Offiziell ist es eine Fusion von Gleichberechtigten. Doch in der künftigen LBS Südwest dominiert das Stuttgarter Institut mit 87,5 Prozent, die Mainzer kommen nur auf 12,5 Prozent. Anfang 2016 soll der Zusammenschluss besiegelt werden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart / Mainz - Knapp ein halbes Jahr nach dem Grundsatzbeschluss der Sparkassenverbände von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nimmt die Fusion der Landesbausparkassen (LBS) in Stuttgart und Mainz Gestalt an. An der künftigen „LBS Südwest“ wird der baden-württembergische Verband zu 87,5 Prozent und der rheinland-pfälzische Verband zu 12,5 Prozent beteiligt sein. Dieses Anteilsverhältnis ist nach StZ-Informationen das Ergebnis einer vergleichenden Bewertung der beiden Unternehmen. Alleiniger Sitz des vereinigten Instituts wird Stuttgart sein, von wo aus es auch geführt wird, weitere Standorte bleiben Karlsruhe und Mainz. In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt soll eine „Landesdirektion“ sowie die künftig einheitliche LBS-Immobiliengesellschaft angesiedelt werden.

 

Über diese Eckdaten hat der für die Sparkassenaufsicht zuständige Innenminister Reinhold Gall (SPD) dieser Tage den Stuttgarter Landtag informiert. Als Voraussetzung für den ländergrenzübergreifenden Zusammenschluss müssen die Parlamente in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einen Staatsvertrag beschließen. Dies ist in beiden Ländern für Mitte Dezember vorgesehen. Nach der Präambel des Staatsvertrages handelt es sich um eine „Vereinigung zweier gleichberechtigter Partner unterschiedlicher Größe“. Laut Gall werde dadurch „der Standort Baden-Württemberg gestärkt“, was sowohl hinsichtlich der Arbeitsplätze als auch aus steuerlichen Gründen zu begrüßen sei. Anders als in Rheinland-Pfalz gebe es in Baden-Württemberg daher kaum öffentliche Diskussionen über den Staatsvertrag, sagte der Minister im Innenausschuss. Die erste Lesung im Stuttgarter Landtag erfolgte kürzlich ohne Aussprache.

Zusammengehen für Anfang 2016 geplant

Die Spitzen der Sparkassenverbände unter den Präsidenten Peter Schneider (Stuttgart) und Beate Läsch-Weber (Mainz) hatten im März den Startschuss für Fusionsgespräche gegeben. Damit reagiere man auf die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik sowie die immer strengeren Anforderungen der Aufsicht, hieß es. Die Bündelung zweier „gut aufgestellter Häuser“ sichere eine zukunftsfähige, schlagkräftige Bausparkasse im Südwesten. Im Mai war der Zusammenschluss von beiden Verbandsversammlungen befürwortet worden. Nach Abschluss des Staatsvertrages soll er von beiden Verbänden im nächsten Frühjahr verbindlich besiegelt werden. In Kraft treten soll die Fusion dann rückwirkend zum 1. Januar 2016.

Unter den bundesweit zehn Landesbausparkassen rangiert die LBS Baden-Württemberg mit einer Bilanzsumme von 11,9 Milliarden Euro auf Platz zwei knapp hinter Bayern (12,2 Milliarden Euro). Das Institut in Rheinland-Pfalz, an dem der Stuttgarter Verband bereits seit Jahren mit 20 Prozent beteiligt ist, lag mit 3,3 Milliarden Euro auf dem viertletzten Platz. Durch die Fusion zur LBS Südwest entsteht die bundesweit größte Landesbausparkasse. Damit nehme man eine führende Position ein, wenn es zu einer weiteren Konsolidierung in der LBS-Gruppe komme, heißt es im Sparkassenlager. Der Zusammenschluss weiterer Institute gilt nur als Frage der Zeit. Bereits vor einigen Jahren gab es Überlegungen, nur noch ein Institut zu haben, das bundesweit den Markt bearbeitet – wie bei den Volks- und Raiffeisenbanken die Bausparkasse Schwäbisch Hall.

Vorstand soll allmählich schrumpfen

Die beiden Institute beschäftigen derzeit mehr als 900 Mitarbeiter, davon knapp 700 in Stuttgart und Karlsruhe und gut 200 in Mainz. Fusionsbedingte Kündigungen wurden von Anfang an ausgeschlossen; allerdings dürfte es durch die Verlagerung der Stäbe nach Stuttgart zu Verschiebungen kommen. Durch Synergieeffekte wird mit Einsparungen bei Sach- und Personalkosten von zehn bis 15 Prozent gerechnet. Die Ausgaben von insgesamt 150 Millionen Euro könnten so jährlich um 15 bis 20 Millionen Euro reduziert werden, heißt es überschlägig. Alle fünf Vorstände – drei in Stuttgart und zwei in Mainz – sollen im Amt bleiben. Mittelfristig will man zu einem dreiköpfigen Führungsgremium kommen, indem frei werdende Positionen nicht wieder besetzt werden. Chef der LBS Südwest soll der Leiter des baden-württembergischen Instituts, Tilman Hesselbarth, werden. Eine Doppelspitze mit seinem rheinland-pfälzischen Kollegen Max Aigner schied dem Vernehmen nach angesichts der Größenverhältnisse der beiden Bausparkassen ebenso aus wie ein Doppelsitz; neben Mainz verliert auch Karlsruhe die Sitz-Funktion.

Die rheinland-pfälzische Sparkassenpräsidentin Läsch-Weber wollte sich „wegen des noch laufenden parlamentarischen Verfahrens“ nicht äußern. Ziel ist es offenbar, die Fusion aus dem Landtagswahlkampf herauszuhalten; auch in Rheinland-Pfalz wird am 13. März gewählt. Die oppositionelle CDU zeigte sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Fusionsprozesses. Es sei „vorbildlich, wie beide Häuser das angehen“, sagte der finanzpolitische Sprecher der Landtags-CDU, Gerd Schreiner, der StZ. Angesichts des fairen Umgangs miteinander werde es bei der parlamentarischen Beratung „nicht knirschen“, sagte Schreiner.