Neun Männer stehen vor Gericht. Ihnen wird gemeinschaftlicher schwerer Bandendiebstahl vorgeworfen. Es drohen hohe Strafen – ohne Bewährung.

Die Bäckereien in ihrer Umgebung hatten es ihnen angetan, allerdings waren leckere süße Stückchen nicht das Objekt der Begierde: Eine Diebesbande durchkämmte systematisch und arbeitsteilig vor allem Bäckereifilialen in Aspach (Rems-Murr-Kreis), Bönnigheim, Besigheim, Bietigheim-Bissingen und weiteren Orten nach Bargeld und Wertgegenständen. Sie erbeutete auf diese Weise mehr als 80 000 Euro und hinterließ Sachschäden wie kaputte Fenster und Türen oder eingeschlagene Wände von mehr als 63 000 Euro.

 

Wie alt sind die neun Beschuldigten?

Mitte Oktober 2022 konnte die Polizei dem Treiben ein Ende bereiten und einen Großteil der Gruppe festnehmen. Seit Montag müssen sich nun neun Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren wegen gemeinschaftlichen schweren Bandendiebstahls vor der 15. Großen Jugendstrafkammer des Landgerichts Heilbronn verantworten, vor der Jugendkammer, weil der Jüngste nach dem deutschen Strafgesetz noch als Heranwachsender gilt. Dem überwiegenden Teil von ihnen drohen mehrjährige Gefängnisstrafen, Bewährung hat der Kammer zufolge in diesem Verfahren keine Chance. Zwei weitere Männer werden gesondert verfolgt.

Anklageschrift zwei Stunden lang verlesen

Bei der beinahe zweistündigen Verlesung der Anklage listete die Staatsanwaltschaft 18 Taten allein im Zeitraum von Ende Juni bis Mitte Oktober 2022 auf. Die Vorgehensweise war stets die gleiche: Nachts zogen mindestens drei Mann in unterschiedlicher Besetzung per Auto, Roller oder auch mal zu Fuß von ihrer gemeinsamen Unterkunft in Bietigheim-Bissingen los, um sich am Tatort aufzuteilen, einen, der draußen Schmiere stand. Die anderen hebelten brachial Fenster und Schiebetüren auf, um in Büro- oder Geschäftsräume zu gelangen und dort Kassen, Tresore oder in zwei Geschäften Regale mit Tabakwaren und Spirituosen leerzuräumen. Im Hallenbad von Sachsenheim waren nach dem Einbruch der Bande zwar ‚nur‘ 1000 Euro weg, dafür Reparaturarbeiten von mehr als 38 000 Euro.

Diebesbande war „professionell“ ausgestattet

Offenbar verfügte die Bande auch über das passende Equipment, denn es wurden Türen aufgeflext, Löcher in Wände gehauen oder Tresore aus der Verankerung gerissen und mitgenommen. Lediglich in einem Spielcasino in Schwieberdingen scheiterten die Täter an einer Metalltür, und auch bei einem versuchten Einbruch in eine Bäckerei in Bietigheim-Bissingen flüchteten die Täter unverrichteter Dinge, weil dort eine Zeugin auf die Männer aufmerksam wurde.

Die Angeklagten stammen allesamt aus dem Kosovo, einige kamen erst wenige Monate vor ihrer Verhaftung nach Deutschland Die Mehrzahl der Verteidiger kündigte Geständnisse an, nachdem die Vorsitzende Richterin, Ursula Ziegler-Göller, keinen Zweifel am Gang des Verfahrens ließ: „Einlassungen zu Beginn des Prozesses bringen einen Strafrabatt von etwa einem Drittel der zu erwartenden Strafe“.

Der Prozess wird am 24. Mai fortgesetzt.