An manchen Ortsdurchfahrten und Hauptverkehrsachsen in der Keplerstadt ist es zu laut. Im Sinne des Lärmschutzes wurde eine Tempo-30-Regelung schon 2020 beantragt – die Umsetzung zog sich bis jetzt.

Aufmerksame Autofahrer haben sie längst entdeckt: In der Paul-Reusch-Straße, der Grabenstraße oder der Ortsdurchfahrt Hausen stehen seit wenigen Tagen runde Verkehrsschilder mit rotem Rand, auf ihnen eine große, schwarze „30“. Zusätzlich zum bereits bestehenden Geschwindigkeitslimit in Merklingen darf ab sofort auch an einigen anderen Stellen in der Keplerstadt und den Teilorten nur noch mit höchstens 30 Stundenkilometern gefahren werden. Umgesetzt wurden die Maßnahmen zwar recht kurzfristig – in der Mache ist die Tempo-30-Regelung in Weil der Stadt aber schon wesentlich längere Zeit.

 

Lärmaktionsplan ist verpflichtend

Laut einer EU-Richtlinie ist die Keplerstadt dazu verpflichtet, einen Lärmaktionsplan aufzustellen, um Einwohner vor übermäßigem Verkehrslärm zu schützen. Dass insbesondere an den Ortsdurchfahrten kritische Dezibel-Grenzwerte überschritten werden, ist der Weil der Städter Verwaltung spätestens bekannt, seit der Gemeinderat im Jahr 2020 besagten Lärmaktionsplan verabschiedet hatte. Auf eine Tempo-30-Regelung als sinnvolle Maßnahme hatte man sich damals zwar schnell geeinigt, die Umsetzung hatte sich dann aber gezogen.

Das habe zum einen an einem aufwendigen Abstimmungsprozess mit den zuständigen Behörden gelegen, sagt die Stadtverwaltung auf Nachfrage unserer Zeitung. Außerdem verzögerte sich das Vorhaben noch weiter, nachdem das Regierungspräsidium Stuttgart die Tempo-30-Regelung für Paul-Reusch-Straße, Grabenstraße und Merklinger Hauptstraße abgelehnt hatte, weil die Stadt in der Zwischenzeit ein Abbiegeverbot für Lkws auf der Grabenstraße eingeführt hatte – aus Sicherheitsgründen. Diese Änderung wollte das RP allerdings in den Berechnungen der Dezibelwerte einbezogen sehen. „Andere, nicht betroffene Straßenabschnitte wurden vom RP nicht vorgezogen, weshalb sich die Umsetzung auch dort verzögerte“, so die Stadtverwaltung. Noch während ein neues Gutachten in Auftrag gegeben wurde, habe die Zuständigkeit für das Verfahren vom RP ans Landratsamt gewechselt, so die Stadtverwaltung. Dort hätten die Anträge und Akten wiederum neu gesichtet und beurteilt werden müssen. „Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landratsamt verlief aber – trotz der großen Zeitspanne - in der Summe äußerst konstruktiv“, heißt es aus dem Rathaus.

Lärmreduzierung oder Dorn im Auge?

Inzwischen stehen die Schilder – rund vier Jahre, nachdem man sich im Gemeinderat das erste Mal auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung geeinigt hatte. Höchstens 30 Stundenkilometer darf der Tacho in Zukunft in folgenden Straßen anzeigen: Leonberger Straße (B 295), Paul-Reusch-Straße (B 295), Grabenstraße (B 295), Merklinger Straße (L 1182), Ortsdurchfahrt Hausen (L 1182), Ortsdurchfahrt Hausen in Richtung Heimsheim (L 1179), Max-Caspar-Straße (L 343), Mittlere Straße (K 1014), Liebenzeller Straße und Teile der Böblinger Straße (K 1020).

Und die Bürger? Die scheinen sich zumindest in den sozialen Medien nicht einig darüber, ob die neue Geschwindigkeitsbegrenzung sinnvoll ist oder nicht. Von gemischten Rückmeldungen, auch zur bereits seit mehreren Monaten geltenden Tempo-30-Zone in Merklingen, berichtet auch die Stadtverwaltung: „Die Anwohner freuen sich über die Lärmreduzierung und andere Verkehrsteilnehmer über weitere positive Effekte“, so die Pressestelle im Rathaus. „Einige Verkehrsteilnehmer, insbesondere Autofahrer, stören sich jedoch an Tempo 30.“