Unverpackt Renningen feiert sein einjähriges Bestehen. Das Sortiment umfasst rund 500 Artikel, der Kundenstamm sollte allerdings noch größer werden. In nächster Zeit soll die Fassade verschönert sowie die Sitzmöglichkeiten im Freien verbessert werden.

Wer kennt es nicht – ständig quillt der Verpackungsmüll im Abfalleimer über. Hier setzt die Philosophie des Unverpackt-Ladens an, nämlich nach dem Einkaufen lediglich die Waren mit nach Hause zu bringen und nicht noch Unmengen von Kunststoff-Umhüllungen. Wer bei Unverpackt Renningen einkauft, hat im Idealfall eine eigene Verpackung in Form von wiederverwendbaren Behältern oder Gläsern dabei. Darin füllen die Kunden ganz nach ihrem individuellen Bedarf Schokomüsli, Couscous oder Nudeln, Sojaschnitzel, Hirse oder Belugalinsen ab. „Sie können bei uns auch genau 85 Gramm Sonnenblumenkerne bekommen, wenn Ihr Rezept das verlangt“, erklärt die Ladenmanagerin Christine Berg einen der Vorteile des Unverpackt-Einkaufs. Aber auch für Kunden, die keine eigenen Behälter mitbringen oder spontan einkaufen möchten, fänden sich im Geschäft Lösungen, betont Christine Berg.

 

Auf ökologische und sozial nachhaltige Herstellung wird Wert gelegt

In großen Gläsern warten bunte Gummibärchen, Schokolade, Trockenfrüchte und Kekse auf süße Schleckermäuler. Die Warenauswahl in den transparenten Behältern ist groß. „Wir haben gut 500 verschiedene Produkte“, erklärt Christine Berg. Das sind überwiegend Lebensmittel, aber es gibt auch Körperpflegeartikel und Reinigungsmittel für den Haushalt. Brot und Backwaren liefern das Hoflädle Zimmermann in Renningen oder die Eselsmühle im Siebenmühlental. Anderes, wie etwa Öle oder Linsen, kommen von der Kindler Hofmanufaktur im Ort, Seifen von der Renningerin Jasmin Pape. Von Manfred Nubers Obsthof in Schafhausen stehen Honige im Regal. Auch Wein gibt es, letzterer in Bioqualität und in Pfandflaschen. „Was wir anbieten, muss bio, regional oder fair gehandelt sein“, erklärt die 45-Jährige, die von Beruf Dolmetscherin ist. Es werde Wert gelegt auf ökologische und sozial nachhaltige Herstellung.

Seit einem Jahr gibt es Unverpackt Renningen jetzt. Das soll am 23. April mit einem großen Geburtstagsfest gefeiert werden. Im März 2022, als Corona abzuebben, schien beschlossen Christine Berg und inzwischen 35 Engagierte, eine Genossenschaft zu gründen, die dieses Projekt gemeinsam trägt. Das geschah dann am 2. April 2022. Seit der Generalversammlung vor zwei Wochen ist Christine Berg eines von vier Mitgliedern des Aufsichtsrats der Genossenschaft. Diese befinde sich wegen des aufwendigen Verfahrens leider immer noch in Gründung, so Berg. Ein Vorstand mit drei Personen führt die Geschäfte. „Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen“, betont die Familienfrau, die sich ehrenamtlich für den Unverpackt-Laden engagiert. Die Zero-Waste-Bewegung ist ein Herzensanliegen von ihr. Sie hat das Projekt von Anfang an vorangetrieben. Zusammen mit weiteren Ehrenamtlichen sorgt sie dafür, dass der Laden mit dem urig-historischen Ambiente und dem Bollerofen 32,5 Stunden wöchentlich geöffnet ist.

Zum festen Kundenstamm gehören häufig junge Familien

Noch bezieht Christine Berg, die sehr viele Stunden in der Woche arbeitet, wie sie sagt, kein Gehalt dafür, ebenso wenig wie die anderen Helferinnen und Helfer. Wünschenswert wäre aber wenigstens ein Mindestlohn, sagt sie. „Dazu müssten wir jedoch doppelt so viel Umsatz haben wie jetzt“, so Berg. Sie und ihre Mitstreiter hoffen, dass ihr Kundenstamm im Laufe der Zeit stabiler und breiter wird. „Aufgeben ist keine Option, dazu steckt viel zu viel Herzblut drin“, betont sie. Ein solches Projekt sei eher ein Marathon als ein Kurzstreckenlauf. Zum festen Kundenstamm gehören häufig junge Familien, oft solche, die neu zugezogen sind und die Unverpackt-Läden bereits kennen, so die Ladenmanagerin. Sie könne sich auch vorstellen, dass Schüler in der Mittagspause zu ihnen ins Café kämen, anstatt mit Chipstüten in der Hand vorbeizumarschieren, sagt die Mutter dreier Kinder. Denn im Laden ist auch ein Café integriert, in dem Getränke und Kleinigkeiten wie Quiches oder Gebäck serviert werden.

Der Unverpackt-Laden ist nicht nur zum Einkaufen da, sondern auch für Veranstaltungen, etwa für Spieleabende. Diese seien stets sehr gut besucht, deswegen sollen sie jetzt öfter stattfinden, „damit auch andere Interessierte mal zum Zug kommen“, so Christine Berg. Für viele weitere Veranstaltungen, Vorträge und Workshops im Umfeld und im Sinne der Zero-Waste-Bewegung ist das Café ein Treffpunkt. „Wir wollen, dass hier etwas los ist, auch für die Öffentlichkeit“, sagt die Ladenmanagerin.

In nächster Zeit soll im Geschäft einiges verändert werden. So sollen etwa die Backwaren optisch besser präsentiert werden, und im Außenbereich soll die Fassade verschönert werden sowie die Sitzmöglichkeiten im Freien verbessert.

Der Laden von Unverpackt Renningen in der Hauptstraße 26 ist Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Außerdem zusätzlich Dienstag und Donnerstag von 15 bis 18.30 Uhr. An Freitagen ist Unverpackt Renningen durchgehend von 9 bis 18.30 Uhr offen.