Erstmals vertreten zwei Männer die Schülereltern in Baden-Württemberg. Sie fordern kleinere Klassen und längeres gemeinsames Lernen.

Stuttgart - Der Neue an der Spitze des Landeselternbeirats (LEB) versteht sich als Staffelläufer. Kaum ist Matthias Fiola als Vorsitzender gewählt, betont er schon, "es wird keinen inhaltlichen Bruch geben, wir werden die bisherigen Positionen fortführen". Und weil sich der kleine Scherz anbietet, fügt der 55 Jahre alte Hausmann an, "ich habe den Stab von Frau Staab übernommen".

Matthias Fiola war seit dem Amtsantritt der bisherigen Vorsitzenden Christiane Staab im Jahr 2005 einer ihrer beiden Stellvertreter. Der Vater von zwei Buben vertritt die Grundschulen aus dem Regierungsbezirk Tübingen im Landeselternbeirat. Als seine Schwerpunkte und Ziele nennt der Reutlinger die Sprachförderung im Vorschulalter, das längere gemeinsame Lernen und die individuelle Förderung. Der gebürtige Gelsenkirchner spricht sich weiter dafür aus, den Eltern die letzte Entscheidung darüber zu lassen, welche weiterführende Schule ihre Kinder nach der Grundschule besuchen sollen. Fiola nennt das "echte Grundschulempfehlung", mit der Betonung des Empfehlungscharakters und der Abschaffung der Verbindlichkeit.

Gegenüber der Stuttgarter Zeitung lobte Fiola in einer ersten Stellungnahme nach seiner Wahl seine Vorgängerin: "Christiane Staab hat sich in bewundernswerter Weise für unsere Anliegen eingesetzt." Die Karlsruher Juristin Staab und ihre erste Stellvertreterin Sylvia Wiegert hatten ihre Ämter ein Jahr vor Ablauf der regulären dreijährigen Amtszeit zur Verfügung gestellt und damit einigen Aufruhr in der bildungspolitischen Landschaft ausgelöst.

Sie hatten moniert, der damalige Kultusminister Helmut Rau (CDU) habe sie nicht ernst genommen. In einer öffentlichen Erklärung hatten die beiden LEB-Vertreterinnen im Januar beklagt, "die Realitätsferne von Teilen der Landesregierung und der CDU-Spitze ist erschreckend". Seit Jahren unterbreite der LEB dem Kultusministerium Vorschläge zur Verbesserung der Bildungssituation der Kinder im Land. Zunehmend entstehe der Eindruck, dass das Gremium "nur noch der Form halber angehört wird, aber keinerlei Wert mehr auf die inhaltliche Arbeit gelegt wird".