Drei Männer stehen in Stuttgart vor Gericht, weil sie einen Mann fast totgeprügelt haben sollen. Zwei der Angeklagten weisen jede Schuld von sich.

Stuttgart - Nein, es sei keine Abreibung geplant gewesen. Lediglich schlichten habe er wollen, die Sache ruhig beenden, sagt der 47-jährige Gastwirt vor der 9. Strafkammer des Landgerichts. Der Mann ist der gefährlichen Körperverletzung angeklagt. Seine zwei Mitangeklagten sehen sich sogar dem Vorwurf des versuchten Totschlags gegenüber. Man könnte den Fall als Kneipenschlägerei abtun, wenn dabei nicht das Opfer um ein Haar sein Leben verloren hätte.

 

Das Ganze ist ziemlich unübersichtlich. Da ist unter anderem die Rede von Ali, Dragan, Tomo, Michele, Lazar, Filip, von einem Tscheko und einem Giuseppe. Fast alle Genannten haben natürlich Spitznamen, was die blutige Sache, die in der Nacht auf den 28. Juni vergangenen Jahres vor dem ehemaligen Lokal des 47-Jährigen im Cannstatter Ortsteil Hallschlag stattgefunden hat, nicht einfacher macht.

Der Staatsanwalt geht von einer geplanten Aktion aus

An besagtem Abend war der Wirt mit seiner Freundin in einem Lokal in Bad Cannstatt. Dort habe man zufällig einen Mann getroffen, der als Stammgast in dem Lokal des Wirts verkehre, sagt der 47-Jährige. Dieser Stammgast habe sich an seine Freundin „rangeschmissen“, so der Wirt. Das sei so weit gegangen, dass es in der Cannstatter Kneipe zu einer Schubserei gekommen sei. Er habe keinen Ärger gewollt – also seien er und seine Freundin in sein eigenes Lokal im Hallschlag zurückgefahren, so der Wirt. Staatsanwalt Thomas Schek sagt, der Wirt habe den Stammgast in sein Lokal bestellt, um ihm dort eine Abreibung verpassen zu können.

Das bestreitet der Wirt. Seine Freundin habe schließlich Dragan angerufen. Dragan ist offenbar der Mann fürs Grobe, der im Lokal des Wirts schon mehrere Male für Ruhe gesorgt hat. Jedenfalls hat man wohl mit dem Auftauchen des Stammgasts gerechnet.

Dieser fuhr später tatsächlich mit dem Taxi und mit Verstärkung vor. Jetzt geht die Aussage des Wirts hin und her. Einmal heißt es, er sei im Lokal geblieben, dann wieder sagt er, er sei vor dem Lokal gestanden. Auf jeden Fall habe er niemanden geschlagen, so der 47-Jährige. Die zwei Mitangeklagten, wie der Wirt serbischer Herkunft, hielten sich in dem Lokal auf. Der 25-Jährige, wie sein 23-jähriger Kumpel in Deutschland ohne feste Adresse, sagt aus. Sein Kumpel will dies später auch tun.

Etliche Brüche am Kopf und im Gesicht

Irgendwann seien mehrere Leute vor das Lokal gegangen, er selbst habe in die Schlägerei jedoch nicht eingegriffen. Gesehen habe er, dass Michele mit einer Flasche auf Dragan losgegangen sei. „Ich wollte bloß die schreienden Frauen beruhigen“, sagt der 25-Jährige. Und geschlagen habe er auch niemanden. „Wie erklären Sie, dass hier ein fast Toter zurückgeblieben ist, der nur durch ärztliche Kunst am Leben gehalten werden konnte?“, fragt Vorsitzender Richter Jörg Geiger. Das könne er nicht erklären, so der 25-Jährige.

Der Stammgast hat unter anderem etliche Brüche am Kopf und im Gesicht davongetragen. Ein zweiter Mann wurde ebenfalls schwer verletzt. „Ich sage die Wahrheit“, beharrt der 25-Jährige. Er sei auch jederzeit sogar zu einem Lügendetektortest bereit. Der Prozess wird an diesem Donnerstag fortgesetzt.