Bei dem Anlagenbauer aus Bietigheim-Bissingen sollen der Verkauf eines Verlustbringers und eine effizientere Produktion bei der Tochter Homag das Ergebnis verbessern. Warum Dürr-Chef Ralf Dieter die Weichen neu stellt.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Bietigheim-Bissingen - Wegen Ergebnisbelastungen dämpft der Anlagenbauer Dürr mit Sitz in Bietigheim-Bissingen seine Erwartungen, stellt aber gleichzeitig die Weichen neu. Bei der Tochter Homag, Weltmarktführer bei Holzbearbeitungsmaschinen, haben Produktionsengpässe belastet. Auf die steigende Nachfrage nach kompletten und komplexeren Produktionsanlagen reagiert Dürr deshalb mit einer Neuorganisation der Produktionsprozesse am Homag-Stammsitz Schopfloch. „Homag läuft sehr gut, aber es geht um eine effizientere Produktion in der Zukunft“, begründete Dürr-Chef Ralf Dieter die Reorganisation in Schopfloch, wo rund 1700 Mitarbeiter beschäftigt sind. Seit der Übernahme 2014 hat sich die Umsatzrendite von Homag von 3,4 Prozent auf 7,5 Prozent verbessert, der Auftragseingang lag im vergangenen Jahr bei 1,37 Milliarden Euro. „Homag bietet viel Potenzial, es gibt aber noch eine Menge zu tun“, so der Dürr-Chef.

 

Die Produktionsengpässe bei Homag, die mit 17 Millionen Euro zu Buche schlagen, zusätzliche Beratungskosten und Schließungskosten für das Geschäft mit Mikrogasturbinen belasten das Ergebnis im zweiten Halbjahr 2018 mit 35 Millionen Euro. Wie bereits kurz berichtet, gibt Dürr das Geschäft mit Mikrogasturbinen, die Strom und Wärme erzeugen, auf. Angesichts der geringen Nachfrage sowie hoher Entwicklungsaufwendungen für die Technik wäre auch in den nächsten Jahren mit deutlichen Verlusten zu rechnen gewesen. „Mittelfristig kommen wir damit auf keinen grünen Zweig“ so Dieter. Die betroffenen 18 Mitarbeiter müssen nicht um ihre Jobs bangen. „Das sind qualifizierte Ingenieure, die wir bei Dürr alle gut gebrauchen können“, sagt Dieter.

Größere Übernahmen sind derzeit kein Thema

Dürr setzt in der Umwelttechnik vielmehr auf die industrielle Abluftreinigungstechnik. Durch die Übernahme von Megtec in den USA habe man einen großen Sprung nach vorn gemacht. Bis 2021 soll der Umsatz der Sparte um 100 auf bis zu 500 Millionen Euro steigen. Weitere größere Übernahmen sind für Dürr derzeit kein Thema, da die Preise für Unternehmen exorbitant hoch seien, wie Dieter sagt.

Deshalb hat Dürr die Ziele für 2020 angepasst und rechnet mit einem Umsatz von 4,0 bis 4,2 Milliarden Euro Umsatz statt mit bis zu fünf Milliarden Euro. Statt einer Umsatzrendite von acht bis zehn Prozent vor Steuern und Zinsen (Ebit-Marge) rechnet man nun mit sieben bis acht Prozent.