Drei Bezirksbeiräte bekommen für ihr kommunalpolitisches Engagement die Landesehrennadel verliehen. Karl-Stephan Quadt, der Dienstälteste, war doppelt so lang im Amt wie der Ex-Oberbürgermeister Wolfgang Schuster.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - Addiert ist es knapp sein halbes Leben und mehr als die Hälfte seines Erwachsenenlebens: Karl-Stephan Quadt saß 32 Jahre lang für die Sozialdemokraten im Bezirksbeirat Mitte. Für sein Engagement bekam Quadt bei einem Festakt im Rathaus die Landesehrennadel verliehen, gemeinsam mit seiner Frau Heide Anselm-Quadt und Norbert Schulz. Heide Anselm Quadt war 25 Jahre lang im untersten kommunalpolitischen Gremium aktiv, Norbert Schulz 16 Jahre lang, zuletzt als Fraktionsvorsitzender der Grünen. Zusammengerechnet waren die drei Geehrten 73 Jahre lang im Ehrenamt.

 

Früher sah es in der Stadt noch ganz anders aus

„32 Jahre sind eine unglaublich lange Zeit“, sagte die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle. Damit war Stephan Quadt doppelt so lang im Amt wie der Ex-Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und hat drei Stadtoberhäupter miterlebt: Manfred Rommel, eben Schuster und zuletzt, wenn auch nur in dessen Anfangszeiten, Fritz Kuhn. Ganz abgesehen von der sichtbaren wie der eher unbemerkten Entwicklung der Stadt. „Anfang der 80er-Jahre sah Stuttgart noch ganz anders aus“, sagte Kienzle, „da wurden angeblich um 22 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt.“ Das Ehepaar Quadt habe „etliche Themen des Städtebaus, des Tiefbaus von der Diskussion über Stuttgart 21 bis zum Milaneo begleitet“.

Nicht nur im Hinblick auf das Nachtleben hat sich das kommunalpolitische Denken radikal verändert. „Vor 20 Jahren bin ich kläglich mit dem Antrag gescheitert, die Tübinger Straße zur Fußgängerzone zu erklären“, sagte Quadt. Heute ist sie eine, jedenfalls eine Art Fußgängerzone. Der sogenannte Shared Space gleicht immerhin einer Spielstraße. Der Sozialdemokraten widmete sich allerdings keineswegs nur dem Städtebau. Beim Kampf gegen das Abholzen jedweden Grüns im Zentrum übertraf er mit seinem Forderungen regelmäßig noch die Grünen. Ein Herzensanliegen war ihm in den vergangenen Jahren der Aufbau von Taubentürmen. „Ein wichtiger Beitrag für den Tierschutz“, sagte Kienzle. Damit allerdings ist Quadt weitgehend gescheitert. Zuletzt protestierte gar der Personalrat des Kulturamts gegen den Aufbau eines Taubenschlags auf dem Amtsdach. Zur Kommunalwahl im vergangenen Mai verzichtete der Sozialdemokrat auf eine erneute Kandidatur.

Der Mann, mit der Faszination für Jugend und Finanzen

Norbert Schulz hat sich während seiner Amtszeit gleichsam berufsgemäß vorwiegend um die Belange der Jugend gekümmert. Schulz arbeitet als Lehrer. Sein zweites Spezialgebiet gilt als eines, das einem Grünen eher untypisch ist. Innerhalb der Fraktion und der Partei der Grünen fühlte er sich stets für die Finanzen verantwortlich. Allen drei Geehrten, sagte Kienzle, „kann man den Willen nachsagen, unabhängig von der Parteizugehörigkeit fraktionsübergreifend zu arbeiten“.