Das Landgericht Stuttgart hat einen einstigen Hockey-Jugendnationalspieler zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Der Mann hatte aus seiner Wohnung heraus unter anderem mit Marihuana und Kokain gehandelt.

Stuttgart - Verteidiger Philipp Gerber hatte vier Jahre beantragt, Staatsanwalt Stefan Fahrion viereinhalb. Doch die Richter und Richterinnen der 7. Strafkammer des Landgerichts haben ihre eigene Sicht auf das, was sich der 28-jährige Angeklagte hat zu Schulden kommen lassen. Das Urteil: fünf Jahre Gefängnis wegen bewaffneten Handels mit Betäubungsmitteln, wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffen- und Waffengesetz und wegen Geldfälschung.

 

Der Fall des einstigen Hockey-Jugendnationalspielers aus Norddeutschland, der zuletzt in Stuttgart gelebt hatte, zeigt einmal mehr die ungeahnten Tiefen des Internets auf. Dort gibt es so ziemlich alles. So hatte sich der 28-Jährige Ende 2015 bei einem Anbieter namens Crime Network sieben gefälschte 50-Euro-Scheine für einen Stückpreis von sieben Euro bestellt. Allerdings sei die Qualität so schlecht gewesen, dass er sich mit einer der Blüten eine Zigarette angezündet habe. „Das gab ein cooles Foto. Ich habe keinen Schein in Umlauf gebracht“, so der Angeklagte.

Drogen, Waffen, Falschgeld – im Internet gibt es alles

Schaut man sich die Seite von Crime Network im abgeriegelten sogenannten Darknet an, traut man seinen Augen kaum. Dort werden allerlei Drogen angeboten, gefälschte Ausweise und Meldebescheinigungen, Falschgeld, Codein- und andere Tabletten, falsche Kreditkarten und Waffen. Die Seite ist inzwischen abgeschaltet. Andere Anbieter werden in die Lücke stoßen.

Im Darknet hatte der unter Panikattacken und Agoraphobie (Angst vor großen Plätzen, Angst das Haus zu verlassen) leidende Bursche auch seinen Drogenlieferanten kennengelernt.

Wegen seiner psychischen Störung war der 28-Jährige erwerbsunfähig. Also verlegte er sich auf Drogenhandel als Einnahmequelle. Von April bis Anfang Juli 2016 ließ er sich insgesamt knapp sechs Kilo Marihuana und 120 Gramm Kokain in seine Wohnung nach Neugereut liefern. Damit setzten er und ein Komplize mehr als 45 000 Euro um. Mehrere Drogenpäckchen wurden auch an eine Packstation der Post geliefert, die der Angeklagte mit gefälschten Post-Accounts angelegt hatte.

Dann kam er auf die Schnapsidee, auch mit Waffen Geld verdienen zu wollen. Als die Polizei Anfang Juli 2016 seine Wohnung in Neugereut durchsuchte, fand sie eine Kalaschnikov, einen Colt und Schreckschusswaffen.

28-Jähriger ist voll schuldfähig

Der Mann sei trotz seiner psychischen Störung nicht vermindert schuldfähig, sagt Vorsitzender Richter Rainer Gless. „Dafür ist dem Angeklagten im Tatzeitraum einfach zu viel gelungen.“ Es handele sich um komplexe Tatabläufe. Strafmildernd habe sich aber sein „wertvolles“ Geständnis ausgewirkt. Durch seine Aufklärungshilfe habe die Polizei beispielsweise seinen Komplizen festnehmen können. Trotzdem sei die Kammer über den Antrag des Staatsanwalts hinausgegangen. „Das Tatbild stellt sich ziemlich professionell dar“, so Richter Gless.

Wegen seiner Alkohol- und Drogensucht muss der 28-Jährige mindestens zwei Jahre in einer Entziehungsanstalt verbringen.