Die Linke nutzt ihren Landesparteitag in Stuttgart zur selbstkritischen Aufarbeitung der Wahlschlappe im März. Der Bundesvorsitzende Riexinger ermuntert sie, „jetzt nicht in Sack und Asche zu gehen“. Mit neuen Organisationsformen will man schon im Bundestagswahlkampf bessere Resultate erzielen.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Wie baut sich eine Partei selbst auf, die bei der Landtagswahl mit 2,9 Prozent der Wählerstimmen abgestraft wurde? Die in Baden-Württemberg kaum Fuß zu fassen scheint? Der Bundesvorsitzende Bernd Riexinger, der als Spitzenkandidat an 150 bis 200 Wahlveranstaltungen teilgenommen hatte, musste sich selbst „einige Wochen lang aufpäppeln“, wie er nun bekennt. „Die Linke hat die Fähigkeit, wieder aufzustehen“, betont er.

 

Immerhin zeigt die Linke beim Landesparteitag in Stuttgart eine selbstkritische Sicht ihrer Situation. Zumal sie kleine Pflänzchen der Hoffnung sieht: In fast allen Großstädten hat sie bei der Wahl ein wenig hinzu gewonnen – gerade bei jungen, gebildeten Wählern. Mit 2979 Mitgliedern zum 31. Mai und 143 Neuzugängen binnen eines Jahres steht der Landesverband sogar an der Spitze der bundesweiten Mitgliederentwicklung. Die Kehrseite: Lediglich in sechs Wahlkreisen (Stuttgart, Hannes Rockenbauch und Bernd Riexinger; Freiburg, Gregor Mohlberg; Heidelberg, Sahra Mirow; Tübingen, Bernhard Strasdeit sowie Mannheim, Gökay Akbulut) wurde die Fünf-Prozent-Hürde überschritten – im ländlichen Raum herrscht Stagnation. Die Kluft ist erheblich.

Wahlkampf intern kritisch beäugt

Weite Teile des Landes sind organisatorisch eine weiße Fläche für die Partei. „In manchen Landkreisen hatten wir Probleme, Kandidaten zu finden“, schildert die Landessprecherin Heidi Scharf. Relativ lange habe man mit großem Aufwand Stützunterschriften sammeln müssen, statt einen guten Vorwahlkampf zu machen. Es gab Kritik an den Plakaten, der Strategie und dem Wahlkampfbüro. „Und wir müssen uns eingestehen, dass unsere richtigen Themenschwerpunkte trotz der sichtbaren sozialen Missstände nicht dazu geführt haben, uns genug Stimmen zu bringen“, ergänzt die Landessprecherin, die von 68 Prozent Delegierten für zwei Jahre bestätigt wird, während Dirk Spöri 75 Prozent Zustimmung erhält. Nun müsse die Linke neue Formen der Auseinandersetzung in Verbindung mit gesellschaftlichen Bündnissen entwickeln: gegen Rechts oder für sozialen Wohnungsbau etwa. Gerade für die jungen Menschen, die anpacken wollen, müsse es Angebote vor Ort geben. Ziel sei es, mit wenigen Akteuren vor Ort noch flächendeckend Politik zu machen.