Die privaten Stellplätze vor der Ladenzeile an der Widmaierstraße werden immer wieder durch die Besucher und Mitarbeiter des SI-Centrums zugeparkt. Nicht nur für die Geschäftsleute ist das ein echtes Ärgernis.

Möhringen - Eveline Steinborn macht sich Sorgen um die Zukunft der kleinen Ladenzeile an der Widmaierstraße. „Das ist aus dem Gleichgewicht geraten und kurz vor dem Umkippen“, sagt die Anwohnerin und meint damit den Park- und Suchverkehr, den das SI-Centrum anzieht. In den Fokus der Parker sind mehr und mehr auch die Stellplätze der Geschäfte geraten, um sich die Gebühren fürs Parkhaus zu sparen. „Das hat massiv zugenommen“, sagt Steinborn. Sie und ihre Familie bekommen das als Kunden hautnah mit.

 

Die betroffenen Geschäftsleute bestätigen dies. Andreas Schrade, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei, die eine Filiale an der Widmaierstraße hat, ist genervt: „Dass dies Kundenparkplätze sind, wird von vielen ignoriert.“ Natürlich spreche man die Falschparker an oder hefte Zettelchen hinter die Scheibenwischer: „Aber dann hört man nur irgendwelche Entschuldigungen.“ Pejin Liu, Geschäftsführer des Restaurants China Palast, stößt ins gleiche Horn: „Die Parkplatzsituation vor der Passage hat sich immer weiter verschlechtert.“ Darunter hätten auch die Manieren gelitten. Früher habe man noch freundlich gefragt, ob man kurz sein Fahrzeug abstellen dürfe: „Mittlerweile hilft nicht einmal die Drohung mit dem Abschleppdienst weiter.“ Liu fürchtet um sein Restaurant, da immer mehr Gäste den Parkplatzmangel als Problem benennen. Der Geschäftsführer drängt daher auf ein Schild, auf dem „Widerrechtlich geparkte Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt“ steht. Liu hat schon versucht, mit von der Hausverwaltung gestempelten Zetteln die Parker zu Räson zu bringen. „Doch es interessiert sich niemand dafür.“ Seiner Ansicht nach sind es vor allem Besucher und Mitarbeiter des SI-Centrums, die verbotenerweise auf den Kundenparkplätzen ihre Fahrzeuge abstellen.

Vertrag mit Abschleppunternehmen

Auch Vera Hässner, Inhaberin des Erdi-Biomarkts kann ein Lied von den SI-Parkern singen. Sie empfindet die derzeitige Situation als unbefriedigend. Die Kunden schätzen es, dass sie direkt vor dem Laden ihren Einkauf ins Auto einladen können: „Dieser wichtige Vorteil ist aber nicht mehr gewährleistet.“ Dabei will man nicht päpstlicher als der Papst sein. „In Einzelfällen stellen wir auch einen Parkplatz zur Verfügung. Allerdings nur, wenn man freundlich fragt“, sagt Hässner. Man habe auch nichts dagegen, wenn jemand dort über Nacht parke und um 7 Uhr wieder weg sei. Doch das ist Wunschdenken, gerade am Wochenende: „Die meisten Kunden kaufen Freitag und Samstag ein, doch gerade dann kommen viele Musicalbesucher, die ihre Autos schon gegen 15 oder 16 Uhr abstellen.“ Auch die Schranke nütze nichts, ebensowenig die direkte Ansprache der Fahrer oder Zettel. „Wir haben uns daher dazu entschlossen, einen Vertrag mit einem Abschleppunternehmen abzuschließen“, sagt Vera Hässner.

Die Zahl der Verwarnungen steigt

Der Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann kennt das Problem mit den SI-Parkern im Wohngebiet Salzäcker nur zu gut: „Das ist ein Dauerbrenner.“ Kopfschüttelnd hat er auch registriert, dass die Schranken an der Pilsener Straße und der Widmaierstraße immer wieder mutwillig zerstört werden: „Erst war sie gerichtet und dann zwei Tage später wieder kaputt“, sagt der Bezirksvorsteher. Offenbar gebe es da jemanden, der keinerlei Rücksicht auf das Ruhebedürfnis der Anwohner nehme und bei geschlossener Schranke keinen Umweg in Kauf nehmen will. Laut Ordnungsamt ist die kaputte Schranke an der Pilsener Straße wieder funktionstüchtig. Keinen Handlungsspielraum hat die Behörde freilich, wenn es um die Privatparkplätze geht. Doch auch in den Abschnitten, wo in den Abendstunden nur mit Anwohnerparkausweis geparkt werden darf, ertappen die Kontrolleure viele schwarze Schafe. Wurden im vergangenen Jahr noch 955 Verwarnungen an der Widmaierstraße ausgesprochen, so kam es in diesem Jahr bereits zu 627. „Die Kontrollen sind aber nicht intensiviert worden“, sagt Thomas Grab vom Ordnungsamt. Im Durchschnitt seien die Kontrolleure dreimal pro Woche unterwegs.

Diese Zahlen überraschen auch Eveline Steinborn nicht. Sie plädiert dafür, dass auch die Ladenzeile in die Anwohnerparkzone aufgenommen wird. Die Anwohnerin sieht noch weitere Missstände. Rücksichtslos werde auf Überwegen geparkt, die Sicherheit von Fußgängern, Kindern und Co. leide darunter sehr. Als ein Problem, gerade wenn noch kreuz und quer geparkt werde, sieht Steinborn auch die Ecke Rulfinger Straße und Widmaierstraße. „Diese Kreuzung kann man nicht so lassen. Sie ist kaum einsehbar.“ Eine bauliche Veränderung müsse her. Sie würde sich einen runden Tisch mit den Betroffenen und Vertretern der Stadt wünschen, um zu klären, was machbar ist. Mehrmals haben sie und andere Nachbarn auch an die Stadt geschrieben: „Es hat sich aber fast nichts getan.“ Es müsse nun aber bald etwas passieren. „ So wie es jetzt ist, ist es Wildwuchs.“