Schleuser haben 45 Migranten in einen Lkw eingepfercht, nach Deutschland gebracht und bei frostigen Temperaturen in einem Wald ausgesetzt. Jetzt steht der mutmaßliche Organisator der Fahrt vor Gericht.

Passau - Er soll die Flucht von 45 Migranten bei eisigen Temperaturen nach Deutschland organisiert haben - mutmaßlich kein Einzelfall. Laut Anklage behandelte der Spediteur die Flüchtlinge auf unmenschliche, lebensgefährdende und erniedrigende Weise. Zum Prozessauftakt am Donnerstag vor dem Landgericht Passau sagte die Staatsanwältin, Profitmaximierung habe im Vordergrund gestanden.

 

Der 46-Jährige aus Brühl (Rhein-Neckar-Kreis) schwieg dazu. Seine Anwälte erklärten, ihr Mandant wolle zunächst keine Angaben zur Sache machen. Am kommenden Donnerstag soll weiterverhandelt werden.

Die Flüchtlinge aus dem Irak, dem Iran, Syrien und Somalia wurden im März von einem Fahrer aus Rumänien nach Niederbayern gebracht und in einem Wald nahe Ruhstorf an der Rott im Landkreis Passau ausgesetzt. Die Temperaturen betrugen zwischen null und minus acht Grad. Nach Zeugenhinweisen suchte die Polizei mit Hunden nach den Menschen.

Auch Kinder in Lkw

Die Fahrt soll 20 Stunden gedauert haben. Der Lastwagen war mit Holzpaletten beladen, hinter denen sich die Flüchtlinge, darunter auch Kinder, versteckten. Als der Lkw abbremste, verrutschten die Paletten und verletzten mehrere Migranten. Für das Einschleusen hätten die Flüchtlinge 1000 bis 9000 Euro gezahlt, sagte die Staatsanwältin. Das Geld sei bei einem Unbekannten hinterlegt worden.

Der 46-Jährige, der in Baden-Württemberg eine Spedition betreibt, soll einer Schleuserbande angehören, den Transport organisiert und den Fahrer angeworben haben. Die Anklagebehörde legt ihm gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusen von Ausländern zur Last. Deren Gesundheit sei schwer in Gefahr gewesen.

Das Landgericht hatte den Lkw-Fahrer in einem separaten Verfahren zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Für den Prozess gegen den 46-Jährigen sind Verhandlungstermine bis in den Februar angesetzt.