Anlässlich des Auftakts im Schleckerprozess hat sich die Redaktion gefragt, was eigentlich aus den früheren Filialen der Drogeriemarktkette auf den Fildern geworden ist. Eine Spurensuche.

Filder - Sehr viel Glas und nichts dahinter: Die ehemalige Schlecker-Filiale im Chausseefeld ist verwaist. Vor dem früheren Schaufenster der Drogeriemarkt-Kette hängt ein Schild. Darauf steht der Schriftzug Vonovia. Die Firma mit Sitz in Düsseldorf gilt als das größte Wohnunternehmen Deutschlands. Ihr gehört seit 2015 die Ladenfläche, auf der einst Regale mit Drogerieartikeln standen. Damals erwarb Vonovia die ehemalige Filiale von der Süddeutsche Wohnen GmbH. Im Internet wird die circa 218 Quadratmeter große Ladenfläche zum Verkauf für 499 000 Euro angeboten.

 

Fünf von sechs Filialen sind wieder unter Dach und Fach

Ein Mitarbeiter der Firma Vonovia erklärt, dass das Objekt erst seit einigen Wochen beworben werde. Vonovia wolle nun versuchen, den Laden zu verkaufen. „Ideal wäre die Ladenfläche für einen ehemaligen Konkurrenten von Schlecker , zum Beispiel dm“, meint der Vonovia-Mitarbeiter. Die Fläche ließe sich auch gut aufteilen, fügt er noch hinzu. Leicht werde es allerdings sicher nicht, einen Käufer für die ehemalige Schlecker-Filiale zu finden, vermutet er. Die Lage im Chausseefeld sei für viele eher uninteressant, meint der Mitarbeiter von Vonovia.

In den Stadtbezirken Birkach, Plieningen, Degerloch und Sillenbuch gab es bis zur Schlecker-Pleite sechs Filialen des Drogeristen. Der Standort im Chausseefeld ist der einzige, für den sich bisher kein Nachfolger gefunden hat. In Birkach werden an der Birkheckenstraße Strickzubehör und Bodenbeläge feilgeboten; an der Filderhauptstraße in Plieningen verkauft ein Bäcker seine Waren; an der Epplestraße in Degerloch hat ein Modegeschäft eröffnet; in Heumaden hatte der katholische Kindergarten zwischenzeitlich Unterschlupf gefunden, nun sind dort Büros und ein Elektrobetrieb; und in der ehemaligen Schlecker-Filiale in Sillenbuch an der Kirchheimer Straße hat ein Mode-Outlet offen.

Einige der Ex-Filialen sind eher Ladenhüter

Eine so gute Bilanz lässt sich nicht für alle ehemaligen Schlecker-Standorte ziehen. Torsten von Appen von der Wirtschaftsförderung der Stadt bestätigt, dass einige Schlecker-Filialen aus Sicht von Immobilienkäufern eher Ladenhüter sind. „Viele Filialen sind in Randlagen. Manche sind auch über längere Zeit nicht modernisiert worden. Sie sind jetzt nicht in einem besonders guten Zustand“, sagt von Appen.

Die Wirtschaftsförderung der Stadt helfe gerne mit ihren Kontakten und ihrer Einsicht in den örtlichen Immobilienmarkt, sagt er. „Es gibt aber viele, die uns gar nicht um Hilfe gebeten haben“, sagt von Appen. Verkäufe würden auch scheitern, weil manche Eigentümer ganz andere Vorstellungen von Verkaufspreisen hätten als Interessenten. „Da klafft Markt und Nachfrage oft weit auseinander“, sagt er.

Die Ladenzeile wird nicht vermisst im Chausseefeld

Carl Friedrich Vees vom Verein „Wir im Chausseefeld“ kann dem langen Leerstand der Ladenfläche auch etwas Gutes abgewinnen. „Bei unserem Sommerfest im vergangenen Jahr hat es stark geregnet. Vonovia war so freundlich, uns in den leerstehenden Laden zu lassen. Wir haben dann dort unsere Kuchenstände aufgebaut“, sagt Vees. Er kann nicht erkennen, dass die Schließung des Schleckers die Nahversorgung im Stadtteil gefährdet hätte. „Die Leute finden viele Drogeriewaren auch im Edeka an der Garbe“, sagt er. Klagen über schlechte Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung habe er jedenfalls noch von keinem Anwohner gehört, meint Vees. „Der Bäcker neben der ehemaligen Schlecker-Filiale wird gut angenommen“, meint er.

Auf die Frage, was für ein Geschäft seinem Wunsch nach in die ehemalige Schlecker-Filiale einziehen sollte, fällt Vees spontan nichts ein. „Darüber haben wir uns im Verein noch gar keine Gedanken gemacht.“ Das Schlecker-Ause so scheint es, hat keine große Lücke im Chausseefeld hinterlassen.

Ex-Schlecker-Verkäuferin in Stuttgart-Plieningen erzählt, wie es hier heute geht:

„Mit meiner Kollegin hatte ich noch lange Kontakt. Wir waren so ein nettes Team. Gerne hätte ich im Chausseefeld bis zur Rente weitergearbeitet. Mir hat der Stadtteil gut gefallen. Es ist dort viel ruhiger und dörflicher als in der Innenstadt. Viele Kunden kannten wir beim Namen. Dann kam für uns völlig überraschend vor fünf Jahren die Pleite. Ich kann es heute noch nicht fassen, dass wir damals so lange im Unklaren gelassen worden sind. Am Ende mussten wir alles aus den Medien erfahren.

Für mich waren die Jahre nach der Schlecker-Pleite nicht leicht. Ich habe in Stuttgart keinen Job mehr gefunden. Schließlich bin ich dann nach Brandenburg gezogen. Da komme ich her, und meine Familie lebt dort. Einige Jahre nach der Pleite bekam ich gesundheitliche Probleme und beziehe jetzt eine Berufsunfähigkeitsrente.

Der Prozess gegen Anton Schlecker reißt bei mir Wunden auf. Ich möchte das alles vergessen. Aber ich merke, wie schwer es mir fällt. Ich leide immer noch unter dem, was passiert ist, und ich kann Anton Schlecker einfach nicht verstehen. Er würde ja eher ins Gefängnis gehen, als auch nur einen Cent rauszurücken. Ich denke, dass der Prozess am Ende nichts bringen wird. Sein Privatvermögen hat er sicherlich gut geschützt. Da wird der Prozess wohl nichts daran ändern.“