Landesbank Baden-Württemberg Trennt sich LBBW von Prager Tochter?

Die Landesbank führt Gespräche mit Investoren, legt sich aber nicht auf einen Verkauf der LBBW Bank CZ fest. Die Trennung wäre voraussichtlich ein Verlustgeschäft.
Stuttgart - Fast auf den Tag genau, als die US-Investmentbank Lehman Brothers kollabierte, machte der damalige LBBW-Vorstandschef Siegfried Jaschinski den Kauf der Bawag Bank CZ in Prag perfekt. Seit dem 1. September 2008 gehört die in ganz Tschechien tätige Universalbank zum Konzern der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Sie wurde in LBBW Bank CZ umbenannt und firmiert als Aktiengesellschaft. Jaschinski verband seinerzeit mit der Expansion nach Mitteleuropa große Hoffnungen. Der Marktanteil des Instituts von gut einem Prozent solle massiv erhöht werden, die Zahl der Filialen von 23 auf 28 steigen. Die neue tschechische Tochter sollte mit der Sachsen Bank in Leipzig eng kooperieren, um heimischen Mittelständlern den Weg nach Mittel- und Osteuropa zu ebnen.
160 Millionen Euro hatten sich die Stuttgarter, die schon im Herbst 2008 massiv mit den jüngsten Schockwellen der Finanzkrise zu kämpfen hatten, die Übernahme kosten lassen. Seitdem ist es ruhig geworden um die Filialbank. Wie aus Finanzkreisen verlautete, steht das Institut auch nicht auf der Verkaufsliste, die die Landesbank mit der EU-Kommission als Gegenleistung für die Milliarden an Rettungsbeihilfen ausgehandelt hat.
Tschechischen und österreichischen Medienberichten zufolge führt die LBBW jedoch seit einiger Gespräche mit potenziellen Käufern, aktuell mit der Wiener Erste Group, der Muttergesellschaft des tschechischen Marktführers Ceská Sporitelna (Tschechische Sparkasse).
Die Entscheidung über einen Verkauf ist noch nicht gefallen
Ein Verkauf werde geprüft, bestätigte ein Sprecher der Landesbank. „Derzeit laufen Gespräche mit verschiedenen Interessenten.“ Eine endgültige Entscheidung über den Verkauf sei jedoch noch nicht gefallen, schränkte der Sprecher ein. Eine Trennung wäre aller Voraussicht nach ein Verlustgeschäft. Die Prager Wirtschaftszeitung „Hospodárské Noviny“ schreibt, dass die Sparkasse rund 50 Millionen Euro für die LBBW Bank CZ biete, allerdings nur, wenn die Landesbank ein Paket problematischer Kredite im Wert von umgerechnet 195 Millionen Euro in ihren Büchern behalte. Ein zweiter Interessent ist der Fonds Hartenberg Capital, hinter dem der Milliardär Andrej Babis steht. Er ist Chef der Holding Agrofert und hat im Sommer das einflussreichste Verlagshaus des Landes mit zwei Tageszeitungen, die Mafra-Gruppe, übernommen.
Die tschechische LBBW hat für das ersten Halbjahr einen Verlust in Höhe von 12,7 Millionen Kronen (gut 492 000 Euro) ausgewiesen. Sie unterhält landesweit aktuell 18 Filialen, beschäftigt 354 Mitarbeiter in Vollzeit und bezeichnet sich selbst als mittelgroß. Berichten zufolge ist sie die Nummer elf in der Tschechischen Republik.
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