Die Christdemokraten stehen zu ihrem Chef und bescheren ihm auf dem Parteitag ein gutes Wahlergebnis. Dieser sagt, das sei keine Vorentscheidung über die Spitzenkandidatur.

Stuttgart - Bei ihrem Parteitag im oberschwäbischen Weingarten hofft die Landes-CDU an diesem Wochenende die Grundlage für kommende Wahlsiege zu legen. Am 26. Mai stehen die Kommunal- und die Europawahl an, dann geht es um die Machtverhältnisse in den Gemeinderäten und um die Zukunft des gar nicht mehr so geeinten Kontinents. Zum Auftakt des Parteitags am Freitag aber weckte allein die Wiederwahl von Landesparteichef Thomas Strobl das christdemokratische Interesse. Das Ergebnis wurde mit Spannung erwartet: Würde es eine Vorentscheidung über die CDU-Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2021 bringen? Eine Schlappe für Strobl könnte dessen Ambitionen zunichte machen, ein Triumph seinen Ehrgeiz anstacheln.

 

Es war dann weder das eine noch das andere, keine Demütigung und kein Durchmarsch – gemessen an den vorangegangenen Anfechtungen aber ein sehr gutes Ergebnis für Strobl. Er erhielt bei sieben Enthaltungen 249 von 299 Stimmen, das entspricht nach der parteiinternen Rechenweise (die Enthaltungen werden nicht berücksichtigt) 83 Prozent – ein Prozentpunkt mehr als 2017.

Strobl geht auf Personaldiskussion ein

Gleich zu Beginn seiner Parteitagsrede war der 59-Jährige auf die Personaldiskussionen in seinem Landesverband eingegangen. Strobl schlug einen alttestamentarischen Grundton an: „Ein Jegliches hat seine Zeit, und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ So hob Strobl an, um glaubhaft zu machen, dass es bei seiner Wiederwahl als Parteichef nicht um eine Vorentscheidung für die Spitzenkandidatur gehe. Dies stehe nicht auf der Tagesordnung, versicherte Strobl.

Das mochten die Delegierten glauben oder auch nicht – natürlich berühren Wahlergebnis die Autorität und die persönlichen Perspektiven eines Parteichefs. Strobl bat, er mahnte und er beschwor. Er bat darum, Personaldebatten mit offenem Visier innerhalb der Partei zu führen, nicht verdeckt über die Medien. „Die Diskussionen der letzten Wochen sind nicht spurlos an der CDU vorübergegangen und auch nicht an mir.“ Strobl mahnte die CDU: „Die Menschen mögen es nicht, wenn sich Parteien zu sehr mit sich selbst beschäftigen.“ Und Strobl beschwor seine Partei: „Entscheidend ist, dass wir uns nicht selber an uns abarbeiten.“ Immerhin sei es der CDU bei der Landtagswahl 2016 gelungen, die SPD aus der Regierung zu vertreiben. „Und 2021 vertreiben wir die Grünen aus der Villa Reitzenstein.“

Zweifel an Strobls Zugkraft im Wahlkampf

Strobls Problem mit seiner CDU liegt darin begründet, dass zumindest Teile der Partei die Skepsis eint, ob er der richtige Spitzenkandidat ist, um den populären Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zu besiegen, sollte dieser denn erneut antreten. Die Umfragen deuten bisher nicht darauf hin, die CDU rangierte stets hinter den Grünen – mal mit einem großen Abstand, mal mit einem geringeren. So richten sich in der Partei viele Blicke auf Kultusministerin Susanne Eisenmann. Im Hintergrund läuft sich Generalsekretär Manuel Hagel warm. Doch dieser ist mit 31 Jahren schlicht zu jung, unerfahren und leichtgewichtig, um ins laufende Rennen einzugreifen.

Auf den von innerer Zerrüttung geprägten Zustand ging Strobl als Vize-Ministerpräsident kurz, aber eindeutig ein: Die CDU werde mit den Grünen bis zum Ende der Legislaturperiode durchhalten. Auch wenn es in einer Koalition „nicht immer nur Harmonie geben“ könne. „Es geht auch um Haltung.“