Ausgerechnet eine Facebook-Managerin soll bei einem Landeskongress über Verbraucherbildung referieren? Das hatte Verwunderung ausgelöst. Nun ist der Auftritt geplatzt, über die Gründe darf man rätseln.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Eine Managerin von Facebook wird nun doch nicht bei dem vom Land organisierten „Festival für digitale Bildung“ Anfang Juli in Heidelberg auftreten. Die vom Verbraucherministerium eingeladene Xochilt Balzola-Widmann werde „nicht teilnehmen“, berichtete der Ressortchef Peter Hauk (CDU) jetzt in der Antwort auf eine Landtagsanfrage der FDP-Fraktion. Gründe dafür nannte Hauk weder gegenüber dem Abgeordneten Friedrich Bullinger noch auf Anfrage unserer Zeitung, die über Irritationen um die Einladung berichtet hatte. Auch eine Bewertung der Absage wollte das Ministerium nicht vornehmen.

 

Minister Hauk verteidigt die Einladung

Die Facebook-Frau sollte nach dem vorläufigen Programm über „soziale Medien in der Verbraucherbildung“ referieren. Dies hatte vor dem Hintergrund des Datenskandals bei dem US-Unternehmen Verwunderung ausgelöst. Damit werde „der Bock zum Gärtner gemacht“, hieß es. „Unsere Wahl wäre es nicht gewesen“, kommentierte die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, die bei Facebook keinen „Beitrag zur Verbraucherbildung“ erkennen konnte. Auch das für den Kongress federführende Innen- und Digitalministerium von Thomas Strobl (CDU) war offenbar von der Referentin überrascht worden; einen Kommentar hatte es abgelehnt.

In der Antwort an die FDP verteidigt Verbraucherminister Hauk die Einladung. Man habe den Kongressbesuchern Gelegenheit geben wollen, „ihre Fragen in einer offenen Diskussion direkt an eine Vertreterin oder einen Vertreter von Facebook zu richten“. Die Diskussion um das Netzwerk habe schließlich viele Verbraucher verunsichert. Die Liberalen hatten verwundert gefragt, ob es keine baden-württembergischen Institutionen gebe, die kompetent über das Thema referieren könnten. Dazu nannte Hauk das Landesmedienzentrum, die Landesanstalt für Kommunikation, die Medien- und Filmgesellschaft und die Verbraucherzentrale; letztere werde bei dem Digitalfestival in Heidelberg vertreten sein. Zwischen Facebook und baden-württembergischen Schulen gibt es nach seiner Auskunft keine Kooperationen.