Die DFB-Auswahl gewinnt nach einer Glanzvorstellung mit 3:0 gegen das Team aus den Niederlanden und unterstreicht damit ihre EM-Ambitionen.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Joachim Löw ist zu Beginn der Partie ständig in Bewegung. Es sieht fast so aus, als wolle er sich aus dem Mittelpunkt bewegen, in dem er auch an der Seitenlinie steht. Schließlich ist es sein Spiel, diese 75. Partie als Bundestrainer. Da hilft es auch nichts, wenn er sagt, dass ihm die Zahl nichts bedeute. Die Kameras sind während der Hamburger Partie gegen die Niederlande immer auch auf den 51-Jährigen gerichtet. Und die zeigen Löw dann am Ende sehr zufrieden lächeln. Kein Wunder. Die deutsche Mannschaft besiegte den Nachbarn nach einer grandiosen Vorstellung mit 3:0 . Und das gibt Löw nach dem Spiel die Gelegenheit, sein Jubiläum in den Hintergrund treten zu lassen. „Ich muss meiner Mannschaft ein ganz großes Kompliment machen. Die Holländer waren teilweise überfordert.“

 

Keine taktischen Experimente mehr, unter diesem Motto schickte Löw seine Mannschaft in das letzte Länderspiel des Jahres. Er ließ wieder mit einer Viererreihe verteidigen und kehrte auch im Sturm zu Bewährtem zurück. Miroslav Klose vertrat den treffsicheren Vielspieler Mario Gomez als einzigen Stürmer und übernahm von ihm auch die Kapitänsbinde, die der Bayern-Profi im vorangegangenen Testspiel in der Ukraine getragen hatte. Geschont wurde auch Robin van Persie. So traten die Niederländer nur mit einem ihrer vier großen Stars an: Wesley Sneijder . Rafael van der Vaart und Arjen Robben standen dem Bondscoach Bert van Marwijk verletzt nicht zur Verfügung.

Schneller Beginn

Abwechslungsreich ging es los, dieses prestigeträchtige Aufeinandertreffen. Klose Flachschuss verfehlte ebenso knapp das Tor wie auf der anderen Seite der Versuch des Schalker Stürmers Klaas-Jan Hunterlaar. Da waren gerade einmal drei Minuten gespielt in dieser Partie zweier Mannschaften, die sich souverän für die EM im nächsten Jahr qualifiziert haben. Danach spielte aber nur noch die deutsche Mannschaft. Und diese dominante Vorgehensweise wurde in der 15. Minute mit dem 1:0 belohnt. Über Toni Kroos und Miroslav Klose landete der Ball auf direktem Weg bei Thomas Müller, der den Ball flach im Tor von Maarten Stekelenburg versenkte.

Joachim Löw hatte nicht zu viel versprochen, als er vor der Partie ein Offensivspektakel in Aussicht gestellt hatte. Dafür war aber allein seine Mannschaft zuständig. Die nächste tolle Dreierkombination führte zum 2:0. Müller und Özil hießen die Stationen, und dann war Miroslav Klose mit dem Kopf zur Stelle (26.).

Ballsicherheit und Dynamik, das waren wieder einmal die großen Trümpfe der DFB–Auswahl. Aus einem starken Mittelfeld entsprang ein sehenswerter Spielfluss, der die Oranje-Abwehr vor unlösbare Aufgaben stellte. Lediglich Lukas Podolski auf der linken Seite war als Offensivspieler in der ersten Hälfte nicht in den deutschen Angriffswirbel eingebunden, ganz im Gegensatz zu seinem Gegenüber Thomas Müller, der einen ganz starken Auftritt hatte. So wie auch Sami Khedira. Der Real-Mann stellte den Niederländer Mark van Bommel im defensiven Mittelfeld klar in den Schatten.

Aus der Umklammerung gelöst

Die deutsche Überlegenheit überraschte auch deshalb ein wenig, weil sie ohne die deutschen Anführer Bastian Schweinsteiger (verletzt) und Philipp Lahm zustande gekommen waren. Im zweiten Spielabschnitt schafften es die Niederländer zunächst, sich aus der Umklammerung zu lösen.Doch dann drückte die DFB-Auswahl nach eiern Stunde wieder aufs Tempo. Das 3:0 die fast schon unvermeidliche Folge, wider glänzend herausgespielt von den drei überragenden Spielern des Abends: Müller, Klose, Özil. Der Mittelfeldstar von Real Madrid musste am Ende nur noch lässig den Fuß hinhalten, um das Tor zu erzielen. Das war dann fast schon ein Sinnbild für den locker und leicht herausgespielten Sieg den zweiten der Fußball-Weltrangliste.

Eindrucksvoller als mit diesem Erfolg lassen sich die deutschen Titelambitionen bei der Europameisterschaft nicht unterstreichen. „Die Favoritenrolle lässt sich jetzt schwer wegreden“, sagte Dennis Aogo folgerichtig. Ganz nebenbei war es auch noch der erste Heimsieg gegen die Niederlande seit über 25 Jahren. Das nächste Aufeinandertreffen auf neutralem Boden könnte es bereits in der EM-Vorrunde geben. Wenn nämlich das deutsche Team dem als Gruppenkopf gesetzten Holland am 2. Dezember zugelost wird. Vor diesem möglichen Spiel müssen die deutschen nun keine Angst mehr haben.