Thekla Walker legt eine Blitzkarriere hin: Vor drei Jahren ist sie Mitglied bei den Grünen geworden, jetzt strebt sie eine Führungsrolle an.

Stuttgart - Vor nicht einmal drei Jahren ist Thekla Walker Mitglied bei den Grünen geworden, jetzt strebt sie eine Führungsrolle an. Zusammen mit Chris Kühn (32), der eine zweite Amtszeit anvisiert, will die 42 Jahre alte Dozentin für Naturpädagogik das neue Leitmotiv der Grünen, die Bürgerbeteiligung, landesweit in die Tat umsetzen. Sie will die 1000 neuen Mitglieder, die die Grünen innerhalb eines Jahres gewonnen haben, in die Partei integrieren.

 

"Mir würde es Spaß machen, die Partei weiterzuentwickeln", sagt sie. Bis jetzt sind Kühn und Walker die einzigen Kandidaten für die Doppelspitze. Thekla Walker hat ihre Bewerbung am Montag eingereicht. Es wird nicht erwartet, dass weitere aussichtsreiche Konkurrenten auf den Plan treten. Gewählt wird dann beim Parteitag am 8. Oktober in Aalen.

Die bisherige Vorsitzende Silke Krebs ist nun Staatsministerin und muss wegen der Trennung von Amt und Mandat den Vorsitz abgeben. Weil viele fähige Köpfe durch den Erfolg bei der Landtagswahl Abgeordnete wurden, hat sich dem Vernehmen nach die Suche nach einer Landesvorsitzenden nicht eben einfach gestaltet.

Walker gibt sich selbstbewusst

Thekla Walker blieb Beobachtern zufolge im Stuttgarter Gemeinderat politisch und programmatisch eher unauffällig. Die Ostwestfälin aus Dülmen, die seit mehr als 20 Jahren in Stuttgart lebt, gibt sich selbstbewusst. Sie hätte sich auch den Fraktionsvorsitz in der Nachfolge von Muhterem Aras zugetraut, sie gilt aber als nicht gut vernetzt.

Für den Posten als Vorsitzende bringe sie die Befähigung für Organisation und Kommunikation mit, sagt die Mutter von zwei Kindern. Sie zählt sich nicht zur Speerspitze der Bewegung gegen Stuttgart 21 und bezeichnet sich selbst als pragmatisch und keinem Flügel zugehörig. Das spiele in der Kommunalpolitik keine Rolle. Neben Chris Kühn, der dem linken Parteispektrum zugeordnet wird, gilt Thekla Walker aber als eine Kandidatin der Realos.

Walker hat ein ausgeprägtes ökologisches Profil. Seit 2009 leitet sie ein Projekt für Jugendliche beim Naturschutzbund Stuttgart (Nabu). An der dualen Hochschule unterrichtet sie Naturpädagogik für Sozialpädagogen. Greenpeace führte sie in die Umweltpolitik. Nach dem Studium der Geschichte und der Amerikanistik ließ sie sich zur Waldorf-Klassenlehrerin ausbilden und arbeitete auch als Öffentlichkeitsarbeiterin für die Waldorfschulen.

Klar, modern, umweltpolitisch

Der Beruf müsse zurückstehen, falls sie Vorsitzende werde, sagt Walker. Ihren Sitz im Gemeinderat will sie aber behalten. In Zukunft wollen die Grünen ihre Parteichefs etwas besserstellen. Jeder bekommt eine ganze statt einer Zweidrittelstelle, dazu kommt eine Referentenstelle.

Das Landesvorstandsmitglied Alexander Bonde lobt, "Thekla Walker hat ein klares, modernes umweltpolitisches Fundament. Das würde den Landesvorstand verstärken". Auch Chris Kühn ist von seiner möglichen Co-Vorsitzenden angetan. "Sie ist klug, hat ein einnehmendes Wesen und ist nicht konfliktscheu". Das sei für die kommenden zwei Jahre genau das Richtige. Als Erstes steht für die Vorsitzenden die Kampagne für die Volksabstimmung zu Stuttgart 21 an. Walker plant zunächst eine Tour durch die Kreisverbände, um sich bekannt zu machen.