Ein 44-jähriger Mann wandert hinter Gitter, weil er reihenweise alte Menschen bestohlen hat. Die Komplizin des Mannes hatte ausgepackt.

Stuttgart - Die 5. Strafkammer des Landgerichts hat einen Rumänen wegen Diebstahls und Computerbetrugs in jeweils 23 Fällen zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Mehr Fälle waren dem einschlägig vorbestraften Mann nicht nachzuweisen. Doch die Kriminalpolizei geht von einer viel höheren Zahl an Taschendiebstählen aus.

 

„Wir haben im Tatzeitraum mehr als 55 Fälle zusammengetragen“, sagt ein Kripobeamter aus Filderstadt vor Gericht. Immer habe es sich bei den Opfern um ältere Herrschaften zwischen 70 und 90 Jahren gehandelt, meist seien es Frauen gewesen.

Die Masche war immer gleich: Der Mann und seine Komplizin, der er das jetzt verkündete Urteil gegen ihn zu verdanken hat, suchten sich Supermärkte aus, in deren Obstabteilung keine Überwachungskameras angebracht sind. Die Frau drängte sich zwischen das Opfer und dessen Einkaufswagen, der Mann griff blitzschnell in die dort platzierte Tasche und stahl die Geldbörse. Während dem Opfer erst an der Kasse klar wurde, dass der Geldbeutel fehlt, waren die Diebe schon zum nächsten Bankautomaten unterwegs. Denn in 23 Fällen fanden sie neben dem Bargeld auch noch EC-Karten mitsamt der Geheimnummer in den Geldbörsen. Also wurde schnell noch Geld abgehoben, was immer die Frau erledigte. Die Beute aus den 23 Fällen, die zwischen September 2015 und Februar 2017 liegen, betrug mehr als 3000 Euro Bargeld und knapp 30 000 Euro von den Bankkonten.

„Immer jemanden für die Drecksarbeit gebraucht“

Der Mann gibt vor Gericht indirekt zu, mehr Taschendiebstähle im Großraum Stuttgart begangen zu haben. Denn er und seine Komplizin haben im Tatzeitraum 65 000 Euro nach Rumänien überwiesen. „Alles Geld aus Diebstählen“, so der Angeklagte.

Das diebische Duo war am 11. Februar 2017 in Filderstadt festgenommen worden. Die 44-Jährige wurde zu vier Jahren verurteilt, der gleichaltrige Mann kam zunächst mit drei Monaten davon, weil man ihm nur einen Diebstahl nachweisen konnte. Die Frau dagegen hatte immer das Geld an den Automaten abgehoben und saß nun in der Patsche. Nach ihrem Prozess packte sie aus. „Er hat immer jemanden gebraucht, der für ihn die Drecksarbeit macht“, sagte sie der Polizei. Sie musste sich an den Geldautomaten filmen lassen, der Mietwagen lief auf ihren Namen, die Hotelzimmer ebenfalls.

Der Mann, ein gelernter Mechaniker, war im Juni in Rumänien festgenommen und nach Stuttgart ausgeliefert worden.