Die Göppingerin Nele Beckmann hat im Eislinger McDonald’s-Restaurant ihre Ausbildung zur Systemgastronomie -Fachfrau absolviert. Sie schloss die Lehre als Landesbeste ab und wird von der IHK geehrt.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Bestellungen entgegen nehmen, Pommes ausbacken, Getränkebecher füllen, Hamburger wenden, abkassieren: so in etwa stellt sich ein Außenstehender die Tätigkeit der Beschäftigten vor, die bei McDonald’s hinter der Theke stehen. Nele Beckmann lacht: „Stimmt, mit diesen Aussagen wirst du immer wieder konfrontiert, wenn du mit jemandem darüber sprichst, wo du arbeitest.“ Doch seien all diese Tätigkeiten nur ein winziger Bruchteil des Jobs“, fügt sie hinzu.

 

Nele Beckmann muss es wissen: Zweieinhalb Jahre lang hat sie sich bei McDonald’s in Eislingen zur Fachfrau Systemgastronomie ausbilden lassen – und möchte keinen Tag davon missen. „Ich wollte eigentlich immer in die Gastronomie, aber nur in der Küche zu stehen oder den ganzen Tag im Service zu arbeiten, war mir zu wenig“, sagt die 22-jährige Göppingerin. Sie wollte mehr, vor allem was den kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Bereich angeht. Als sie sich dann irgendwann schlau gemacht hatte, was sich hinter dem weiten Begriff „Systemgastronomie“ versteckt, stand ihr Entschluss fest.

Inzwischen ist auch der Papa richtig stolz

Ihre bereits begonnene Lehre zur Diät-Assistentin gab sie dran – und bewarb sich bei McDonald’s. „Für Begeisterung hat das in meiner Familie zwar nicht gesorgt, aber das hat mich erst recht motiviert, es allen zu zeigen“, erklärt sie lächelnd. Und inzwischen sei sogar ihr besonders kritischer Papa richtig stolz auf sie, fährt die selbstbewusste junge Frau fort. Dazu gibt es in der Tat mehr als nur einen Grund: Nele Beckmann absolvierte ihre Ausbildung mit einer glatten Eins, ist unter mehr als 200 angehenden Systemgastronomen ihres Jahrgangs Landesbeste – und wird dafür an diesem Mittwoch von der IHK geehrt.

Michael Sapper, Franchisenehmer und damit Chef des Eislinger McDonald’s-Restaurants sowie von sechs weiteren Filialen in der Gegend, ist mächtig stolz auf „seinen“ Lehrling. „Das bestätigt uns, dass wir den jungen Leuten, das richtige Rüstzeug an die Hand geben“, betont er. Gleichwohl komme eine solche Leistung nur zustande, wenn das Engagement und das Interesse des Einzelnen darüber hinaus sehr groß seien, schränkt er ein. Sapper hätte es deshalb auch gerne gesehen, wenn Nele Beckmann ihre berufliche Laufbahn innerhalb des Unternehmens fortgesetzt hätte.

„Dass sie jetzt einen anderen Plan verfolgt, nimmt ihr von uns aber niemand krumm. Wir sitzen immer noch zusammen, um was zu trinken und zu reden“, ergänzt er. Sapper hat die ehemalige Auszubildende sogar schon an ihrer neuen Arbeitsstelle, im M2-Café der Göppinger Kreissparkasse, besucht. Dort wissen die Verantwortlichen Nele Beckmanns Qualitäten ebenfalls zu schätzen. Nach nur sechs Monaten Einarbeitungszeit übernimmt sie am 1. Dezember die Leitung des noch jungen Hauses vis-à-vis des Bahnhofs.

Vom „guten Miteinander“ nimmt Beckmann etwas mit

Dass ihr dabei die Ausbildung bei McDonald’s zugute kommen wird, steht für die Geschäftsführerin in spe fest. „Ich habe alle wichtigen operativen Bereiche durchlaufen und gelernt konzeptionell und strukturell zu denken. Davon profitiere ich in meiner neuen Position bestimmt“, sagt Nele Beckmann. Hinzu komme – und das sei an ihrer Ausbildungsstelle in Eislingen schon etwas besonders gewesen – dass sie ein tolles Miteinander erfahren habe. „Davon nehme ich etwas mit“, versichert sie.

Marion Swoboda, die zuständige McDonalds-Bezirksleiterin bestätigt diese Einschätzung: „Wir haben hier eine sehr familiäre Atmosphäre im Team, was sich auch daran zeigt, dass viele Azubis bei uns bleiben oder zumindest immer wieder vorbeischauen.“ Es sei schon eher schwierig, neue Lehrlinge zu bekommen, fügt Michael Sapper hinzu. Der Job und die Bezahlung seien zwar gut, das fehlende Image und die gängigen Vorurteile sorgten aber für Probleme, die es zu lösen gelte. Sapper selbst tut alles, um die guten Leute zu halten. Erst vor einiger Zeit hat er mit dem 26 Jahre alten Julian Redeker ein „Eigengewächs“ zum Restaurantleiter in Eislingen gemacht.

Wirtschafen mit System

Ein Klassiker unter den Systemgastronomen ist die amerikanische Restaurantkette McDonald’s, deren Betriebe alle nach dem gleichen Franchise-System betrieben werden. 700 Azubis beschäftigt McDonald’s alleine in Deutschland, als angehende Fachkräfte im Gastgewerbe oder eben in der Systemgastronomie. Außerdem gibt es die Möglichkeit, in dem Unternehmen ein duales Studium mit dem Abschluss Bachelor of Arts zu absolvieren.

Das Arbeitsfeld für Systemgastronomen deckt neben den Bereichen Kochen und Service auch die Felder Betriebsführung und Marketing ab. Systemgastronomen sind aber nicht nur in Fast-Food-Betrieben, sondern auch in Kaffeehaus- oder Gasthausketten, bei Fluggesellschaften und Cateringfirmen, an Tankstellen sowie in Raststätten, Kantinen und Möbelhaus-Restaurants tätig.