Richtfest beim Kindergarten Lailberg II: Das Baugebiet ist noch nicht mal besiedelt, trotzdem gibt es für die Einrichtung schon zahlreiche Anmeldungen.

Heimsheim - Es herrscht ein eigentümlicher Geruch in dem großen Bau, der einmal die Kindertagesstätte Lailberg II werden soll. In dem Haus, das gerade im neuen Baugebiet entsteht, riecht es nicht nach Beton und Mörtel, sondern nach Holz. Es handelt sich dabei nämlich nicht um einen Massivbau, sondern um einen Modulbau aus Holz. Nach den Roharbeiten ist hier innerhalb von dreieinhalb Wochen ein zweistöckiges Gebäude in die Höhe gewachsen. Dieses Ereignis hat der Bürgermeister Jürgen Troll am Mittwoch gemeinsam mit interessierten Besuchern und gesanglicher Unterstützung der Kinder vom Kindergarten Blosenberg mit einem Richtfest gefeiert.

 

Vor einigen Monaten herrschte im Heimsheimer Gemeinderat noch große Skepsis, was das Projekt angeht, nachdem die Stadt mit den Ausschreibungen einfach kein Glück hatte. Anfangs ging bei der Ausschreibung für die Rohbauarbeiten gar kein Angebot ein. Letztlich fand sich doch noch ein passendes Unternehmen, sodass der Bau im Mai starten konnte. Im November rückten die Zimmerleute an. „Kurz ist uns mal das Herz stehen geblieben, nachdem es in Österreich einen Erdrutsch gegeben hatte“, berichtete Ulrich Homfeld vom Planungsbüro element 5. Dabei war nämlich die Zufahrtsstraße verschüttet worden, über die die Holzelemente für den Kindergarten angeliefert werden sollten. „Aber die Arbeiter haben die verlorene Zeit fast komplett wieder reingeholt.“

Stufenloser Weg nach draußen

Der Kindergarten ist für fünf Gruppen ausgelegt – zwei Krippen- und drei Kindergartengruppen. Da sich aufgrund der Hanglage der Haupteingang im Obergeschoss befindet, sind die Krippenkinder oben untergebracht, die älteren im Unter- oder – je nach Sichtweise – im Erdgeschoss. Trotzdem gibt es auch unten einen Weg nach draußen, sodass sowohl jüngere als auch ältere Kinder ihren Außenspielbereich ohne Treppe erreichen können, erklärte Ulrich Homfeld.

Anfangs war noch offen, ob die Stadt wirklich gleich einen fünfgruppigen Kindergarten bauen will oder lieber erst einen für vier Gruppen mit der Option auf eine spätere Erweiterung. Der Gemeinderat entschied sich jedoch gleich für die große Lösung. Dass das offenbar die richtige Entscheidung war, belegen die Anmeldezahlen deutlich. Das Baugebiet Lailberg II ist größtenteils noch nicht mal bebaut, trotzdem sind die Plätze für die Einrichtung schon voll belegt. Der Betrieb wird voraussichtlich im Juni nach und nach beginnen. „Wir haben uns im Vorfeld mit allen, die sich hier in Lailberg II ansiedeln wollen, in Verbindung gesetzt“, berichtet Alexandra Kreisle, Leiterin des Amts für Bildung und Soziales. Dabei zeigte sich auch: Der Bedarf an Ganztagsbetreuung ist so groß, dass der komplette Kindergarten und alle Krippenplätze im Ganztagsbetrieb laufen werden. Für dieses Angebot haben sich inzwischen auch Eltern aus anderen Teilen der Stadt angemeldet.

Zusätzlicher Kindersegen

Während andernorts die Kinderzahlen eher zurückgehen, „trifft das auf Heimsheim zum Glück nicht zu“, sagte der Bürgermeister beim Richtfest. Doch der zusätzliche Kindersegen – nicht nur durch das neue Baugebiet –, dazu die gestiegenen Ansprüche bei der Betreuung jüngerer Kinder, stellen Kommunen vor große Aufgaben. Wie schwer diese zum Teil zu bewältigen sind, mussten die Stadt Heimsheim und ihre Bewohner am eigenen Leib erfahren. Kindergartenplätze wurden bald Mangelware. Der neue Waldkindergarten und die Erweiterung im Kindergarten Heerstraße federten den Bedarf ein wenig ab, doch noch immer gibt es im Kindergarten Heerstraße eine Notgruppe, die im bisherigen Bewegungsraum untergebracht ist. Mit der neuen Kita soll das bald der Vergangenheit angehören.

Die Kosten des Kindergartens liegen nach aktuellem Stand bei rund 4,2 Millionen Euro. Das bedeutet eine spürbare Kostensteigerung gegenüber dem Ansatz vom April 2019, als noch von glatten vier Millionen Euro die Rede war – und vor allem gegenüber dem Ansatz vom Januar mit 3,7 Millionen Euro. Die Differenz zwischen Januar und April ergab sich jedoch in großen Teilen aus zusätzlichen Wünschen der Stadt für das Projekt, darunter die Einrichtung einer fünften Gruppe.