Bradley Cooper mimt in „A Star is born“ einen Country-Rock-Star, der sich in eine erfolglose Barsängerin verliebt, die von Lady Gaga dargestellt wird. Warum Erfolg laut ist und welche Rolle die Band Metallica bei der Entstehung des Films spielte, verraten die beiden im Interview.

Venedig - Mit der Komödie „Hangover“ wurde er ein Star. Nun hat sich Bradley Cooper mit „A Star is born“ für sein Debüt als Regisseur einen Stoff ausgesucht, der seit 1937 schon dreimal verfilmt wurde – zuletzt 1976 mit Barbra Streisand und Kris Kristofferson. Die Geschichte ist in den Grundzügen immer noch dieselbe. Als Country-Rock-Star verliebt sich Bradley Cooper in der Hauptrolle in eine erfolglose Barsängerin, die dann mit seiner Hilfe selbst berühmt wird. Diese erfolglose Künstlerin wird nun ausgerechnet von einer der erfolgreichsten Ikonen des Musikgeschäftes gespielt: Lady Gaga, die eigentlich Stefani Germanotta heißt

 

Mr. Cooper, wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses mehrfach verfilmte Thema für Ihr Debüt als Regisseur zu wählen?

Cooper: Das ganze Projekt fing eigentlich mit einem „Metallica“-Konzert an. Ich kenne Lars Ulrich, den Schlagzeuger der Band. Und er hatte mich gefragt, ob ich mir das Konzert von hinten auf der Bühne ansehen will. Normalerweise stehe ich ja wie alle anderen Zuschauer im Publikum. Aber von hinten ist es etwas ganz anderes. Ich war so fasziniert, daraus wollte ich einen Film machen.

Was genau haben Sie da erlebt, das Sie fasziniert hat?

Cooper: Ich stand direkt hinter dem Schlagzeug, das in der Mitte der Bühne aufgebaut ist. Und es war ein Freilichtkonzert in einem Stadion in New York City. Ich konnte die Band vor diesem riesigen Meer von Menschen sehen. Diese Perspektive, diese Atmosphäre hatte ich in einem Film noch nie so erlebt. So ist die Idee entstanden, einen Film zu drehen, in dem ich genau dieses Gefühl einfange.

Lady Gaga: Und das ist ihm gelungen. Ich kenne dieses Gefühl als Sängerin. Und er hat einen Film daraus gemacht. Das spricht absolut für ihn als Regisseur. Denn für mich wirkt alles, was ich auf der Leinwand gesehen habe, authentisch und echt.

Bradley Cooper: Außerdem wollte ich einen Liebesfilm machen. Und Musik ist für mich die reinste Form, Gefühle zu kommunizieren.

Lady Gaga, in der Rolle einer zunächst erfolglosen Sängerin treten Sie in diesem Film in einer Travestiebar auf. Wie viele Details Ihrer Erfahrungen sind in diesen Film eingearbeitet?

Gaga: Ich bin in reichlich Spelunken und Schwulenbars auf der ganzen Welt aufgetreten, aber nie in einer Travestiebar. Es könnte allerdings sein, dass es in einer dieser Bars mal einen Dragqueen-Mottoabend gab. Dafür würde ich jetzt nicht die Hand ins Feuer legen. Ich habe tatsächlich in der Entwicklung sehr eng mit Bradley und den Drehbuchautoren zusammengearbeitet, ihnen meine Geschichte erzählt. Und Teile davon wurden dann in die Geschichte eingearbeitet. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied. Die Frau, die ich spiele, hat sich zu Beginn der Geschichte aufgegeben. Ich habe immer an mich geglaubt, selbst wenn ich in den übelsten Kneipen vor ein paar Zuschauern aufgetreten bin.

Cooper: Mit 21 Jahren warst du ein Star.

Gaga: Und schon vorher habe ich mich aufgeführt, als wäre ich einer. Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich es schaffe. Das war allerdings noch ganz anders, als ich zur Highschool gegangen bin. Da wurde ich gemobbt und hatte viele Selbstzweifel. Das konnte ich für die Rolle verwenden.

Beide Hauptfiguren kämpfen mit den Nebeneffekten ihres Erfolgs. Ist das aus Ihrer Sicht auch authentisch?

Gaga: Wir sehen zu Beginn des Films diese Szene, in der Bradley aus einem Stadionkonzert von der Bühne geht und in seine Limousine steigt. Als die Tür geschlossen ist, wird es plötzlich ganz ruhig. Das kenne ich auch, und es ist sehr seltsam. Eben noch jubeln dir Tausende Menschen zu, und dann bist du plötzlich ganz allein, isoliert.

Cooper: Um das darzustellen, habe ich vor allen mit dem Sound gearbeitet. Denn so erlebe ich es auch. Ruhm ist für mich ein auf- und abebbendes Geräusch. Und es wechselt dramatisch von unruhigem Krach zu völliger Stille.

Gaga: Genau das ist es. Ich singe vor all diesen Menschen, habe meinen Adrenalinrausch, gehe von der Bühne und bin plötzlich allein. Das ist immer ein sehr emotionaler Moment. Und manchmal muss ich deswegen sogar weinen.

In diesem Film sehen wir Sie beinahe ungeschminkt, ohne Ihre spektakulären Outfits. Wie fühlt es sich an, so vor die Kamera zu treten?

Gaga: Das war Bradleys Idee, und es hat mir zunächst ganz schön Angst gemacht.

Weil Stefani Germanotta nicht so verwegen wie Lady Gaga ist?

Gaga: Lady Gaga war für mich immer eine wunderbare Möglichkeit, um mutig zu sein und all die Dinge zu tun, die mich bewegt haben. Auch deswegen habe ich ständig meinen Look, meinen Stil und meine Musik verändert. Meine Show hat natürlich etwas sehr Theatralisches. Und für mich war es die größte Herausforderung dieser Rolle, auf all das zu verzichten.

Was verbindet Sie beide?

Cooper: Wir hatten beide großes Glück, für das wir aber auch hart gearbeitet haben. Wir sind ja nicht in dieses Leben hineingeboren worden. Wir stammen beide von der Ostküste, aus Arbeiterfamilien. Niemand in meiner Familie hatte vorher etwas mit Film oder Theater zu tun. Das war für mich zunächst eine unerreichbare Welt.

Gaga: Die Tür in diese Welt ist einem zunächst verschlossen. So fühlt es sich jedenfalls an. Du brauchst Menschen, die an dich glauben und dir diese Türen öffnen. Aber hindurchgehen musst du dann selbst.

Bradley Cooper: Es gibt auch Leute, die dir Steine in den Weg legen wollen. Aber auch das hat mich immer motiviert.

Gaga: Wenn mich von hundert Leuten neunundneunzig abgelehnt haben, brauchte ich nur den einen, der mich geliebt hat, und ich habe auch an mich geglaubt.

Cooper: Und wir haben beide italienische Wurzeln. Auch das verbindet uns. Bei unserem ersten Treffen haben wir zusammen Pasta gegessen. Das sagt doch alles, oder?

Gaga: Bradley ist auch so ein Mensch, der an mich geglaubt hat. Und ohne seinen Glauben an mich hätte ich diese Rolle nicht spielen können. Das wäre unmöglich gewesen.

Ihre gemeinsamen Liebesszenen wirken sehr echt. Wie haben Sie das vor der Kamera hergestellt?

Cooper: Die Basis war unsere gegenseitige Sympathie, die auf Anhieb da war. Manchmal triffst du jemandem, siehst ihm in die Augen und weißt, du magst ihn. So ging es mir mit Stefani. Aber dann beginnt die Arbeit. Wir haben in der Vorbereitung zwei Monate an dieser Chemie gearbeitet, die Sie jetzt auf der Leinwand sehen.

Gaga: Ich sage nur so viel: Für mich war es ganz einfach, mich in Bradley zu verlieben.

Und wie gehen Sie damit um, mit Ihrer Vorgängerin Barbra Streisand verglichen zu werden?

Gaga: Das macht mir keine Angst. Ich habe für diesen Film alles gegeben, was ich habe. Und auch deswegen glaube ich an diesen Film. Und ich würde es noch nicht einmal wagen, Barbra Streisand als Kollegin zu bezeichnen. Im Schauspielgeschäft bin ich der Underdog, so sehe ich es.

„A Star is born“ läuft in Stuttgart in den Kinos Cinemaxx, EM und Ufa.