Laith Al-Deen ist am Freitag in Stuttgart im Wizemann aufgetreten. Er spielte für die mehr als 800 Besucher Hits wie „Bilder von Dir“, bot aber auch viele Klischees und Versatzstücke einer vergangenen deutschen Popmusikepoche.

Stuttgart - A-Capella-Gesang zu Beginn, das ist mutig. Leider ist die Fortsetzung des Programms beim Konzert von Laith Al-Deen vor mehr als 800 Besuchern im Wizemann nicht besonders mutig. Es sind da vor allem Klischees und Versatzstücke einer vergangenen deutschen Popmusikepoche zu hören. Eingängig soll’s sein, gewiss, die Tricks stehen mittlerweile allzeit und überall bereit. Schmeichelnd und gefühlig, klar, die amerikanische Soulmusik ist da ein bestimmender Einfluss. Doch so übertrieben, wie Al-Deen da die Vokale dehnt und zieht, würde das bei Casting-Shows des Fernsehens halbwegs noch Eindruck machen. Mittlerweile ist das viel zu oft gehört, dieser Gesang an die Herzallerliebste: „Weil du mich siehst und mir vergibst...“ Da regt sich einer auf, da gibt einer Gas, da geht einer nach vorne, um der Liebsten zu schmeicheln. Rührend so was.

 

„Jeder macht seine Fehler, es hat alles seinen Sinn“

Dabei ist der Sohn einer Deutschen und eines Orientalen schon seit Beginn des Jahrhunderts dabei, hat mit dem im Konzert ebenfalls zu hörenden „Bilder von Dir“ gleich einen Hit gelandet und ist seitdem dabei geblieben. Aus Mannheim kommend, das für die deutsche Popmusik ja ein klebriges Pflaster zu sein scheint, hat er sich musikalisch dem geschlechtlich motivierten und popmusikalisch unterspülten Wohlfühlen verschrieben. Gleich anschließend tremoliert er auch „Jeder macht seine Fehler, es hat alles seinen Sinn“. Ja ja, da sind wir einverstanden. Auch bei der sinnfälligen Zeile „Lieben und Hassen, alles hat seinen Sinn“. Gut ist’s, die Gitarre von Ole Rausch heult mal ein Solo, das von Andie Mette gespielte Piano perlt mal im Vordergrund, das Schlagzeug mit Dave Mette darf auch aufdrehen: alles richtig gemacht, vorbildlich konstruiert, wie vom Reißbrett, wie auf der Popakademie gelehrt. Und doch etwas langweilig, etwas zu clever, etwas zu profillos, etwas zu korrekt und abgehangen.

Mal weh-, mal übermütige Oden

Es kommen Titel wie „Dein Lied“, „Ich mag dich wie du mich liebst“, „Du fehlst“, „Worum es dir geht“ und ähnliche. Sodann die vielen Refrains mit dem „oh oh oh“ und „uh uh uh“. Hände recken, Arme schwingen. Man muss das mögen. Wenigstens ein paar Raffinessen, das dürfte schon sein. Ist aber nicht. Stattdessen schluchzt hier ein Freund, ein Liebhaber, ein Schwiegersohn seine Oden, mal wehmütig, mal übermütig. Er will einen neuen Weg einschlagen, schlägt sich mitten ins Publikum und stellt kecke Fragen: „Wer kommt aus Stuttgart?“. Er schätzt 25 Prozent und sagt die Weisheit „Ich find’s schön, wenn man sich nach so langer Zeit wieder trifft“. Es darf dann auch schon mal elektronisch hoppeln, alles zu seiner Zeit. Alles nett, alles im Rahmen, – aber nicht gerade aufregend.