Der in Irland aufgewachsene Schmusebarde Chris De Burgh wird am 15. Oktober 2018 auch schon 70 Jahre alt. Wir stellen ein paar Songs des immer noch sehr beliebten „Lady in Red“-Sängers vor.

Stuttgart - Mit den romantischen Abenden ist das so eine Sache, wie jeder Mann irgendwann lernen muss. Es gibt zwar, glaubt man den Musikkritikern, großartige Platten des Freejazz, die einen mitten hinein versetzen in einen größeren Unfall in der Munitionsfabrik, und Wunderwerke des Deathmetal, die klingen wie der Abschlusswettbewerb in einem klingonischen Urschrei-Camp.

 

Legt man die aber als Untermalung des Kennenlernabends bei Kerzenlicht und feinem Wein in die CD-Schublade, beginnen Frauen, nervös aufs Handy zu schauen, in der Hoffnung auf eine erlösende SMS: „Du, ich muss los, mein Hund hat seine Kontaktlinse verloren!“ Spielt man allerdings eine CD von Chris De Burgh – irgendeine CD von Chris De Burgh, und es gibt weiß Gott einige davon –, tanzen nach kurzer Zeit Sterne in den Augen der mehr oder weniger Umschwärmten. Dummerweise hat sie nun nur noch oberflächliche Blicke fürs Gegenüber und schwebt entrückt durch Träume vom sanften, sensiblen, so durchdringend sehnsüchtigen Chris de Burgh.

Nachmachen geht nicht

Am 15. Oktober vor siebzig Jahren ist dieser Sohn einer Irin und eines Briten in Argentinien geboren, wo sein Vater als Diplomat stationiert war. Aufgewachsen ist der Künstler, der seinen Bühnennamen von seiner Mutter Maeve Emily de Burgh borgte, dann in Irland, aber alle biografischen Spurensuche hilft beim Knacken des Geheimnisses von Chris De Burgh wenig. Der Mann tritt vor ein Mikrofon, singt los, und Frauen meinen zu spüren, dass er ihnen seine Seele vertrauensvoll in die Hand legt. Rationalisieren kann man das nicht, nachmachen auch nicht. Aber ausprobieren, ob es auf einen selbst auch wirkt, am besten mit ein paar typischen Chris-De-Burgh-Liedern, die wir herausgesucht haben:

1. „Lady in Red“

Diese Ballade wurde Chris De Burghs größter Hit und kam nicht, wie das sonst oft der Fall ist, früh in seiner 1975 gestarteten Karriere. Erst 1986 erschien dieser Song, den der nun 70-Jährige immer noch einen ganzen Konzertabend lang immer wieder singen könnte, und die Fans würden trotzdem Karten kaufen.

2. „Don’t pay the Ferryman“

Man soll den Fährmann nicht bezahlen, bevor man nicht am anderen Ufer ist: Das war schon 1983 ein Hit – von denen Chris de Burgh im Rest Europas und in Brasilien immer viel mehr hatte als in den USA und Großbritannien. Zuhause gilt auch der Prophet des Herzschmerzes am wenigsten.

3. „Go where your Heart believes“

Fast schon kunstlos kommt dieses Video von 2011 daher. Längst wissen Management und Label, dass Chris De Burgh keinen Galmour braucht, dass er wie die gealterte Figur einer zu lange laufenden Vorabend-Soap den Strand entlang spazieren kann - und auf die von ihm Anrührbaren trotzdem wie jemand wirkt, der gleich sehr Weises verkünden wird.

4. „So beautiful“

Chris De Burghs größter Erfolg in den Neunzigern kam mit diesem Lied. Wer nur die Spitzen der Charts nach ihm durchsuchen würde, müsste zur Überzeugung kommen, der Mann sei über weite Strecken in der Versenkung verschwunden gewesen. Tatsächlich hat er viel solider als andere, in stetem Kontakt zu seinen Fans, im Lauf der Jahrzehnte über 45 Millionen Platten und CDs verkauft.

5. „Borderline“

1982 erschien „The Getaway“, eines von Chris De Burghs besten Alben. Wer wissen will, warum manche Fans sauer reagieren, wenn man De Burgh nur als Schmuserocker sieht, warum sie ihn als Liedermacher ernst genommen wissen wollen, sollte sich Lieder wie „Borderline“ anhören.