Nach einjähriger Sanierung steht der Zeitplan fest: Die Gastronomie der Staatsgalerie soll im zweiten Quartal des Jahres, frühestens im Mai 2025, neu starten – unter dem alten Namen Fresko. Das Land hat nun die Pacht ausgeschrieben.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Im Frühjahr 1984 herrschte kulturelle Aufbruchstimmung in Stuttgart. 4000 geladene Gäste feierten die Neue Staatsgalerie des schottischen Star-Architekten James Stirling – den Triumph eines neuen Museumstyps. Für den gesamten süddeutschen Raum habe dieses „Gebilde therapeutischen Charakter“, erklärte der Künstler Joseph Beuys. Eine Therapie mit Farbwucht: Das grelle Grün des Gumminoppen-Fußbodens aus Kautschuk wurde von den einen als „penetrant“ abgelehnt, von den anderen als „provokante und selbstbewusste Gegenkraft der Kunst“ angepriesen.

 

Von Anfang gab es in dem 90 Millionen D-Mark teuren Flaggschiff der Postmoderne eine gastronomische Attraktion: Das Fresko, ebenfalls ganz in Grün durchgestylt, ist mit der ersten Pächterin Helga Hofmann früh zu einem Hotspot der heimischen Kulturszene geworden, manche meinten auch, zu einem zweiten Wohnzimmer.

Joseph Beuys (links) 1984 bei der Eröffnung der Neuen Staatsgalerie mit dem damaligen Direktor Peter Beye (Mitte) und dem Ministerpräsidenten Lothar Späth. Foto: Uli Kraufmann

Die erste Pächterin und ihre Tochter Petra Schultz blieben bis ins Jahr 2004. Als sie sich verabschiedeten, öffneten sie ihr Gästebuch, in dem man Namen fand wie Udo Jürgens, Boris Becker oder Ruth Maria Kubitschek. Alfred Biolek hatte bei seinem Besuch notiert: „Schöne Blumen, schöne Kuchen, schöne Menschen, was will man mehr!“

2007 kam es zu einem Namenswechsel

Das grüne Reich an der Kunstmeile ging an die neuen Pächter Peter Böhm und Eberhard Aspacher über. Böhm, der Adoptivsohn des Stuttgarter Feinkostunternehmers Fritz Böhm, starb bei einem Motorradunfall im Urlaub in Norditalien. Im Fresko kam es 2007 zu einem Namenswechsel: Der neue Pächter Marco Gast nannte das Lokal schlicht und einfach Gast, also nach seinem Familiennamen, um zu signalisieren, dass etwas Neues geschehen sollte. Zuletzt hat die gemeinnützige Gesellschaft für Schulung und Reintegration die Gastro-Räume betrieben, ehe sie vor etwa einem Jahr zwecks Sanierung geschlossen wurden.

Jetzt soll frischer Wind einziehen – aber am alten Namen hält das Land fest, vertreten durch den Landesbetrieb Vermögen und Bau. In der Ausschreibung der Pacht steht, die künftigen Betreiber sollten den Namen Fresko verwenden. Außerdem zählt zu den Bedingungen: 20 Prozent der angebotenen Hauptbestandteile der Speisen und der Beilagen müssen aus biologischer Landwirtschaft stammen. Auch die Getränke wie Tee, Kaffee und Kakao müssen aus biologischem Anbau kommen und dazu noch fair gehandelt sein.

Bewerber werden zu Besichtigungen eingeladen

Im Gastraum drinnen sind 76 Plätze, draußen auf der Promenade bis zu 64 Stühle. Der Eingang ist separat, also nicht von den Öffnungszeiten der Staatsgalerie abhängig, geöffnet sein soll die Gastro bis 22 Uhr (außer montags). Die zentrale Lage zur sogenannten Kulturmeile, davon sind die staatlichen Vermieter überzeugt, mache das Objekt besonders begehrt.

Wer will das Fresko wachküssen? Bewerberinnen und Bewerber können die Räumlichkeiten zwischen dem 18. Februar und 7. März besichtigen. Noch für das zweite Quartal dieses Jahres plant Vermögen und Bau den Neustart in der ganz besonderen Locations, frühestens im Mai 2025.