Himmelsgucker sollten den Freitag rot im Terminkalender markieren: Dann ist am Abendhimmel über Deutschland die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts zu sehen. Und das sagen die Mythen der Völker über den Blutmond.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Eine Rekord-Finsternis wirft ihre Schatten voraus: Am Freitag (27. Juli) können Himmelsgucker ab 19:15 Uhr Zeuge der mit 103 Minuten längsten totalen Mondfinsternis des 21. Jahrhundert werden. Der Vollmond wird dann vor Mitternacht für knapp zwei Stunden in den Kernschatten der Erde eintauchen und sich spektakulär verfärben – von bräunlich über orangefarben bis blutrot. Der Erdtrabant wird zum Blutmond.

 

Vor den Mythen – hie die Fakten:

Blutmond und Mythen

Ein gespenstische Atmosphäre, welche seit Urzeiten die Fantasie und Ängste der Menschen beflügelt hat und um die sich finstere Mythen ranken. Es ist die Nacht, in der Vampire, Werwölfe und Tote zu neuem Leben erweckt werden, um als Untote den Lebenden das Leben zur Hölle zu machen.

Gleichsam als Zugabe gesellt sich bei dem Himmelsspektakel auch noch der zur Zeit extrem helle Planet Mars hinzu. Insgesamt 103 Minuten wird die seltene Mondfinsternis laut Deutschem Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) dauern.

Erst am 9. Juni 2123 wird es eine drei Minuten längere Mondfinsternis geben. Und erst an Silvester 2028 wird in Mitteleuropa wieder eine Mondfinsternis – ähnlich wie jetzt – in ihrem vollen Verlauf zu sehen sein.

Nordische Mythologie: Wolf Hati jagt Mondgott Mani

In der nordischen Mythologie ist ein Mondfinsternis ein Anzeichen dafür, dass Übles bevorsteht und Hati und Skalli dabei eine Schlüsselrolle spielen. Die beiden Zwillingsbrüder sind riesige Wölfe, die von Fenrir (dem Fenriswolf) und der Riesin Gyge (der „Alten vom Eisenwald“) abstammen, welche sie im Jarnwid-Wald zur Welt brachte. Hati verfolgt den Mondgott Mani, während Skalli die Sonnengöttin Sól nachstellt.

Hati hetzt dem Wagen Manis über den Himmel nach und treibt den Mond zur Eile an. Am Tag des Weltunterganges (dem sogenannten Ragnarök) werden beide Wölfe die Gejagten einholen, packen und zerreißen. Der Mond wird verschlungen, das verspritzte Blut wird die Sonne verdunkeln. Aus der untergehenden alten Götterwelt der Aasen wird eine neue Welt entstehen.

China: Ein Drache will den Mond verschlingen

Im alten China glaubten die Menschen, dass sich bei einer Mondfinsternis ein himmlischer Drache der Erde nähert, um sie zu verschlingen. Er gebe sie erst wieder frei, wenn die Menschen ihn mit Lärm und Feuerwerk vertreiben.

In Anlehnung an diese Mythologie werden die Schnittstellen, an denen eine Mondfinsternis stattfindet, auch Drachenpunkte genannt. Voraussetzung dafür ist, dass der Vollmond exakt in einem der beiden Schnittpunkte von Mondbahn- und Erdbahn steht. Nur dann wird er vom Erdschatten erfasst. Er taucht also in den Schatten ein, den die von der Sonne angestrahlte Erde in den Weltraum wirft.

Ägypten: Seth raubt Horus sein Mondauge

Im Alten Ägypten galt eine Mondfinsternis als böses Omen. Hinter der Mondfinsternis sahen die Menschen den göttlichen Seth am Werk. In einem Zweikampf schlägt er dem Gott Horus eines seiner beiden heiligen Augen aus, das als Mond am Himmel wandert (das zweite Auge symbolisiert die Sonne). Thot, der Gott der Heilkunst, findet es in der Dunkelheit und bringt das geheilte Mondauge zu Horus zurück.

Griechenland: Hexensabbat über dem Peloponnes

Im antiken Griechenland dachte man, Hexen würden bei einer Mondfinsternis ihr Unwesen treiben und den Mond blutrot färben.

Indianer: Der Mond blutet

Noch plastischer erklärten sich Indianervölker im Amazonas-Gebiet Südamerikas das seltsame Himmelsphänomen: Sie glaubten, der Mond sei von einem Pfeil getroffen worden und würde aus seinen Wunden bluten.

Blutmond über Hollywood

Bei so viel Mythen und Legenden darf Hollywood nicht abseits stehen. Im amerikanischen Fantasy-Film „Seventh Son“ (Der Siebte Sohn, 2014) will die böse Hexe Mutter Malkin die Welt in Finsternis stürzen. Bis zum nächsten Blutmond muss der Hexenjäger John Gregory einen Schüler ausbilden, welcher der siebte Sohn eines siebten Sohnes ist, damit dieser die Hexe und ihre dunkle Anhängerschar besiegt.