Der SV Bonlanden glänzt in Oberensingen, erreicht aber nur ein 1:1. In der Pause muss die Polizei ausrücken.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Oberensingen - Auch zwei Tage danach war die Fassungslosigkeit noch groß. „Dinge, die auf dem Fußballplatz gar nichts zu suchen haben“, sagt Jens Buck, der Spielleiter des TSV Oberensingen. „Unterirdisch. Die beiden Hauptbeteiligten sollten sich in Grund und Boden schämen“, empfiehlt Klaus Kämmerer, der Trainer des SV Bonlanden, nachdem das Landesliga-Spitzenspiel seiner Mannschaft beim Nürtinger Gegner am Freitagabend kurz vor dem Abbruch gestanden ist. Der Grund: eine Pausenschlägerei – mit zwei Vätern von Spielern im Mittelpunkt. Die Polizei war schließlich mit fünf Streifenwagen vor Ort.

 

So rückte das eigentlich für sich allein berichtenswerte sportliche Geschehen in den Hintergrund. Jenes stellte für die Bonlandener dann das zweite Ärgernis dar. Trotz zunächst deutlicher Überlegenheit kamen sie nur zu einem 1:1. Tenor beim Filderclub: ein verschenkter Sieg. Verpasste Big Points im Titelanwärterduell.

Das Pausentheater

Angefangen hat es mit verbalen Scharmützeln auf dem Platz. Nach einem vermeintlichen Foulspiel soll der Bonlandener Ugur Yilmaz von seinem Gegenüber Fatih Özkahraman beleidigt worden sein. Torjäger im Clinch mit Torjäger. Als dann wenig später die Gäste auf dem Weg in die Kabine durch ein Spalier von Zuschauern mussten, eskalierte die Situation. Nach übereinstimmenden Augenzeugenberichten schlug ein Spielervater auf Yilmaz ein. Es folgten ein Tumult, ein Handgemenge und mehrere Personen, die zu Boden gingen. Mittendrin mit erhitztem Gemüt: ein zweiter, in diesem Fall Bonlandener Spielervater.

Dass die Partie mit Verzögerung dennoch fortgesetzt werden konnte, ist der Besonnenheit der jeweils Teamverantwortlichen, der Polizei und dem Schiedsrichter zu verdanken. Letzterer, Tobias Grauf, machte eine klare Ansage: Ein weiterer Vorfall noch, und er werde die Begegnung abbrechen. Auf Oberensinger Seite behält man sich ein vereinsinternes Nachspiel vor. Wie der Club mit der Geschichte umgeht? „Wir mussten das erst mal sacken lassen und werden es nun am Dienstag aufarbeiten“, sagt Buck.

Das Bonlandener Hoch

Bis zu dem Pausentheater hatten die Gäste die dominierende Elf gestellt. Ja, 45 Minuten lang legten sie bei ihrem hochgewetteten Gegner eine beeindruckende Vorstellung hin. Aggressiv in den Zweikämpfen, entschlossen im Spiel nach vorn, hellwach vom ersten Moment an. Nach noch nicht einmal 30 Sekunden stand es denn auch schon 1:0. Nico Presthofer traf mit einem Schuss von der Strafraumgrenze aus.

Das einzige Manko danach: es war wie schon in den vorherigen Spielen die Chancenverwertung. Hadernd sah Kämmerer, wie Fabio Andretti per Kopf und Emre Yildizeli mit einem fulminanten Distanzschuss an der Querlatte scheiterten – und wie Rüchan Pehlivan unbedrängt am Keeper hängen blieb. „Zur Pause mussten wir schon 4:0 führen“, sagt Kämmerer. Und keiner mochte widersprechen.

Der Bonlandener Knick

Warum es in Durchgang zwei dann plötzlich ganz anders lief? Weshalb sich auf einmal die Bonlandener ihrerseits im Schwitzkasten sahen? Für Kämmerer ist man da zurück beim geschilderten nichtsportlichen Geschehen. „Das hat uns massiv geschadet“, sagt der Coach. Es habe die Seinen aus dem Konzept gebracht – den Kontrahenten dagegen zum Ausgleich. Nach einem missratenen Klärungsversuch des Torhüters Luca Wiedmann schlenzte Özkahraman den Ball aus 30 Metern ins leere Tor.

Die Bonlandener Besten

Neben Yildizeli (siehe „Spieler des Spiels“) der Kapitän Andreas Pottmeyer als Antreiber im Mittelfeld – und Jannis Imme. Erst für diese Saison notgedrungen zum Innenverteidiger umfunktioniert, trat der Youngster im Abwehrzentrum so souverän auf, als hätte er noch nie wo anders gespielt.

Die Zwischenbilanz

Weiter ungeschlagen, auch nach sechs Spielen noch – aber auch zum vierten Mal nur ein Remis. Die Bonlandener Formkurve stimmt, die Ergebnisse noch nicht so ganz. Über das aktuelle ist Kämmerer schlicht „unglücklich“. Ebenso wie über die Tatsache, samt Gegner diesmal nicht nur im Spiel-, sondern auch Polizeibericht aufgetaucht zu sein.

TSV Oberensingen:
Hekele – Scherb, Emerllahu, Horeth, Bauer – König (81. Latte), Crisigiovanni, Er, Tokic (83. Arslan) – Stefania (75. Perhanidis), Özkahraman.

SV Bonlanden:
Wiedmann – Pein (62. Fröschle), Schilling, Imme, Baradel (63. Großhans) – Yildizeli, Andretti, Pottmeyer, Presthofer (51. Savic) – Pehlivan (85. Schaller), Yilmaz.