Am Freitag entschied der Bundesgerichtshof darüber, wie viel Trompetenspiel einem Nachbarn zumutbar ist. Dabei gibt es nichts Schöneres als Nachbarschafts-Bands und selbstgemachte Hausmusik, die durch die Decken und Wände schallt, kommentiert Carina Kriebernig.

Stuttgart - Die Deutschen und ihre Nachbarschaftsstreitereien – gibt es bessere Stoffe für Dramolette und Komödien? Die Bundesbürger sind Weltmeister in diesem Volkssport, der die Gerichte landauf und landab beschäftigt: Neben Ästen, die unverschämt aufs Nachbargrundstück ragen, nervigen Haustieren und Kehrwochen-Trouble, spielt die Lärmbelästigung durch Musik wohl die erste Rechtsstreit-Geige.

 

Berufsmusiker vs. Reihenhaus-Nachbar

Am Freitag entschied der Bundesgerichtshof (BGH) darüber, wie viel Trompetenspiel einem Nachbarn zumutbar ist. In dem konkreten Streit zwischen einem Berufsmusiker und seinem leidenden Reihenhaus-Nachbarn geht es um die Übungsstunden des Trompeters. Nach einem ersten Urteil des Landgerichts Augsburg, das dem Musiker strenge Übungs-Vorgaben auferlegte, zog dieser nun vor den Bundesgerichtshof, der ihm Recht gab: Der Trompeter darf zukünftig wieder Musikunterricht geben und muss nicht mehr ausschließlich im Dachgeschoss spielen.

Nachbarschafts-Bands statt -Streits

Doch so muss es nicht immer enden: Statt sich gegen den Lärm zu wehren und den Nachbarn gar zu verklagen, sollten deutsche Mieter sich lieber über die musikalische Beschallung freuen. Das schont nicht nur die Nerven und bewahrt vor horrenden Anwaltskosten – wenn der Nachbar zum Bass greift, könnte man doch auch selbst seine Gitarre auspacken und gemeinsam musizieren. Würden sich alle Mieter ein Instrument zulegen, könnte sich sogar ein Nachbarschafts-Orchester bilden. Und ganz ehrlich: Ein musizierender Nachbar ist doch besser als Laubsauger-Lärm, brummende Kettensägen oder gar Ehekrach. Vielleicht findet der Nachbar auch die gleichen Rockbands gut und man könnte zusammen jammen. Viele berühmte Bands haben mal klein in der nachbarschaftlichen Garage angefangen.

Musikalische Früherziehung lohnt sich

Auch Kinder sollten lieber gefördert als verklagt werden: Experten forden schon lange, dass allen Kindern in Deutschland Musikunterricht ermöglicht werden sollte. Warum, liegt doch auf der Hand: Wer in seiner Freizeit musiziert, begeht weniger Straftaten. Kinder und Jugendliche, die in die Tasten schlagen oder laut trommeln, werden womöglich nicht zu Schulabbrechern, die wild randalieren oder in der Nachbarschaft herumlungern und zukünftige Streiche aushecken. Also lieber ein paar Monate die Katzenmusik der Nachbarskinder aushalten– wenn die Kleinen erst mal die Blockflöten-Basics beherrschen, dürfen auch die Fenster geöffnet werden.