Der Branchenverband Fama beklagt in einem Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann eine „undifferenzierte“ Gleichsetzung von Messen mit Rockkonzerten oder Volksfesten. Auch die Chefs der Landesmesse Stuttgart vermissenklare Ansagen seitens der Politik.

Stuttgart - Die Messebranche sieht sich in der Coronapandemie und der damit verbundenen Untersagung von Großveranstaltungen bis mindestens Ende August von der Politik im Stich gelassen und fordert klare Signale und Rahmenbedingungen für eine Wiederaufnahme von Ausstellungen im September. Das geht aus einem Brief des Fachverbands Messen und Ausstellungen (FAMA) an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Der Vize-Chef des Verbands, Christoph Hinte, beklagt darin, dass Messen vom Land „undifferenziert“ in die Kategorie Großveranstaltungen eingeordnet worden seien, obwohl sie weder mit Volksfesten oder Rockkonzerten gleichzusetzen seien. Das Messewesen brauche wegen des zeitlichen Vorlaufs für den Aufbau und die Organisation der Ausstellungen jetzt Signale, ob eine zumindest Wiederaufnahme des Messegeschäfts ab September unter Einhaltung von klar definierten Hygiene- und Sicherheitsstandards möglich sei, heißt es in dem Schreiben.

 

Landesmesse Stuttgart prognostiziert das schlechteste Geschäftsjahr ihrer Geschichte

Auch die Geschäftsführer der Landesmesse Stuttgart, Roland Bleinroth und Stefan Lohnert, kritisieren im Interview mit unserer Zeitung, dass es seitens der Politik keine branchenspezifischen Vorgaben für die Durchführung oder Absage von Messeveranstaltungen gebe. So brauche man jetzt eine Entscheidung darüber, ob etwa die Maschinenbauausstellung AMB Mitte September stattfinden könne. Nach Angaben der Geschäftsführung ist der Landesmesse durch die coronabedingte Absage von Veranstaltungen bereits jetzt ein wirtschaftlicher Schaden im mittleren zweistelligen Millionenbereich entstanden. Sollten bis Jahresende keine Messen stattfinden dürfen, werde sich die Summe auf einen dreistelligen Millionenbetrag erhöhen. Ihre Ausbaupläne hat die Landesmesse, die 2020 das schlechteste Geschäftsjahr ihrer Geschichte erwartet, auf Jahre hinaus ad acta gelegt.