Die Forderung der Arbeitgeber nach einer kürzeren Nachtruhe zwischen zwei Schichten birgt Zündstoff. Die IG Metall sieht darin einen Angriff auf die Schutzrechte der Beschäftigten. Das ist aber nicht die einzige Forderung der Arbeitgeber.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Um von anderen Ländern im Zeitalter der Digitalisierung nicht abgehängt zu werden, fordert Wilfried Porth, Personalchef bei Daimler, eine Änderung der Arbeitszeitgesetze: „Es kann doch nicht sein, dass Politiker in das Silicon Valley fahren und dort alles großartig finden, aber nicht erkennen, dass dort beispielsweise im Hinblick auf Arbeitszeitgesetze viel mehr Flexibilität möglich ist“, sagte Porth unserer Zeitung. „In Deutschland müssen die Beschäftigten stempeln, elf Stunden Arbeitspause machen und sich mit Werkverträgen und Dienstverträgen herumschlagen. All das passt nicht zu der neuen Welt.“

 

Christoph Kübel, Personalchef beim Technologiekonzern Bosch, sagte: „Wenn Sie tagsüber die Schulvorführung Ihrer Kinder besuchen und die Zeit abends nacharbeiten wollen, müssen Sie laut Gesetz elf Stunden Ruhepause einhalten, bevor Sie Ihren Rechner am nächsten Tag wieder hochfahren.“ Hier fordern die Arbeitgeber in Baden-Württemberg eine Öffnungsklausel, die es erlaubt, die Ruhepause von elf Stunden zu verkürzen. Bislang dürfen Beschäftigte außerdem nicht länger als zehn Stunden am Tag arbeiten. Auch das wollen die Arbeitgeber ändern. Die Höchstgrenze sollte nicht pro Tag, sondern pro Woche (40 Stunden) festgelegt werden, so Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger.

Die IG Metall hat am Wochenende ihre Arbeitszeitkampagne begonnen. Die Gewerkschaft will sich in den nächsten 18 Monaten intensiv mit dem Thema befassen. „Es kann nicht darum gehen, mit dem Hinweis auf sich verändernde Beschäftigungsformen bestehende Schutzrechte abzubauen“, sagte Roman Zitzelsberger, IG-Metall-Chef im Land, unserer Zeitung. Vielmehr gehe es darum, Regelungen für besondere Formen wie zum Beispiel mobile Arbeit zu finden.