Im Totschlagsprozess gegen einen 76-Jährigen, der seine Bekannte erschlagen und die Leichenteile im neckar versenkt haben soll, haben am Dienstag der Sohn und der Lebensgefährte des Opfers ausgesagt.

Stuttgart - Seit dem 23. Mai muss sich ein 76-jähriger Mann vor der 9. Schwurgerichtskammer des Landgerichts wegen Totschlags verantworten. Am Dienstag wurde der Prozess fortgesetzt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, eine 72-jährige Frau mit stumpfer Gewalt getötet, ihren Leichnam zerteilt und anschließend in den Neckar geworfen zu haben.

 

Am Dienstag haben der langjährige Freund sowie der Sohn des Opfers ausgesagt. Der 56-jährige Freund hatte die Frau 2004 auf einer Kaffeefahrt kennengelernt und bis zuletzt eine Beziehung mit ihr geführt. Er beschrieb sie als fröhliche Frau, die mit allen zurechtgekommen sei und nur selten getrunken habe.

Die Beziehung sei trotzdem nicht frei von Spannungen gewesen, berichtete der 56-Jährige. In ihrer Plieninger Eigentumswohnung habe sie wie ein Messie Gegenstände gehortet, die sie auf Kaffeefahrten erworben hatte. Außerdem litt die Frau allem Anschein nach an Depressionen. Der Freund berichtete, er habe zufällig eine Packung Antidepressiva bei ihr entdeckt.

Obwohl das Opfer, das einer geringfügigen Beschäftigung nachging, 20 000 Euro auf dem Konto hatte und regelmäßig Geld von ihrem Ex-Mann erhielt, kaufte es in Tafelläden ein und drehte jeden Cent zweimal um. Ihrem Freund gegenüber verschwieg sie ihre Vermögensverhältnisse und stellte sich als arm dar. Von Beziehungen seiner Freundin zu anderen Männern ahnte der Lebensgefährte nichts. Der Aussage ihres Sohnes zufolge habe sich seine Mutter oft ein sorgenfreieres Leben mit mehr Geld gewünscht. Einer Freundin soll das Opfer anvertraut haben, sie habe einen „Doktor aus Esslingen“ kennengelernt, womit sie den Angeklagten meinte.

Sohn und Lebensgefährte gaben Vermisstenanzeige auf

Einige Tage nach dem Verschwinden der Frau im September 2017 gaben Lebensgefährte und Sohn eine Vermisstenanzeige auf. Am 17. Oktober fand eine Trainingsgruppe der Stuttgarter Kanugesellschaft einen im Neckar treibenden Torso, in den folgenden Wochen tauchten weitere Körperteile im Neckar auf.

Die Ermittler hätten Anzeichen stumpfer Gewaltanwendung am Torso festgestellt, sagte ein am Fundort eingesetzter Vernehmungspolizist am Dienstag. Die glatten Wundränder hätten außerdem darauf hingedeutet, dass die Extremitäten mit einem Werkzeug abgetrennt worden seien. Durch einen Abgleich mit der Vermisstendatei habe die Polizei die Identität der Frau ermittelt, so der Beamte.

Auf die Spur des Angeklagten kam die Polizei durch Reiseunterlagen und eine Rechnung für Ringe, die die Hinterbliebenen in der Plieninger Wohnung des Opfers fanden. Diese waren auf den Namen des Angeklagten ausgestellt, von dem weder Sohn noch Lebensgefährte des Opfers vorher gehört hatten.

Der 76-jährige Esslinger, der die Tat bestreitet, äußert sich selbst weiterhin nicht zum Fall. Der Polizei sagte er beim Verhör, dass er das Opfer gekannt und sie zuletzt am Tag des Verschwindens gesehen habe. Der Prozess am Landgericht wird am 11. Juni fortgesetzt.