Bei ihrem Besuch im Freizeitpark Schwaben Park bei Kaisersbach hat die Tierschutzbeauftragte des Landes, Cornelie Jäger, die Veränderungen in der Affenhaltung gelobt, aber gleichzeitig betont, der Veränderungsprozess müsse weiter gehen.

Kaisersbach - Stillstand darf es nicht geben, da muss Dynamik drin bleiben“, hat die Tierschutzbeauftragte des Landes, Cornelie Jäger, gestern in der Freizeiteinrichtung Schwaben Park in Kaisersbach gesagt. Ungefähr ein Jahr, nachdem der Schwaben Park wegen seiner Schimpansen-Show, aber auch wegen der Unterbringung der Affen von Tierschutzorganisationen heftig kritisiert worden war (wir berichteten), hat der SPD-Landtagsabgeordneten Gernot Gruber am Freitag Cornelie Jäger sowie seine Landtagskollegen Willi Halder (Grüne), Jochen Haußmann (FDP) und Wilfried Klenk (CDU) sowie den Kaiserbacher Bürgermeister Bodo Kern zu einem Vor-Ort-Termin nach Kaisersbach gebeten.

 

„Keiner hat Interesse daran, den Schwaben Park zu beschädigen“, betonte Gruber zu Beginn des Rundgangs. Die Einrichtung müsse als wichtiger Arbeitgeber „eine Zukunftsperspektive“ haben, umso mehr, als die Affen in „einem sehr guten Gesundheitszustand“ seien. Über Perspektiven hat auch Cornelie Jäger gesprochen, die als Reaktion auf die Kritik der Tierschützer ein Gutachten über die 43 Schimpansen in Auftrag gegeben hatte. Darin hatte der holländische Zooexperte Jan Vermeer erklärt, er habe selten Schimpansen in einem solch guten gesundheitlichen Zustand gesehen. Allerdings hatte er auch die teils beengten Lebensverhältnisse der Tiere bemängelt und mehr Kletter- und Beschäftigungsmöglichkeiten gefordert.

Nicht die Affen müssen weg, der Standort muss sich ändern

Cornelie Jäger sagte, sie habe gezielt Jan Vermeer beauftragt, „weil ich nicht nur den Status quo haben, sondern auch Perspektiven entwickeln wollte“. Es sei schnell klar geworden, dass nicht sämtliche Affen aus dem Schwaben Park weg müssten, sondern dass der Standort sich verändern müsse. Zur Forderung der Organisation Animal Equality, die Affen in ein nicht kommerzielles Refugium zu bringen, welches freilich noch gar nicht existiert, sagte Jäger: „Wenn Animal Equality ein solches Refugium betreiben will, kann ich nur viel Glück wünschen. Aber das ist nichts, worauf wir warten können.“

Tatsache sei, dass die Anzahl der Affen im Schwaben Park zu hoch sei, aber es gebe „intensive Bemühungen, die Tiere sinnvoll in qualifizierte Einrichtungen zu vermitteln“. Sie sei zuversichtlich, „dass wir in den nächsten Monaten eine deutliche Reduzierung hinbekommen“.

Der Schwaben Park-Leiter Thomas Hudelmaier bestätigte, er gehe davon aus, dass in den kommenden zwei Jahren zehn bis zwölf Affen in andere Einrichtungen vermittelt würden. Der Zoo- und Wildtierarzt Wolfram Rietschel, der jahrelang in der Wilhelma arbeitete und die Affen im Schwaben Park bis heute betreut, erklärte, alle Schimpansen hätten Implantate bekommen, Nachwuchs sei also keiner mehr zu erwarten.

„Es liegt noch ein gutes Stück Weg vor dem Schwaben Park“, sagte Cornelie Jäger. Vieles sei aber schon umgesetzt worden, so zum Beispiel in der Affen-Show, die im Sommer zweimal täglich läuft. Sie sei „deutlich umgebaut“ worden – nach den „klaren Vorgaben“ des Gutachters Jan Vermeer. Er hatte gefordert, die besonderen Fähigkeiten der Tiere müssten besser zur Geltung kommen, während Showteile wie das Fahren auf Dreirädern oder das Zu-Bett-gehen eines Affen wegfallen sollten.

So demonstriert nun etwa die Affendame Sina, wie sie unter Zuhilfenahme eines Werkzeugs Leckereien aus einem Rohr angelt und notfalls sogar Schrauben löst, um an den Extrahappen zu kommen. Cornelie Jäger lobte auch die „Anreicherung“ in den Gehegen: Dort haben die Affen zusätzliche Kletterelemente als Beschäftigung bekommen. Außerdem gibt es inzwischen sogenannte Stocherbüchsen – Behälter, in die Saft gefüllt wird. Die Affen kommen nur mithilfe eines Stöckchens daran.

Cornelie Jäger forderte Respekt für Wildtiere wie die Schimpansen, sagte aber auch, sie seien anders als Menschen. Insofern warnte sie davor, Tiere als „depressiv“ zu bezeichnen, wie das Tierschützer getan hatten. Das von Animal Equality in Auftrag gegebene Gutachten kritisierte Jäger als „sehr ausschnitthaft“. So könne man das Schaukeln eines Affen am Gitter derart filmen, dass es wie zwanghaftes Verhalten aussehe, „man kann es aber auch als Drohgebärde sehen“. „Es gibt immer Luft nach oben“, sagte die Tierschutzbeauftragte: „Ich bleibe Herrn Hudelmaier noch eine Weile erhalten.“