Mehr als zwei Millionen Euro will der Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks in Hohenstaufen investieren, um die dortige Juhe zu sanieren und zu erweitern. Auch die Stadt Göppingen hat an der Maßnahme Interesse.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Als Nicole und Michael Golik die Leitung der Jugendherberge im Göppinger Stadtbezirk Hohenstaufen übernommen haben, wurde bereits über die wie es damals hieß dringend erforderliche Renovierung diskutiert. Das war im Sommer 2008. In der Tat wurde dann auch das Notwendigste gemacht– mehr aber nicht. Jetzt allerdings sieht es danach aus, als plane der baden-württembergische Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) den großen Wurf.

 

„Wir bekennen uns zu diesem Standort und wollen das Haus in Hohenstaufen auf keinen Fall aufgeben“, erklärt der Geschäftsführer Karl Rosner klipp und klar. Im Gegenteil: es gibt bereits sehr konkrete Überlegungen, die Jugendherberge Hohenstaufen nicht nur zu modernisieren, sondern sogar zu erweitern. Gut zwei Millionen Euro, so sehen es die Planungen vor, würde der Landesverband dafür in die Hand nehmen. Gespräche mit der Stadt zu den anstehenden Maßnahmen hat es bereits gegeben.

Attraktionen alleine reichen nicht aus

Neben der ausgezeichneten Lage mit vielen landschaftlichen Reizen und einem interessanten historischen Umfeld habe die Einrichtung auf dem Göppinger Hausberg auch sonst eine ganze Menge zu bieten, betont Karl Rosner. „Der nahegelegene Sportplatz etwa, die riesige neue Skaterbahn, der Tigerenten Club oder auch der vorbeiführende Jakobsweg könnten dafür sorgen, Gäste unterschiedlichsten Alters anzulocken“, erklärt er

Dass diese Attraktionen alleine aber nicht ausreichen, um die Besucherzahlen zu steigern, hat sich in den vergangenen sechs Jahren gezeigt. Die Übernachtungszahlen stagnierten. Im November 2012 gab es dann einen weiteren Pächterwechsel. Petra Nöth und Uwe Berger folgten den Goliks, die es auf die Alb nach Sonnenbühl gezogen hatte, auf dem Hohenstaufen nach. Nach gut zwei Jahren, genauer gesagt zum 15. Januar dieses Jahres, warfen nun aber auch Nöth und Berger das Handtuch. Geöffnet ist die Jugendherberge zurzeit dennoch. „Wir hatten das Glück, dass sich die bisherigen Mitarbeiterinnen Gabriele Kull und Alicja Marques bereit erklärt haben, bis Ende März die kommissarische Leitung zu übernehmen“, berichtet Karl Rosner.

Stadt zeigt Interesse und signalisiert Unterstützung

Spätestens bis dahin soll auch ein konkretisierendes Gespräch mit der Spitze der Göppinger Stadtverwaltung über die Bühne gehen. Der DJH-Landesgeschäftsführer ist optimistisch, dass dieses ein positives Ergebnis bringen wird: „Meiner Einschätzung nach hat es einen Stimmungswandel gegeben, nachdem wir vor einigen Jahren ja nicht übereingekommen waren.“ Die Details, wie eine Unterstützung durch die Kommune aussehen könnte, müssten zwar noch besprochen werden, sagt Rosner. „Allerdings hat Oberbürgermeister Guido Till schon deutlich gemacht, dass die Stadt ein großes Interesse daran habe und dabei mithelfen wolle, dass die Jugendherberge saniert und erweitert werden kann“, fügt er hinzu.

Die Stadt bestätigt, mit der Einschränkung den nächsten Unterredungen nicht vorgreifen zu wollen, Rosners Einschätzung. „Wir sind an der Erhaltung der Jugendherberge interessiert, da diese auch für junge Familien ein Ziel sein dürfte“, teilt der Rathaussprecher Olaf Hinrichsen mit. Allerdings müsse die Jugendherberge heutigen Ansprüchen genügen, was in Hohenstaufen noch nicht der Fall sei.

Kommentar

Keine endlosen Diskussionen mehr

Der spröde Charme der 70er Jahre mag ja etwas für sich haben. Für eine Jugendherberge ist er aber alles andere als zeitgemäß. Die Gäste, die dort absteigen möchten, erwarten zwar keinen Hotel-Service, aber eben ein modernes Ambiente. Die Jugendherberge in Hohenstaufen kann das nicht bieten, weshalb es letztlich nur zwei Möglichkeiten gibt: umfangreich sanieren oder schließen.

Neu ist diese Erkenntnis nicht. Bereits vor elf Jahren hat der Göppinger Gemeinderat einen Bebauungsplan aufgestellt, der eine Renovierung mitsamt Erweiterung möglich gemacht hätte. Doch das Jugendherbergswerk zögerte, auch weil die Stadt kein Interesse daran hatte, sich an den notwendigen Maßnahmen zu beteiligen.

Mittlerweile scheint das anders zu sein. Auch wenn die Einzelheiten noch festgeklopft werden müssen, gibt es offenkundig auf beiden Seiten die Bereitschaft zur Kooperation. Die Chance, dass die Jugendherberge Hohenstaufen renoviert und erweitert wird, ist größer denn je. Es darf deshalb, weder in der Verwaltung noch im Kommunalparlament, keine endlosen Diskussionen über Sinn oder Unsinn der Maßnahme mehr geben. Je schneller sich oben auf dem Berg etwas tut, desto besser.