Um 280 000 Euro hat ein katholischer Priester die Hilfsorganisation erleichert: Um sich seinen Lebensstil leisten zu können – wie er jetzt vor Gericht zugegeben hat.

Lahr - Der ehemalige Jesuitenpater und Lahrer Dekan hat vor dem Landgericht Mannheim ein Geständnis abgelegt. Ziel der Verteidigung ist es, eine Verständigung mit dem Gericht und ein Urteil von rund vier Jahren zu erreichen.

 

Angeklagter: Habe Schwachstellen der Caritas genutzt

Nach sieben Verhandlungstagen und der Vernehmung etlicher Zeugen räumte der 54-Jährige ein, die Kirche und die Caritas um rund 280 000 Euro betrogen zu haben – wie es die Staatsanwaltschaft in der Anklage formuliert hat. „Ich habe die Schwachstellen in der Organisation gekannt und sie ausgenutzt, statt sie abzustellen“, gestand er. „Ich habe Rechnungen gestellt, um meinen finanziellen Vorteil daraus zu ziehen und verschleiert, dass ich der eigentliche Empfänger bin“. Das Geld habe er anschließend „für Reisen und meine persönliche Lebensführung ausgegeben“, erklärte der Theologe.

Angeklagter soll 72 Rechnungen gestellt haben

Angefangen hatte demnach alles, nachdem der Priester 2014 vom Erzbistum in Freiburg zum Dekan in Lahr berufen worden war und auch den dortigen Caritasverband übernommen hatte. „Ich habe mich wirtschaftlich verantwortlich und der Aufgabe gewachsen gefühlt.“ Nach einiger Zeit, sei dann „der eigennützige Wunsch aufgetaucht, auch selbst zu profitieren“, sagte der 54-Jährige. Dazu nutzte der Dekan nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sein zweites berufliches Standbein als freier Unternehmensberater. 72 Rechnungen soll er der Caritas für angeblich externe Leistungen – etwa die Installation einer Datenbank und Mitarbeiterschulungen – in Rechnung gestellt haben. Die Zahlungen flossen an Firmen ins Ausland und von dort größtenteils an den Dekan zurück.

Vertrauen von Ursulinen-Orden missbraucht

„Ich war als Berater, Auftraggeber und Rechnungssteller in einem tätig, die Rollen haben sich vermischt. Die Mitarbeiter haben mich dabei als Pfarrer wahrgenommen“, erklärte der 54-Jährige. Dabei habe er deren Vertrauen und auch das des Ursulinen-Ordens in Mannheim, missbraucht. Die Schwestern hatten dem Priester 21 000 Euro für ein Caritas-Projekt gespendet. Auch das Geld hat er für sich behalten. „Ich bedaure sehr, dass durch meine eigennützigen Motive ein großer Schaden entstanden ist und ich viele Leute enttäuscht habe“, sagte der Angeklagte. Er wolle alle Möglichkeiten nutzen, dies wieder gut zu machen.

Einige Fragen, erklärte der Vorsitzende Richter nach dem Geständnis seien noch nicht ausreichend beantwortet, dies könne der Angeklagte allerdings nachholen. Offen geblieben ist bisher auch, warum das Freiburger Erzbistum den Dekan so lange gewähren ließ. An frühzeitigen Warnungen aus der Gemeinde, versicherten Lahrer Prozessbesucher am Rande der Verhandlung, habe es nicht gefehlt. Das Verfahren soll am 15. Oktober weitergehen.