Bis jetzt kommen nur Gymnasiasten in den Genuss des Aufbaukurses Informatik. Im kommenden Schuljahr sind alle anderen weiterführenden Schulen an der Reihe.

Stuttgart - In diesem Jahr hat die Landesregierung den Aufbaukurs Informatik an den siebten Klassen der Gymnasien eingeführt, im kommenden Schuljahr sollen die Siebtklässler aller Schularten in den Genuss kommen. „Grundkompetenzen in der Informatik sind heute Teil einer zeitgemäßen Allgemeinbildung“, erklärte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) nach dem Beschluss des Kabinetts zum Ausbau des Informatikunterrichts. Kenntnisse in Informatik „ergänzen die klassischen Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen, ohne sie entbehrlich zu machen“, betonte die Ministerin. Mit dem Ausbau reagiere das Land auf den digitalen Wandel in der Gesellschaft. Für den Kurs ist eine Unterrichtsstunde pro Woche vorgesehen.

 

Zwei neue Schulfächer

Nach dem Aufbaukurs in der siebten Klasse soll an dem Haupt-/Werkreal- und Realschulen vom Schuljahr 2019/20 an schrittweise das neue Wahlfach Informatik eingeführt werden, das Schüler von Klasse acht bis zehn freiwillig zusätzlich belegen können. Dafür sind insgesamt drei Kontingentstunden geplant. An den Gymnasien wird bereits ab dem kommenden Schuljahr für die Klassen acht bis zehn das Profilfach Informatik, Mathematik, Physik (IMP) eingeführt. Dieses Fach soll an den Gemeinschaftsschulen im Schuljahr 2019/20 folgen. An den Gymnasien sind insgesamt zwölf Jahreswochenstunden vorgesehen, an den Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe acht.

300 zusätzliche Lehrer notwendig

Für das Gesamtkonzept werden nach Angaben des Kultusministeriums insgesamt knapp 300 neue Lehrerstellen benötigt. Zusätzlich zum Lehramtsstudiengang Informatik gebe es Lehrerfortbildungen für den Aufbaukurs sowie ein einjähriges Kontaktstudium für Lehrer für den Unterricht in den neuen Wahl- und Profilfächern, sagt Eisenmann.

Die mitregierenden Grünen wie die oppositionelle SPD werteten den flächendeckenden Ausbau der Informatikkurse als positives Signal. Sandra Boser, die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, nannte den Beschluss einen „Beitrag für ein leistungsstarkes und gerechtes Bildungssystem“. Grundlagen des Programmierens und ein Verständnis für digitale Prozesse würden in der Arbeitswelt der Zukunft als Teil der Allgemeinbildung vorausgesetzt. Die digitale Bildung sei ein zentraler Bestandteil der neuen Bildungspläne, die seit 2016 gelten.

SPD kritisiert Fortbildungsstrategie für Lehrer

Endlich könnten alle Schülerinnen und Schüler auf den digitalen Wandel in der Schule vorbereitet werden, sagte Stefan Fulst-Blei, der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Es habe jedoch des massiven Drucks der SPD bedurft, bis der Ausbau für alle Schularten gekommen sei. Kritik übte er an der Fortbildungsstrategie des Ministeriums. Zentralisierung der Strukturen und Kontrolle durch das Ministerium seien der falsche Weg. Angesichts der rasanten Entwicklungen im digitalen Bereich müsse Weiterbildung Teil des Arbeitsalltags der Lehrer an den Schulen werden können.

Unternehmen auf digital vorgebildete Schulabgänger angewiesen

Auch die Arbeitgeber sind zufrieden. „Wir begrüßen, dass ab dem kommenden Schuljahr endlich allen Schülerinnen und Schülern der Zugang zur Informatik ab der siebten Klasse ermöglicht wird. Dies ist ein überfälliger Schritt“ erklärte Stefan Küpper, der Geschäftsführer Politik und Bildung des Verbands. Aufgrund der besonderen Bedeutung der Informationstechnologie für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg seien die Unternehmen „dringend auf ausreichend digital vorgebildete Schulabgänger angewiesen“.