Der Beamtenbund Baden-Württemberg findet für Regierungsvertreter eine vielfältige Verwendung. Ob Ob Protestkundgebung oder Geburtstagsempfang: Hauptsache, sie kommen.

Stuttgart - An Selbstbewusstsein hat es dem Landesbeamtenbund nie gefehlt. Den deutlichsten Beleg lieferte im Jahr 2012 jene ins Krawallige tendierende Protestkundgebung in der Liederhalle, auf der 2500 Staatsdiener den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann niedertröteten und niederschrien. Auch der damaligen Grünen-Fraktionschefin Edith Sitzmann wogten „Aufhören! Aufhören!“-Choräle entgegen. Dabei hatte der Beamtenverband die Regierungspolitiker selbst eingeladen. Man protestierte gegen Einsparungen bei der Beamtenschaft.

 

Meister des entfesselten Lobs

Demnächst lässt der Landesverband erneut Regierungsvertreter aufmarschieren. Erneut ist Sitzmann, jetzt Finanzministerin, angekündigt, außerdem Vizeministerpräsident Thomas Strobl (CDU). Doch Beschimpfungen müssen sie nicht erwarten, diesmal sind sie als Lobredner und Lobhudler gefragt. Kai Rosenberger, der neue Landeschef des Beamtenbundes, feierte im August seinen 50-zigsten Geburtstag. Dieses Ereignis soll Mitte Oktober mit 80 Gästen in einer der Lounges der Mercedes-Benz-Arena gewürdigt werden. Innenminister Strobl spricht eine „Laudatio“, Finanzministerin Sitzmann darf ein „Grußwort“ entrichten. Vor allem Strobl gilt als Meister des entfesselten Lobs. Kostproben gab er zuletzt beim diesjährigen Sommerfest des Beamtenbunds. Ministerpräsident Kretschmann neigt hingegen zu gelegentlicher Widerborstigkeit. Unvergessen ist, wie er beim Sommerfest 2013 den schockierten Beamtenfunktionären erläuterte, er könne auf Artikel 33, Absatz 5 des Grundgesetzes gut verzichten. Nun ja, auf diesem Rechtssatz beruht das deutsche Beamtentum.

Die üppige Kassenlage des Landes hat indes zur Entspannung des beidseitigen Verhältnisses beigetragen. Beim Geburtstagsempfang wird Rosenberger sicher den einen oder anderen Herzenswunsch der Beamten vortragen. Handelt es sich doch bei der Veranstaltung nicht um eine Geburtstagssause, wie Rosenbergers Vize Joachim Lautensack versichert, sondern um eine „verbandspolitische Veranstaltung“, die der Kontaktpflege diene und „einen zwanglosen Austausch zwischen denen ermöglicht, die sich im Alltag als Vertreter meist gegensätzlicher Positionen gegenüberstehen“. Die Kosten trage der Verband.