Für den kleinsten Ditzinger Teilort geht es in wenigen Wochen um viel, wenn das Preisgericht des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ erneut zu Gast ist. Die selbstbewussten Schöckinger wissen das.

Schön gestaltete Blumenkästen, gepflegte Vorgärten? Auch. Aber wenn sich Schöckingen im Juni in der nächsten Runde des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ präsentiert, liegt der Fokus nicht auf der Ästhetik des ehemals selbstständigen Dorfes. Vielmehr muss der kleinste Ditzinger Teilort dann zeigen, welches Potenzial in ihm steckt, was seit Wettbewerbsbeginn im vergangenen Jahr entstanden ist, welche Ideen es zur Stärkung der Dorfgemeinschaft gibt. „Ich bin guten Mutes“, sagt der Ortsvorsteher Michael Schmid. Gleichwohl gibt er sich zurückhaltend: „Es kommt, wie es kommt.“

 

Landesweite Konkurrenz

Der Ditzinger Teilort muss sich nach dem Erfolg auf Bezirksebene im Juni gegen zwei Konkurrenten aus dem Regierungsbezirk, zugleich aber landesweit gegen insgesamt elf Kommunen durchsetzen. Die Schöckinger sind gefordert, doch sie sind sich auch bewusst, dass der Wettbewerb schon jetzt in allen Bereichen Neues hervorgebracht und Impulse für Bestehendes gesetzt hat – ob beispielsweise in den Bereichen Natur- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit oder gesellschaftliches Miteinander. Konkrete Projekte wie Renaturierung des Döbachs, Tauschbörse, Kunstprojekt in der Waldstraße, das Schwätzbänkle – oder aber das Drohnenprojekt zum Schutz der Rehkitze in Wiesen nennt der Ortsvorsteher Michael Schmid exemplarisch. Am Beispiel des Drohnenprojekts schildert er, dass es im Wettbewerb nicht allein auf die Projekte ankommt: Jäger und Landwirte haben ein berufliches Interesse daran, aber auch die junge Generation, weil sie die Drohnen fliegen wird. Die Stadt finanziert das technische Gerät. Das Problem: „Die Drohnen sind derzeit nicht verfügbar“, sagt Schmid. Die seiner Meinung nach größte Herausforderung wird die Abstimmung aller Beteiligten sein: Morgens müssen die Rehkitze aufgenommen werden, dann die Wiesen gemäht, die Kitze wieder in die Natur entlassen werden – alles zu einer Zeit, in der die Landwirte wegen der Heuernte unter Zeitdruck stünden.

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Doch eben auch das Miteinander der Dorfgemeinschaft werde im Wettbewerb bewertet. Es zählt auch die Entwicklung, nicht nur das Erreichte. Dazu gehört das Ehrenamt, die Profis, Organisationen, Unternehmen, Kommunalpolitiker. Letztere befassten sich derzeit mit seniorengerechten Wohnformen – an dem Angebot mangle es noch in Schöckingen, sagt Ortsvorsteher Schmid.

Der Wettbewerb fällt in eine Zeit, in der die Pandemie das vorläufige Aus für vertraute Angebote bedeutete. Ob sie wieder aufgenommen würden oder aber Platz für Neues machten, müsse sich zeigen, sagt Schmid. Zugleich geht es im Wettbewerb aber nicht nur um örtlich begrenzte Aktionen. Die Kooperation mit Nachbarorten spiele auch eine Rolle. Für die Schöckinger kein Problem: Laut Ortschaftsrätin Simone Rathfelder findet etwa das Konzept des Flohmarkts bereits in anderen Ditzinger Ortsteilen Anklang. Zudem wurde laut Schmid die private Initiative der Familie Schlatterer im Rahmen der Ukraine-Hilfe aufgenommen. Schöckingen schaue seit je nicht nur auf sich, so Schmid.

Neue Impulse und neue Mitstreiter

Sabine Rathfelder ist eine der Aktiven im Ort. Sie und Andreas Titze laden demnächst zum zweiten Klimadialog ein. Dort sind mehrere, bestehende wie neu entstandene, Initiativen gebündelt. Der Austausch sei zum einen für neue Impulse hilfreich, so Rathfelder. Zudem habe es durch den Wettbewerb Rückenwind von der Ortsverwaltung gegeben. Doch trotz allem bedürfe es weiterhin der gezielten Ansprache, um Mitstreiter zu gewinnen. Wer neue Ideen habe, oder sich in einem Projekt einbringen wolle, könne noch mitmachen – ganz gleich, ob es sich um Gruppen handelt oder zunächst um Einzelpersonen. Guido Böhm etwa hat aus seinem Ärger über achtlos weggeworfene Kippen die Wegepaten initiiert, die sich um eine saubere Umwelt bemühen und Müll einsammeln.

Inzwischen, sagt Schmid, sei er „sehr positiv angetan“, von dem, was sich im Ort entwickle. Es gebe eine Gruppe sehr aktiver Schöckinger, die immer wieder als Multiplikatoren und Motivatoren wirkten. Er verhehlt nicht, dass er etwas naiv in den Wettbewerb gegangen war. „Ich dachte: Man hat etwas, das zeigt man dann.“ Doch damit sei es nicht getan. Die Schöckinger werden sich etwa mit der Jurykritik der ersten Runde befassen müssen, warum sie keine Dorfsatzung haben – zum Schutz etwa der Ortsmitte mit dem Fachwerkambiente. In dieser Kulisse hatte Schöckingen 1998 den Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ gewonnen.

Unter den Besten

Der Wettbewerb
  Mit dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein Zeichen für das Ehrenamt und ländliche Räume setzen. Dabei sollen Dorfgemeinschaften mit nicht mehr als 3000 Einwohnern ausgezeichnet werden, die sich für ein vielseitiges Leben im Ort einsetzen. Laut Ministerium überzeugen Dorfgemeinschaften, die sich der Veränderung stellen.

Klimadialog
 Der zweite Klimadialog findet in wenigen Wochen, am Samstag, 14. Mai, statt. An diesem Tag soll das Erreichte präsentiert, Liegengebliebenes reaktiviert und Neues aus den Bereichen Umwelt und Naturschutz angestoßen werden. Wer bei der Veranstaltung in der Zeit von 9.30 Uhr bis 13 Uhr im Rathaussaal in Schöckingen dabei sein will, meldet sich an bei simone.rathfelder@ditzingen.de.