Die Anwohner an der Mitterwurzerstraße in Vaihingen hören die Geräusche der Klimaanlage des Hotels Pullmann Fontana kaum noch. Jetzt wollen sie garantiert bekommen, dass dies so bleibt.

Vaihingen - Auch jetzt, nachdem seit geraumer Zeit Ruhe eingekehrt ist, graust es Ursula Laitenberger, die an der Mitterwurzerstraße in Vaihingen wohnt, immer noch, wenn sie an die Zeit von 2018 bis September 2019 denkt. In den vier Häusern mit 36 Wohnungen, die an die Gleise der Stadtbahn grenzen, sagt sie, habe man schrilles Pfeifen gehört: „Es war selbst mit Ohrstöpsel nicht zu ertragen. Wir haben gedacht, dass es von Gleisarbeiten kommt.“ Auf Nachfrage bei der Bahn, wann man mit dem Ende der Arbeiten rechnen dürfe, hätten die Anwohner die Auskunft bekommen, dass dort gar nicht gearbeitet werde. Bald war die Quelle des Unbehagens klar: die Klimaanlage des Hotels Pullmann Fontana beim Bahnhof.

 

„Die haben die Anlage auf ein Areal neben den Gleisen, dort, wo die U 1 einfährt, also vor unseren Fenstern, hingestellt, ohne sich um die Anwohner zu kümmern“, sagt Ursula Laitenberger, die Sprecherin der geplagten Anwohner. Vorher sei die Anlage auf dem Dach des Hotels gestanden, und niemand habe etwas von ihr gehört. „Am neuen Standort war sie so laut, dass der Sohn von Nachbarn weinend sagte: ,Mama, ich kann nicht mehr schlafen.‘“ Im Sommer, erzählt die Anwohnerin, sei der Lärm am schlimmsten gewesen: „Bei geöffnetem Fenster war es unerträglich.“ Aber noch etwas anderes habe die Anwohner gestört. Es ging auch um den Wert der Immobilien: „So eine Wohnung kauft einem doch keiner mehr ab.“

Erst der Kontakt mit dem Bezirksbeirat hat etwas in Gang gesetzt

Beschwerden bei der Hotelleitung, sagt Ursula Laitenberger, hätten ebenso wenig bewirkt wie Schreiben an den Oberbürgermeister Fritz Kuhn und die Verwaltung: „Erst durch den Kontakt mit dem Bezirksbeirat ist Bewegung ins Spiel gekommen. Ulrich Bayer hat sich unserer Sache angenommen, er ist zu uns gekommen, hat sich vom Lärm überzeugt, und seiner Beharrlichkeit haben wir es zu verdanken, dass wir endlich Ruhe haben.“

Das Hotel habe die Anlage nämlich eingehaust. Am 13. September 2019 seien die Arbeiten abgeschlossen gewesen. „Im Prinzip hört man nichts mehr, nur vor wenigen Tagen habe ich etwas gehört. Vielleicht hat der Wind Geräusche hergetragen, aber gegenüber dem Lärm von früher ist das vernachlässigbar.“ Erst am 26. August sei ein Mitarbeiter des Umweltamts bei ihr im Haus gewesen, um den Lärm im Erdgeschoss und im vierten Stock zu messen. „Es war derselbe, der schon im April 2019 gemessen hatte.“

Ruhe ist dennoch keine eingekehrt an der Mitterwurzerstraße. Die Anwohner treibt die Frage um, ob es bei den geringen Geräuschen bleibt und wie niedrige Werte festgeschrieben werden können. „Wir hatten Ende 2019 einen Termin beim Baurechtsamt, um herauszufinden, ob laut Baugenehmigung die Anlage eigentlich auf dem Dach des Hotels hätte stehenbleiben müssen. Leider war das nicht festgeschrieben“, sagt Ursula Laitenberger. Ihr Besuch auf dem Amt habe dennoch etwas zutage gefördert: „Die Mitarbeiter dort waren erstaunt, dass die Anlage nun neben den Gleisen steht. Offenbar hatte es keinen Bauantrag gegeben. Erst durch unser Kommen ist das Baurechtsamt auf den Sachverhalt aufmerksam geworden.“

Gegen den nachträglichen Bauantrag haben Anwohner Einsprüche eingelegt

Jüngst, am 4. August, sagt Ursula Laitenberger, haben sie und die anderen Anwohner ein Schreiben vom Baurechtsamt mit einem nachträglichen Bauantrag des Hotels erhalten. „Ich habe die Möglichkeit genutzt, Einspruch zu erheben, und eine Mitbewohnerin im Haus, die Rechtsschutz hat, hat ihren Anwalt eingeschaltet“, sagt sie. Es gehe ihnen nicht darum, dass die Klimaanlage aufs Hoteldach zurückversetzt werde: „Wir wollen aber eine Garantie dafür, dass die Anlage so leise bleibt, wie sie ist, und dass das Hotel die Einhausung nicht irgendwann nach der Baugenehmigung wieder wegnimmt.“

So sieht es auch der Bezirksbeirat Ulrich Bayer (CDU). In einem von ihm und seiner Fraktionskollegin Odette Bunse am 24. August verfassten Antrag, der noch im September ins Gremium eingebracht werden soll, fordert er von der Stadt Aufklärung über die Vorgänge und stellt „mit Erstaunen fest, dass, zumindest aus Sicht des Baurechtsamtes, Anwohner und Bezirksbeirat“ nicht vollständig informiert worden seien. Auch sei die Frage offen, ob der Eigentümer des Hotels, wegen der Informationen des Amts für Umweltschutz, die Anlage sei nicht genehmigungspflichtig, die Anlage gutgläubig verlegt habe. Im Interesse der Güterabwägung sei es wichtig, dass die Verwaltung eine Lösung finde, die dem Hotel eine funktionierende Anlage garantiere, die im Einklang mit dem Emissionsschutz der Anlieger stehe.

Vom Hotel Pullmann Fontana war trotz mehrmaliger Kontaktaufnahme im Laufe dieser Woche bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme erhältlich.