Landgericht Stuttgart Mutmaßliche Dealer schicken Drogen ans Gerber

Zwei junge Männer sollen im Darknet Drogen bestellt und als Lieferadresse das Einkaufcenter Gerber angegeben haben. Mit dem Reichtum als Dealer war’s aber nicht weit her.
Stuttgart - Sie wollten offenbar das große Rad drehen, sind dabei aber grandios gescheitert. Zwei junge Männer stehen seit Montag vor der 7. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart, weil sie mit Drogen gehandelt haben sollen. Der Paketservicedienst des Einkaufcenters Gerber an der Sophienstraße in der Stuttgarter Innenstadt spielte dabei eine zentrale Rolle.
Die zwei 26 und 27 Jahre alten Männer aus Calw, vertreten von den Verteidigern Andreas Baier und Olaf Panten, waren beim Gerber als Sicherheitsmitarbeiter angestellt. Das Einkaufscenter bietet Privatleuten den Service an, sich Post ans Gerber schicken zu lassen. Diese läuft beim Paketservicedienst auf. Das, so lautet die Anklage, wollten sich die zwei Burschen zunutze machen.
Die Männer sollen in drei Fällen mehrere hundert Ecstasy-Tabletten im Darknet, einem schwer zugänglichen Teil des Internets, geordert haben. Bezahlt hätten sie die illegale Ware mit Bitcoins. Bei den Bestellungen hätten sie falsche Namen angegeben. Geliefert werden sollte ans Gerber.
Die erste Lieferung sollte Mitte Oktober 2018 aus Nordrhein-Westfalen kommen. Das Drogenpaket wurde indes abgefangen. Mitte Februar 2019 sollen die Angeklagten erneut 100 Tabletten eingekauft haben. Die Postsendung, dieses Mal aus den Niederlanden, wurde ebenfalls aus dem Verkehr gezogen. Die mutmaßlichen Möchtegern-Drogenbarone blieben hartnäckig. Anfang Juni vergangenen Jahres bestellten sie ein Kilo Amphetamin, das der bisher nicht identifizierte Lieferant aus den Niederlanden in drei Tranchen verschicken wollte. Er gab die drei Päckchen in Aachen auf. Die Drogenpakete erregten jedoch erneut Misstrauen – sie wurden abgefangen. Die Angeklagten fragten vergebens bei der Poststelle des Gerber nach.
Drei Drogenlieferungen wurden abgefangen
Anfang dieses Jahres hatten die zwei Männer ihre Security-Jobs in Stuttgart verloren. Doch vom Drogendealen wollten sie mutmaßlich nicht lassen. Jetzt hatte sie allerdings die Polizei im Visier. In den Zimmern der Angeklagten in Calw stellten die Beamten Amphetamin, Ecstasy und Marihuana sowie knapp 7000 Euro Bargeld sicher.
Die Tatsache, dass die Polizei auch noch einen Metallschlagstock und ein Springmesser fanden, könnte sich zusätzlich negativ auf die Höhe der Strafe auswirken – sofern die zwei jungen Männer, die im Gerichtssaal hinter einer Spuckschutzwand sitzen, für schuldig befunden werden sollten.
Gleich zu Beginn des Prozesses hatten die Verteidiger ein Rechtsgespräch aller Beteiligten angeregt. Das deutet darauf hin, dass die Angeklagten Geständnisse ablegen werden, falls ihnen Staatsanwalt und Strafkammer bei der Strafhöhe entgegenkommen.
Der Prozess, der bis 20. Juli terminiert ist, wird am 7. Juli fortgesetzt.
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