Ein 66 Jahre alter Mann hat vor Gericht gestanden, seine Frau bedroht und ein Feuer in seiner Wohnung gelegt zu haben. Der Teufel habe es ihm befohlen.

Stuttgart - Es stand spitz auf Knopf am Abend des 4. Oktober 2016 am Hausenring in Stuttgart-Hausen. Im Eingangsbereich einer Wohnung stand ein Schrank in Flammen, ein Mieter war noch in der Wohnung. Die Feuerwehr rettete den Mann durch ein Fenster und löschte schnell. Der Gerettete steht jetzt vor der 8. Strafkammer des Landgerichts. Er hat gestanden, den Brand gelegt zu haben – aus Ärger, weil seine Frau ihm verboten habe, in der Wohnung zu rauchen. Dann sei da noch diese Stimme gewesen, die ihm gesagt habe, er solle weitermachen, so der 66-jährige Beschuldigte. „Die Stimme des Teufels“ habe er in seinem Kopf gehört.

 

Er hat versucht, seiner Frau die Haare anzuzünden

Es hätte schlimm ausgehen können. Denn zuvor hatte der Mann, der seit gut 40 Jahren psychisch krank ist, seiner Frau die Haare anzuzünden versucht. „Du bist tot“, soll er dabei gesagt haben. Durch den brennenden Schrank war ein Gebäudeschaden in Höhe von 10 000 Euro entstanden, die Wohnung wurde unbewohnbar. Die Staatsanwältin sagt, der Beschuldigte habe unter dem Einfluss einer schizoaffektiven Psychose gehandelt, er sei schuldunfähig, aber gefährlich für die Allgemeinheit. Er müsse in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden. Derzeit lebt er in einem Seniorenheim.

Ob er sich denn selbst für gefährlich halte, fragt der Vorsitzende Richter. „Nein, gefährlich war ich noch nie“, sagt der von Verteidiger Hans-Christian Wolff vertretene Mann. Er sei auch noch nie vor Gericht gestanden, so der gelernte Radiotechniker, der 1991 von Kasachstan nach Deutschland übergesiedelt war. Einen Dolmetscher brauche er nicht, sagt er. „Ich spreche Uraltschwäbisch.“ Wie zum Beweis fügt er hinzu: „Kartoffeln heißen Grombiera.“

Nimmt der Mann seine Tabletten wirklich?

Ganz so harmlos, wie er sich selbst einschätzt, ist der Beschuldigte wohl nicht. Da war zum einen die Brandstiftung in der ehelichen Wohnung. Er soll zweimal versucht haben, seine Frau die Treppe hinunterzustoßen. Seine Ehefrau, die als seine Betreuerin fungiert, damit aber überfordert zu sein scheint, verabreicht dem 66-Jährigen jeden Tag seine Medikamente. „Ohne geht es nicht“, sagt er selbst. Aber schluckt er die Tabletten auch? Er nehme sie in den Mund, gehe dann aber immer in die Toilette, berichtet die Frau. Am Ende beantragen sowohl die Staatsanwältin wie auch Verteidiger Wolff, den 66-Jährigen auf Bewährung unterzubringen. Die Kammer wird dem folgen, aber eine engmaschige Betreuung anordnen.