Der Landesfrauenrat Baden-Württemberg protestiert gegen den neuen Image-Film für Stuttgart heftig: Männer würden darin als Macher dargestellt, Frauen hingegen kämen „als Bier schleppende Oberkörper im Dirndl“ vor.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Heftige Kritik übt der Landesfrauenrat Baden-Württemberg an dem neuen Imagefilm für Stuttgart, weil dieser veraltete Rollenmuster vorführe und keine gute Werbung für eine zukunftsorientierte und weltoffene Stadt sei. In einem Brief an Armin Dellnitz, den Geschäftsführer von Stuttgart-Marketing, beklagt Charlotte Schneidewind-Hartnagel, die Vorsitzende des Dachverbandes von zahlreichen Frauenverbänden des Landes, „das Verharren im Überholten und die dafür eingesetzten Steuermittel“.

 

In dem knapp dreiminütigem Film der Medienagentur Traumwelt, den Stuttgart-Marketing und die Stadt Stuttgart gemeinsam finanziert haben und der seit wenigen Tagen im Netz steht, sei der Unterschied der Geschlechter alles andere als klein. Schneidewind-Hartnagel, die bis 2016 für die Grünen im Landtag saß, protestiert: „Die Bilder zeigen Männer als die Macher, sei es als DJ, als Beschützer der Frau auf dem Weihnachtsmarkt, als Koch, Dirigent, Barkeeper, Konstrukteur, Erklärer, Wissenschaftler, Sportler, stolze Reiterstatue im Hof des Alten Schlosses. Frauenbilder hingegen zeigen Frauen überwiegend tanzend, zu DJ-Musik, im Ballett, auf dem Wasen, als Bier schleppende Oberkörper im Dirndl oder als nacktes Kunstwerk in der Staatsgalerie.“

„Schade um die verpasste Chance“

Der Landesfrauenrat vermisst in dem Image-Film „die reale Vielfalt der Stadt“. Die schnell geschnittenen Sequenzen spiegelten in keiner Weise die Bandbreite der rund 170 in Stuttgart lebenden Ethnien, der verschiedenen Lebensalter und der geschlechtlichen Identitäten wider. Man erahne nichts „vom „Spektrum an unterschiedlichen Lebensbedingungen, Wohnbedingungen und Wegen der Mitgestaltung“. Dass der Film die großen Automobilfirmen in den Vordergrund rücke, möge zwar den Einfluss entsprechender Lobbygruppen auf die Stadtpolitik reflektieren. Ökologische Aspekte und Chancen auf Partizipation an stadtpolitischen Entscheidungen gingen hingegen völlig unter. „Schade um die verpasste Chance, ein Bild der tatsächlichen Vielfalt zu zeichnen und ein Image mit zukunftsorientierter Imagination zu entwerfen“, schreibt der Landesfrauenrat. Über die Kosten des Films haben die Beteiligten Stillschweigen vereinbart.