlagen bekannt. Jetzt kooperiert der Konzern mit dem japanischen Unternehmen Techno Smart bei der Beschichtung und Trocknung von Akkuteilen.

Stuttgart/Bietigheim-Bissingen - Der Markt für Batteriezellen für Elektroautos wächst derzeit weltweit stark. Davon will der Maschinenbauer Dürr profitieren. Deshalb hat der Hersteller von Lackieranlagen aus Bietigheim-Bissingen eine Kooperation mit Techno Smart, einem japanischen Hersteller von Beschichtungsanlagen, geschlossen. Damit könne Dürr den Zellenherstellern ein Komplettangebot für das Beschichten und Trocknen von Elektroden sowie Systeme zur Rückgewinnung von Lösemitteln machen, teilt der Maschinenbauer mit.

 

„Mit Techno Smart als Kooperationspartner wollen wir uns ein größeres Stück dieses Zukunftsmarktes sichern“, sagt Dürr-Chef Ralf Dieter. Mittelfristig verspricht sich Dürr durch die Kooperation ein Umsatzvolumen von knapp 100 Millionen Euro. Eine finanzielle Verflechtung sei nicht geplant.

Erfahrungen im Zellengeschäft

Das Geschäft mit Batteriezellen ist für den Maschinenbauer kein Neuland. Vor rund zwei Jahren hat der Konzern, der maßgeblich der Familie des früheren Bahn-Chefs Heinz Dürr gehört, das US-Unternehmen Megtec/Universal gekauft. Damit habe Dürr auch Kompetenzen in der Batteriefertigungstechnik erworben. Mit dieser Technologie sei man bisher in Nischensegmenten erfolgreich, heißt es in der Mitteilung. So profitiere das Unternehmen vom steigenden Bedarf an kleinformatigen Lithium-Ionen-Batterien etwa für Hörgeräte, Kopfhörer, Smartwatches und anderen mobilen Endgeräten. Im ersten Halbjahr 2020 habe man unter anderem einen Großauftrag eines deutschen Batterieherstellers verbuchen können.

Für Batteriezellen, die in Elektroautos verwendet werden, ein Markt mit ungleich größerem Potenzial, sei diese Beschichtungstechnologie allerdings nicht geeignet, erläutert ein Sprecher. Vielmehr hätte Dürr die Systeme entsprechend weiterentwickeln müssen, was nicht nur teuer gewesen wäre, sondern auch Zeit in Anspruch genommen hätte. Doch der Markt wachse jetzt stark. Und die Anlagen von Techno Smart seien bei den Zellenherstellern für E-Autos sehr gefragt. „Dadurch verbessern wir unsere Vermarktungsperspektiven, und wir verfügen über ein überzeugendes Gesamtpaket für Großprojekte im Automotive-Bereich“, prognostiziert Jochen Weyrauch, im Dürr-Vorstand zuständig für das Autogeschäft.

Die Vereinbarung sieht vor, dass Techno Smart als Vertragspartner im asiatischen Markt auftritt – und Dürr-Technologie anbieten kann, aber nicht muss. Dürr ist zuständig für Europa und Amerika und verschafft den Japanern in diesen Regionen einen Marktzugang. Bislang habe Dürr in dem neuen Geschäftsfeld keine Aufträge verbuchen können, doch Gespräche liefen, anscheinend auch in Europa.

Attraktives Betätigungsfeld

Die Fabriken für batteriebetriebene Fahrzeuge sind ein attraktives Betätigungsfeld für Dürr. Denn auch diese Werke müssen mit Produktionstechnik ausgestattet werden. Im vergangenen Jahr hat der Konzern in diesem Bereich Bestellungen im Wert von 400 Millionen Euro verbuchen können, 44 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dazu gehören natürlich Lackieranlagen und Lackierroboter, aber auch Kühlmittel-Befüllanlagen für Batterien und Prüftechnik. Mittlerweile würde ein Fünftel des Automotive-Umsatzes auf E-Autos entfallen. Bestellungen ergattern konnte Dürr sowohl bei den etablierten Herstellern als auch bei den neuen Marktteilnehmern.

Techno Smart bietet bereits seit Anfang der 1990er Jahre Beschichtungsanlagen für Lithium-Ionen-Batteriezellen an und beliefert bereits wichtige Batteriehersteller damit. Das japanische Unternehmen hat zuletzt mit rund 250 Mitarbeitern einen Umsatz von 130 Millionen Euro erzielt.

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