Seit 14 Jahren klagen die Büsnauer über Lärm von der Magstadter Straße. In einem offenen Brief an Politik und Verwaltung fordern sie mehr Kontrollen der Motorradraser.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Büsnau - Seit 2004 klagen die Anwohner immer wieder über den Lärm, ihr Anliegen bleibt aber bis zum heutigen Tag ungehört. So ist es einem offenen Brief zu entnehmen. „Das Problem besteht nach wie vor“, schreibt ein Mann im Namen der Büsnauer, die sich insbesondere zwischen April und Oktober von den auf- und abfahrenden Motorradfahrern in ihrer Ruhe gestört fühlen. In diesem Jahr habe es die Biker bereits an zwei sommerlichen Wochenenden im März auf die ehemalige Solitude-Rennstrecke getrieben. „In den vergangenen Jahren wurde die Situation immer unerträglicher, da viele Motorräder der Motorradposer Auspuffanlagen installiert haben, welche auf ein möglichst lautstarkes Getöse ausgerichtet sind“, klagen die Büsnauer in dem Brief.

 

Mehrfach haben die Büsnauer ihr Anliegen vorgebracht

2017 haben die Anwohner mehr als 200 Unterschriften von Menschen gesammelt, „die in Stuttgart-Büsnau nahe eines Naturschutzgebietes wohnen und dennoch permanent den gesundheitsbelastenden Lärm hochgerüsteter, aufgemotzter Motorradmaschinen ertragen müssen“. Diese Liste sei sämtlichen Parteien des Gemeinderats sowie zuständigen Ämtern vorgelegt worden. Die Bürgervertretung nennt beispielsweise die Straßenverkehrsbehörde und das Amt für öffentliche Ordnung, das Büro des Oberbürgermeisters Fritz Kuhn und des Ordnungsbürgermeisters Martin Schairer sowie die Verkehrspolizeidirektion. „Herr Schairer vermittelte den Eindruck, uns helfen zu wollen, und auch sonst schien uns die Sympathie unserer Ansprechpartner sicher“, schreiben die Bürger.

Die Anwohner haben ihr Anliegen mehrfach dem Vaihinger Bezirksbeirat vorgestellt. Dieser hat dann auch beschlossen, dass Maßnahmen zur Reduzierung des Lärmpegels an der Magstadter Straße umgesetzt werden sollten. „Im Gespräch waren eine Straßensperrung oder die Installation von Blitzgeräten“, erinnern die Anwohner. Das Amt für öffentliche Ordnung allerdings habe dem einen Riegel vorgeschoben; eine Lärmbelastung läge nicht vor, und es passierten zu wenige Unfälle, als dass ein Eingriff in den Straßenverkehr nötig sei.

Unnützes Hin- und Herfahren verbieten

Die Büsnauer widersprechen dem. „Die Aussage zur Lärmbelastung stützt sich auf eine Verkehrszählung, ohne den tatsächlichen Lärm objektiv erfasst zu haben. In einem weiteren Gespräch mit Vertretern des Amts für öffentliche Ordnung wurde die Möglichkeit erörtert, ein Lärmdisplay zu installieren, welches zu schnell und zu laut vorbeifahrenden Motorradfahrern signalisiert, dass sie bitte leiser oder langsamer fahren mögen“, schreiben sie.

„Unser Eindruck ist, dass bei den zuständigen Behörden kein nachhaltiges Interesse daran besteht, mit den dann objektiv gemessenen Lärmdaten das Problem anzugehen und weitere Maßnahmen einzuleiten“, klagen die Anwohner. Aus ihrer Sicht könnte eine Maßnahme die Sperrung des Teilbereichs zwischen dem Kreisverkehr am Bärensee und der Ortseinfahrt Büsnau sein. Zudem sei es möglich, „unnützes Hin- und Herfahren auch außerhalb geschlossener Ortschaften zu einem Straftatbestand zu machen“, wie es das rücksichtslose Rasen bereits sei.

„Das Problem wird seit vielen Jahren auf die lange Bank geschoben. In Zeiten des Klimawandels und dringlicher Maßnahmen zur Treibhausgas-Reduzierung sind wir enttäuscht darüber, dass dieses Thema so wenig Handlungsbereitschaft aufseiten der Politik und Verwaltung hervorruft“, schreiben die Anwohner. „Seit mehr als 14 Jahren werden zudem Lärm und seine unterschätzten Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen seitens der Stadt Stuttgart ignoriert oder geduldet.“

Tempolimit wird nicht beachtet

Zwei Maßnahmen hat die Stadt umgesetzt, um den Motorradposern die ehemalige Rennstrecke madig zu machen. Zum einen wurden Erdwälle aufgeschüttet, die verhindern sollen, dass sich Motorradfahrer im Kurvenbereich aufstellen und ihre Kameraden bei den Fahrmanövern filmen. Zum anderen wurde im Bereich der S-Kurve eine Geschwindigkeitsreduzierung angeordnet. Die Tempo-40-Schilder würden jedoch nur von wenigen Fahrern beachtet, kritisieren die Anwohner. „Die Anzahl der Fahrzeuge, egal ob Auto oder Motorrad, die sich wirklich daran halten, ist verschwindend gering, und wenn man im ‚Selbstversuch‘ dort mit exakt 40 Kilometern in der Stunde fährt, wird man auch schon mal angehupt, bekommt man eindeutige Gesten gezeigt oder wird gar überholt – trotz durchgezogener Doppellinie!“, schreibt ein Anwohner in einer Mail, die sowohl an unsere Redaktion als auch an die Stadt und die Polizei ging.

Anwohner wollen belastbare Lärmmessungen

Weil die Maßnahmen ihrer Meinung nach nicht den gewünschten Erfolg brachten, wünschen sich die Büsnauer weitere Unterstützung, etwa durch mehr Kontrollen, vor allem am Wochenende und in den Abendstunden, oder durch Blitzer, die dafür ausgelegt sind, Motorräder zu erfassen, in dem sie die Fahrzeuge von vorne und von hinten blitzen. Zudem wollen sie die bereits angesprochenen Lärmdisplays.

„Wir standen dieser Maßnahme zunächst skeptisch gegenüber, da wir sie als unzureichend erachteten. Nachdem wir erfuhren, dass ein solches Lärmdisplay auch Lärmdaten erfasst, die als Beleg für die Gesundheitsbelastung hier vor Ort herangezogen werden können, und eine Installation befürworteten, waren die Haushaltsgelder bereits anderweitig verplant“, heißt es in dem offenen Brief. Nun sei die testweise Installation eines Lärmdisplays im Jahr 2020 in Aussicht gestellt worden. Ob es aber tatsächlich dazu kommen werde, sei aber noch unklar. Und ohnehin seien diese Displays nur sinnvoll, wenn sie die Lärmdaten tatsächlich erfassen und speichern, schreibt ein Anwohner.