Eine 14-Jährige wird im September 2023 tot bei einer Hütte in Bad Emstal aufgefunden. Jetzt hat das Landgericht Kassel einen 21-jährigen Bekannten der Schülerin des Mordes für schuldig befunden.
Im Prozess um den gewaltsamen Tod einer 14-Jährigen im nordhessischen Bad Emstal ist der Angeklagte wegen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von elf Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Das Landgericht Kassel sah es als erwiesen an, dass der 21-Jährige seine Bekannte im September 2023 erwürgt hatte, um sich sexuelle Befriedigung zu verschaffen. „Die Strafe ist in einer sozialtherapeutischen Anstalt zu vollziehen“, sagte der Vorsitzende Richter.
Zudem ordnete das Gericht den Vorbehalt der Sicherungsverwahrung an. Es sei zumindest wahrscheinlich, dass der Beschuldigte einen Hang zu schweren Straftaten habe, so die Begründung.
Das Opfer war am 28. September vergangenen Jahres tot am Rande eines Feldwegs in Bad Emstal (Landkreis Kassel) entdeckt worden, nachdem es seit dem Vorabend vermisst worden war. Nach Überzeugung des Gerichts hat der 21-Jährige die Schülerin zur Befriedigung des Geschlechtstriebs erwürgt. Zudem habe der deutsche Staatsangehörige die Totenruhe gestört, weil er die Leiche des Mädchens in sexuell motivierter Weise berührte und dies filmte und fotografierte.
Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Freiheitsstrafe
Weil der Beschuldigte zur Tatzeit 20 Jahre und elf Monate alt und somit Heranwachsender war, war eine Jugendkammer des Landgerichts Kassel für den Fall zuständig. Sie musste entscheiden, ob der Angeklagte nach Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht verurteilt wird.
Staatsanwaltschaft und Nebenkläger-Vertreter hatten eine lebenslange Freiheitsstrafe mit dem Vorbehalt anschließender Sicherungsverwahrung und eine Verurteilung nach Erwachsenenstrafrecht gefordert.
Der Verteidiger des Angeklagten hatte für die Anwendung des Jugendstrafrechts plädiert. Er sehe das Mordmerkmal der Befriedigung des Geschlechtstriebs als nicht erfüllt an, hatte er zudem erklärt und beantragt, seinen Mandanten wegen Totschlags zu verurteilen. Dabei hielt er eine Freiheitsstrafe unterhalb der Grenze von zehn Jahren für angemessen.
Angeklagter entschuldigt sich bei Familie der Getöteten
Das Gericht folgte diesen Ausführungen nicht. Es sah das Mordmerkmal zur Befriedigung des Geschlechtstriebs sowie das Mordmerkmal der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen als erfüllt an und wandte das Erwachsenenstrafrecht an. Der Angeklagte sei bei der Tat weniger als einen Monat vor Vollendung des 21. Lebensjahres gewesen. Zudem habe er ein selbstbestimmtes Leben geführt. Zuvor hatte ein psychiatrischer Gutachter dem Angeklagten volle Schuldfähigkeit attestiert.
Zum Prozessauftakt in der vergangenen Woche hatte der Beschuldigte eingeräumt, die 14-Jährige bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt zu haben, nachdem er mit ihr in einen Streit geraten sei. Anschließend habe er sie entkleidet und Film- und Videoaufnahmen von ihr gemacht, um sie damit nach ihrem Aufwachen von einer Anzeige bei der Polizei abzuhalten. Töten wollte er sie demnach aber nicht. Am Mittwoch entschuldigte er sich bei der Familie der Getöteten. „Ich würde mich bei der Familie entschuldigen, dass es so weit gekommen ist am 27.9., aber mehr als entschuldigen kann ich mich nicht“, sagte er.
Gegen das Urteil kann Revision eingereicht werden.