Die ehemalige Garnisonsstadt Lahr verschönert mit der Landesgartenschau ihren Westen. Wir haben die Veranstaltung am Eröffnungswochenende besucht.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Lahr - Die Reden sind gehalten, die Bänder durchgeschnitten: Die Landesgartenschau 2018 in Lahr im mittelbadischen Ortenaukreis ist eröffnet. Vierzehn Jahre hat es gedauert, bis nach der binationalen Schau „Garten der zwei Ufer“ 2014 in Kehl und Straßburg die Reihe wieder an Baden war. Alles ist pünktlich fertig geworden, sogar die Ortenaubrücke über der Bundesstraße 415, die beide Teile eines 38 Hektar großen Schaugeländes überbrückt und erst zwei Stunden vor dem Aufgalopp der Ehrengäste freigegeben wurde.

 

„Ich gehe jetzt mit ihnen darüber, aber ich würde mich auch darunter stellen, wenn Sie rübergehen“, witzelte ein erleichterter Oberbürgermeister. Für Wolfgang G. Müller (SPD) ist diese Landesgartenschau die Krönung einer langen Laufbahn. Er ist seit 1997 im Amt, will aber altershalber nächstes Jahr aufhören. Seinen Plan, mit der Verschönerung der zuvor eher tristen westlichen Zufahrt die ganze Stadt aufzuwerten, nennt er „Stadtentwicklung verpackt in Gartenschau“. Ein Jahrhundertprojekt lobte der Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU).

Denn nach der Schau bleiben der ehemaligen Garnisonsstadt ein neues Naherholungsgebiet mit einem See, ein neues Sportzentrum, eine Kindertagesstätte, der Nachbau eines historischen Römerhauses und eine kühne Brückenkonstruktion. Mit 58 Millionen Euro Baukosten ist die Lahrer Landesgartenschau eine der größeren im Land. Schwäbisch Gmünd (2014: 38 Millionen Euro) und Öhringen (2016: 23 Millionen Euro) investierten deutlich weniger. Die Kosten werden den Lahrer Haushalt zwar belasten, die damit verbundene Neuverschuldung beziffert Oberbürgermeister Müller aber auf einen „niedrigen einstelligen Millionenbereich“.

OB Müller freut sich auf einen Traumsommer

Auf zwei großen und einem kleineren Areal müssen die Organisatoren, Partner und ehrenamtlichen Helfer, Vereine, Verbände und Institutionen nun zeigen, dass die Schau auch wirklich einen „Traumsommer“ – so der OB – für Lahr bringt. Die ersten Kinderkrankheiten sind erkannt, die viel zu frühen Schließzeiten der Eingänge abends um 19 Uhr zum Beispiel. Außerdem muss noch einiges sprießen und wachsen, die Natur hat nach dem unerwarteten österlichen Wintereinbruch etliche braune Flecken. Immerhin haben die Gärtner und Floristen schon einen faszinierenden Blumenteppich mit 170 000 Frühlingsblühern ausgelegt und der Rollrasen leuchtet in einem frischen Grün. Bis zum 14. Oktober werden eine Million Besucher erwartet. Für die Autofahrer und Buskarawanen ist rechtzeitig die A-5-Ausfahrt mehrspurig ausgebaut, für die Bahnreisenden der Bahnhof barrierefrei umgerüstet worden. Nicht nur deutsche, auch viele französische Nachbarn hat die Schau bereits am ersten Wochenende über den Rhein gelockt.

Die erste Augenweide bietet die Blumenschau in der Mehrzweckhalle unter dem Motto „Liebesgeflüster“. Vierzehn Floristinnen und Floristen aus dem ganzen Land haben zu Liebesfilmen, Liebesliedern und amourösen Zitaten kunstvolle blumige Arrangements gestaltet, meilenweit von einem einfachen Blumenstrauß entfernt. Eröffnet hat die Schau Christina Obergföll, die in Lahr geborene Speerwurfweltmeisterin. „Von den Genüssen“ ist ein weiteres Motto, das floral umgesetzt werden soll. „Wir werden insgesamt dreizehn Themen bearbeiten“, erklärt Tim Rohrer, Gesamtverantwortlicher der Ausstellungen. „Während die eine Schau läuft, können wir in der anderen Halle die nächste vorbereiten und alle zwei Wochen umstellen.“

Der Bürgerwald mit seinen Lindenbäumen muss erst noch kräftig wachsen

Die Blumenhalle, die Pavillons der Ortsteile Lahrs und der Partnerstädte aus Frankreich, Japan und Kanada, eine historische Dampflokomotive, das römische Streifenhaus und ein ausufernder Spielplatz sind die Attraktionen des Bürgerparks. Der Bürgerwald mit seinen Lindenbäumen muss erst noch sprießen. Eine Kleingartenanlage, direkt neben der neuen Lahrer Moschee gelegen, bietet auf kleinen Parzellen Anregungen für den Garten rund ums Eigenheim. Attraktiv ist auch die Schatzkammer Wald, mit der die Förster demonstrieren, welche hölzernen Reichtümer der Schwarzwald und die Rheinauen zu bieten haben.

Als Hauptattraktion über die Gartenschau hinaus könnte sich aber der Park um den neu angelegten See entpuppen. Auf der Seeparkbühne haben am Samstag die christlichen Kirchen und ihre regionalen Oberhirten, der Erzbischof von Freiburg und der evangelische Landesbischof, der Schau den Segen erteilt. Unter dem raupenartigen Zeltdach werden künftig Künstler, Musik- und Theatergruppen auftreten und Filme gezeigt werden. Ein Haus am See mit Gastronomie und einer Terrasse direkt am Strand könnte zum neuen Sommertreff der Lahrer werden.