Der TV Echterdingen besiegt den Aufsteiger Köngen weitgehend glanzlos mit 2:0. Wohin die Reise in dieser Saison gehen kann, dürfte sich nun in den nächsten Wochen abzeichnen, in denen auch zwei Schwergewichtsprüfungen warten.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Echterdingen - Ob die Stimmung in der Kabine dann noch ausgelassener geworden ist, ist nicht überliefert. Man kann es annehmen. Schließlich wollten die Landesliga-Fußballer des TV Echterdingen dort ein Geburtstagsständchen anstimmen – nachträgliche Glückwünsche an den Verteidiger Aurel-Yorick Kamdem Mabou, der tags zuvor 22 Jahre alt geworden war. Einstweilen, nach dem Abpfiff auf dem Kunstrasen im Sportpark Goldäcker, ergab sich ein eher seltsames Bild. Da hatten die Gelb-Schwarzen gerade gegen den Aufsteiger TSV Köngen mit 2:0 gewonnen. Und was passierte? Keiner jubelte, keiner lachte. Ein kurzes Abklatschen. Vorhang zu, Abgang.

 

Vielleicht, weil den Echterdingern bewusst war, dass es sich „nur“ um einen Pflichterfolg handelte? Einer, bei dem ihnen womöglich selbst der Glanz gefehlt hatte? Oder weil die eigenen Ansprüche beim Beinaheabsteiger der vergangenen Saison inzwischen schon wieder so weit gestiegen sind, dass ein Sieg allein noch keinen in größere Gefühlswallung versetzt? Der Trainer Christopher Eisenhardt wirkte jedenfalls etwas einsam mit seinem Appell an die eigenen Reihen: „Von beiden Seiten kein Riesenspiel, aber verdient gewonnen – da darf man doch eigentlich auch einmal Freude zeigen“, sagte er, verwundert über die Seinen.

Der Spielfilm

Die Echterdinger begannen in der Defensive fahrig und schludrig – und lagen wohl auch zur eigenen Verblüffung dennoch schon nach zehn Minuten mit zwei Toren vorn. Erst schaltete Alexander Fregien nach einem Steilpass des Geburtstagskinds Kamdem Mabou den Turbo ein, ließ noch einen Gegenspieler aussteigen und traf aus rechter Strafraumposition. Dann flankte der Torschütze den Ball scharf vors Tor, wo der Köngener Kapitän Kevin Kaiser die Kugel in die eigenen Maschen grätschte.

Und damit ist im Prinzip auch schon das Meiste erzählt. „Wir haben die gegnerischen Fehler zur richtigen Zeit gnadenlos ausgenutzt“, konstatierte Eisenhardt. Der Rest? Solide und fortan auch konzentrierte Echterdinger Arbeit traf auf Köngener Harmlosigkeit. Warum bei den Gästen nach mittlerweile vier Spieltagen der Zähler immer noch bei Null steht – null eigene Tore? Siehe gestrige Begegnung. Jene lässt die Antwort erahnen. In Gefahr geriet der Sieg der Gelb-Schwarzen zu keinem Zeitpunkt mehr.

Die Änderungen

„Einige Änderungen“ hatte Eisenhardt in der Enttäuschung über den vorangegangenen Auftritt in Geislingen (0:2) angekündigt gehabt. Gesagt, getan. Der Coach stellte um auf ein 4-4-2-System, ließ diesmal also mit zwei Spitzen agieren statt nur einer. Fregien, bis dato im Mittelfeld eingesetzt, begann weiter vorne als Angreifer – und avancierte in dieser Rolle zum Matchwinner.

Auch die andere Rechnung ging über die gesamte Begegnung gesehen auf: mit dem Urlaubsrückkehrer Niko Zalac als Stabilisator in der Innenverteidigung und dem Kapitän Dennis Garcia-Franco dafür auf einer der beiden Sechserpositionen. Freilich: dem großen Stresstest wurden die Echterdinger wie gesagt auch nicht ausgesetzt. Zu überprüfen wäre noch, wie das Konstrukt gegen einen Gegner aus einer anderen Preisklasse funktioniert.

Die Kritikpunkte

Außer der erwähnten wackligen Anfangsphase gab es für Eisenhardt vor allem einen: das Angriffsspiel in Hälfte zwei. Nicht, dass es an tauglichen Ansätzen gefehlt hätte. „Aber unsere Konter müssen wir einfach besser ausspielen“, monierte der Coach. Da seien die Automatismen noch nicht so da. Aber vielleicht ja auch normal zu einem Saisonzeitpunkt wie dem jetzigen. In der Echterdinger Startelf standen sechs Neuzugänge.

Die Zwischenbilanz

Vier Spiele, sieben Punkte. Nicht nur für Eisenhardt ist dies „ein guter Start“. Einer, nach dem die Echterdinger fürs Erste in der oberen Tabellenhälfte sind – und nicht gleich wieder mit dem Rücken zur Wand wie vor einem Jahr. Für eine klarere Richtungsanzeige, das weiß auch der Coach, braucht es nun allerdings noch ein paar Spieltage mehr. Als Nächstes folgen zwei weitere Duelle mit Aufsteigern, Türkspor Neu-Ulm und Frickenhausen, ehe es in die Schwergewichtsprüfungen mit den Meisterschaftsfavoriten Waldstetten und Bonlanden geht (29. September/6. Oktober).

Spätestens danach wird man bei den Echterdingern mehr wissen. Und vielleicht auch, wie es mit der Geneigtheit oder Nichtgeneigtheit der eigenen kickenden Belegschaft zu Jubel, Trubel, Heiterkeit tatsächlich so ist.

TV Echterdingen:
Kamphues – Kamdem Mabou (78. Berisha), Zalac, Stehle (63. Ivan), Plattenhardt (55. Pfeifer Koelln) – Heim, Alavac, Garcia-Franco, Hertel – Fregien (87. Lenhardt), Bahadir.

TSV Köngen:
Kryeziu – Dobler, Manuel Horeth, Kaiser (31. Jan Horeth), Essert – Sanyang – Signus (71. Schweizer), Hummel, Kaptelli (81. Ehrler) – Rüttinger, Ates (55. Sama).